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Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 1991

Das beliebte Marathon-Blitzturnier

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Rekord und Wolferl vorne dabei

von Hartmut Metz

   Was unsere Veranstaltungen anlangt, dürfte wohl das Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitz unsere größte organisatorische Herausforderung sein. Die Vorbereitungen sind langwierig (Sponsoren und Preise besorgen, Essen und Getränke ordern ...). Noch schwieriger gestaltet sich dann die Nacht, in der jeder Kuppenheimer "ranklotzen" muß. Zumindest war dies auch beim dritten Blitz so, weil wie gewohnt viel zu wenige Mitglieder halfen. Deshalb kann man mehr als froh sein, daß uns die Frau unseres Vorsitzenden Heribert Urban tatkräftig unterstützte. Doch genug des Jammems und Klagens: Am nächsten Morgen durften die müden Recken ein gelungenes Schachfest konstatieren.

   Mit 126 Teilnehmern verbuchten wir einen neuen Rekord. Unser scheinbar guter Ruf sowie die ausgiebige Werbung in allen Publikationen garantierten wohl dieses Ergebnis. Das Medienecho war so gut wie nie (Ob's daran lag, daß ich noch mehr als sonst geschrieben habe? Eben drum). Hauptsponsor Sparkasse Kuppenheim zeigte sich jedenfalls mit den Veröffentlichungen im BT, den BNN sowie im Kommunal-Echo sehr zufrieden. In den Schachzeitungen erscheinen noch demnächst Artikel, Radio Merkur interviewte unseren Vorsitzenden und beinahe wäre sogar das Fernsehen gekommen. Letztlich sah der Südwestfunk dann doch von einem Bericht ab - wahrscheinlich, weil ein namhafter deutscher Großmeister fehlte. Ansonsten wäre der Vergleich mit dem Schachcomputer Mephisto Lyon gewiß zu einem totalen Medienspektakel geworden. So wie Werner Magin, der Vorstandsvorsitzende der Bezirks-Sparkasse, bei der Siegerehrung meinte, will sich sein Geldinstitut auch im nächsten Jahr bei uns engagieren. Schön wär's schon, wenn wir vornherein auf einen Sponsor zählen können. Allerdings sollte das finanzielle Engagement ausgeweitet werden, damit noch namhaftere Leute an die Murg gelockt werden - ein Großmeister fehlt uns noch in der Sammlung.

   Die wenigen Kuppenheimer Mitglieder, die diesmal mitspielten, schlugen sich hervorragend: Wolfgang Gerstner belegte sogar den geteilten ersten Rang, läßt man den Computer einmal außen vor. Jochen Klumpp kam immerhin auf Rang 19 ein. Helge Roes siegte in der Trostrunde A und durfte dafür ein Europa-Rochade-Abonnement sowie ein Schachbuch aus dem üppigen Preisfond (über 50 Bücher) kassieren. Frank Westermann verging während der Nacht die Lust aufs Blitzen. Er konzentrierte sich dann mehr darauf, die Ergebnisse in der Trostrunde C aufzuschreiben. Deshalb landete das Nachwuchstalent in der Trostrunde B im hinteren Feld. Was tat sich sonst?

   Ein mephistophelischer Alleingang sollte es beim Kuppenheimer Schachmarathon werden - am Ende mußte der "Mephisto Lyon 68030" froh sein, dank der gegnerischen Konditionsschwächen mit minimalem Vorsprung durchs Ziel zugehen. Eine Runde vor Schluß des "Sparkassen-Cups" lag das 15000 Mark teure Gerät noch einen halben Zahler hinter dem Internationalen Meister Henryk Dobosz. Der Pole führte von der ersten Runde an und stürzte ausgerechnet in der 51. und letzten Partie. Die Technik hatte also doch noch über die Kondition des Menschen gesiegt. Mit 23,5:7,5 Zählern blieb der "Lyon" nur einen halben Punkt vor Dobosz, der das erste Preisgeld mit den ebenfalls am Schluß noch aufkommenden Hajo Vatter (Zähringen) und unserem Wolferl teilen mußte. Über den Erfolg des badischen Meisters freuten wir uns natürlich besonders. Das Siegestrio durfte nach zwölfstündigem Spektakel - das Turnier endete beinahe pünktlich morgens um acht Uhr - jeweils 530 Mark aus der Hand von Werner Magin entgegennehmen. Bei einem alleinigen Sieg hätte Dobosz 800 Mark einstreichen dürfen.

     Der nächtliche Wettstreit zog 126 Spieler aus sieben Nationen an. Bei dieser Rekordzahl durften sich die Anhänger des königlichen Spiels auch über den bisher größten Preisfond (mehr als 5 000 Mark an Geld- und Sachpreisen) freuen. Damit nicht nur die Spitzenspieler die Preise abkassieren, teilten wir das Feld wie gewöhnlich nach 20 Runden in die Meister- und die Trostrunden A bis C ein. Wer ins 32köpfige A-Feld wollte, mußte gegen 1 Uhr 15 Punkte aufweisen. Neben Wolferl gelang dies aus Mittelbaden noch Jochen und Mischa Machius (Vimbuch). Jochen spielte anfangs ganz gut, rutschte nach neun Stunden aber ins Mittelfeld ab. Wie gut das Turnier besetzt war, belegt das Ergebnis des ungarischen IM Tamos Erdely, der in der Trostrunde A nur Rang fünf belegte. Übrigens erwiesen sich die Ungarn wieder als äußerst freundlich und verabschiedeten sich bei mir ganz herzlich. Wie schon im Vorjahr hatten sie ihren Kleinwagen vollgestopft und fuhren mit vier Mann extra nach Kuppenheim. Bestimmt sind die Ungarn auch wieder nächstes Jahr dabei, da es dem einen oder anderen zu einem Preis gereichte.

   Vor dem "Sparkassen-Cup" hatten wir gehofft, daß der "Mephisto" höchstens zwei oder drei Partien verliert. Schließlich waren für die ersten fünf Erfolge über den Schachcomputer wertvolle Reprints der "Deutschen Schachzeitung" aus dem 19. Jahrhundert ausgesetzt (Verkaufspreis insgesamt: 1300 Mark). Doch schon in der ersten Partie zeichnete sich die Sensation ab: Der Schwetzinger Stefan Inhoven bezwang den inoffiziellen deutschen Blitzmeister. Sollten die fünf vorhandenen Bände von Edition Olms weggehen wie warme Semmeln? Zunächst nicht, da "Mephisto" samt Bediener Ralf Gantner, der manchmal von Ralf Schubert abgelöst wurde, die anderen 19 Vorrundenpartien gewann. In der Finalrunde setzten die nun stärkeren Gegner dem Computer-Weltmeister zunächst schwer zu. Vatter, Dobosz, Stefan Molineus (München) und Max Scherer (Dreisamtal) sicherten sich die anderen vier Reprints. Jochen verpaßte durch ein Remis einen Band nur knapp. Nach zehn Runden war der "Mephisto Lyon" weit zurückgefallen, erst eine Serie von 17 Siegen ließ ihn wieder Tuchfühlung zu Dobosz aufnehmen. Da auch der Pole etwas nachließ, durfte sich der Computer gegen Wolfang, der das Gerät sauber und gekonnt überspielte, und Georg Siegel zwei Ausrutscher erlauben. Letzterer, der die beiden ersten Kuppenheimer Marathonturniere gewann, durfte sich wenigstens mit einem zusätzlichen Buchpreis über den knapp verpaßten Titel-Hattrick trösten.

   Glücklichster Teilnehmer dürfte nach dem Frühstücksbüffet Dieter Rothacher gewesen sein. Der künftige Vimbucher beantwortete wie fast 50 andere Rätselfreunde die Frage "Wie viele verschiedene Stellungen können nach einem Zug entstehen" richtig: Exakt 400 lautete die Lösung, die ihm einen sprechenden humorvollen Schachcomputer "Kishon Chesster" einbrachte.

Das Endklassement der Finalrunde:

1.

Mephisto Lyon 23,5

2.

IM Dobosz Polen 23,0

3.

Vatter Zähringen 23,0

4.

Gerstner Sindelfingen 23,0

5.

Siegel Zähringen 22,5

6.

Burkhart Kirchheim 21,5

7.

IM Ksieski Polen 21,0

8.

Heidenfeld Ulm 20,5

9.

Schmaltz Mannheim 20,5

10.

Krizsany

Ungarn 20,0

11.

Ronbiano

Peru 19,5

12.

Beikert

Viernheim 19,0

13.

Anka

Ungarn 18,0

14.

Orio

Peru 16,5

15.

Zcecerio Peru 16,5

16.

Holzinger Leimen 16,5

...

19.

Klumpp

Kuppenheim 12,5


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