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Vorbericht Badischer Schachkongress 2004

von Michael Lorenz, April 2004

zu den Schachtexten

 

1. Bericht (11.4.)   Abschlussbericht (18.4.)

   Traditionsgemäß eröffnet am Karfreitag der 77. Badische Schachkongress. Bei über 350 Voranmeldungen werden heute eine stattliche Anzahl von Spielern in der Eppinger Großsporthalle antreten. Ebenfalls schon traditionell sind Kuppenheimer Rochadniks mit am Start.

 

Schach in der Eppinger Großsporthalle

Der 77. Badische Schachkongress in Eppingen

 

   Nachdem unser Vertreter in der Badischen Meisterschaft Joachim Kick heuer mangels Urlaub ausfällt, hält Ralf Gantner im Meisteranwärterturnier die Rochadefahne am weitesten nach oben. Im letzten Jahr mit Ex-Kuppenheimer Michael Zunker souverän aufgestiegen dürfte ihm diesmal allerdings ein rauer Wind um die Nase wehen, in der Voranmeldung an letzter Stelle der Setzliste, ist der Klassenerhalt vorrangiges Ziel.

   Ähnlich wie bei Wolfgang Kaupp, der beim vergangenen Kongress in Karlsruhe im Allgemeinen Turnier Fünfter von 43 wurde und einmal mehr ins Hauptturnier aufgestiegen ist, wo er auf jeden Fall länger als ein Turnier verweilen will.

   Ebenfalls im Hauptturnier kämpft Michael Lorenz um Punkte, der im Vorjahr nach schwachem Beginn (2 aus 5) mit einem Endspurt (4 aus 4) noch die Gesamtbilanz verschönerte, aber dieses Mal gerne von Beginn an weiter oben mitspielen möchte.

Zur Einstimmung je eine Partie unserer Protagonisten zum Nachspielen.

 










Gantner,R (1701) - Schaaf,R (1823) [C45]
Mittelbadischer Schachkongress 2002 G, 14.09.2002
[R. Gantner]

Zur Einstimmung auf den Schachkongreß in Eppingen hier eine Partie vom Mittelbadischen Schachkongreß / Stadtmeisterschaft Baden-Baden. Natürlich ist die Begegnung nicht ganz fehlerfrei, was diesmal mehr an meinem jungen, aber mittlerweile zu einem Landesligaspieler gereiften Kontrahenten lag.

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sxc6 bxc6 6.e5 De7 7.De2 Sd5 8.c4 La6 9.Sd2 g6 10.b3 Lg7 11.Lb2 0-0 12.0-0-0 Db4?! 13.Df3 Sb6 14.Se4 De7? wohl schon der entscheidende Fehler 15.Sf6+ Kh8 16.h4 d6 17.exd6 cxd6 18.h5 h6 19.Df4 Sd7 20.Sxd7 Schwarz gab auf 1-0

 

 










Kaupp,W (1613) - Mrinski,E (1493) [A08]
76. Schachkongress (6), 23.04.2003
[M. Lorenz]

Bereits im Kampf um den Aufstieg, spielte Wolfgang das damalige Kuppenheimer Nachwuchstalent - jetzt Baden-Ooser Nachwuchstalent - Eugen Mrinski aus. Inzwischen, ein Jahr danach, hat Eugen bereits eine DWZ von 1737!

1.Sf3 d5 2.g3 c5 3.Lg2 Sc6 4.0-0 e6 5.d3 Sf6 6.Sbd2 Le7 7.e4 dxe4 [ Überlich ist eigentlich z. B. 7...0-0 8.Te1 b5 9.e5 Sd7 10.Sf1 a5 11.h4 b4 Der schwarze Aufbau reicht aber auch so zum Ausgleich] 8.dxe4 e5 9.c3 0-0 10.Dc2 Dc7 11.Sc4 Le6 12.Se3 b5?! [ nach 12...h6 ist die Stellung ausgeglichen] 13.Sg5 Dc8 14.Sd5 Wolfgangs Springer tanzen nun dem Nachziehenden auf der Nase herum 14...Ld7 15.Sf3 droht Se5: 15...Ld8 16.Le3 c4 17.Lg5 Te8 [ 17...Sg4! vermied die Schwächung des Königsflügels] 18.Lxf6 gxf6 Eugen hält sich krampfhaft am Läuferpaar fest, jetzt kann er erleben, wie ihm Wolfgangs überlegene Springer den Garaus machen 19.Sh4 Kg7 20.Se3 Se7 21.De2 Sg6? [ 21...Tb8 ] 22.Sef5+ Kh8 23.Sxg6+ hxg6 24.Sd6 Dc7 25.Sxe8 Lxe8 die Qualität reicht zum Sieg, der Rest ist Formsache 26.Tad1 Ld7 27.Dd2 Le6 28.Dh6+ Kg8 29.Lh3 Dc8 30.Lxe6 Dxe6 31.Dd2 Kg7 32.Dd5 Dxd5 33.Txd5 Tb8 34.Tfd1 Lb6 35.Kg2 a6 36.Td6 a5 37.a3 Lc5 38.Tc6 Le7 39.Td7 Ld8 40.Ta6 Lb6 41.Kf3 Kf8 42.Td5 Ld8 43.Ke2 Kg7 44.h4 Lc7 45.Tc6 Ld8 46.Tcc5 b4 47.axb4 axb4 48.cxb4 Le7 49.Tb5 Ta8 50.Td2 Tc8 51.Tb7 Lf8 52.Tdd7 Kg8 53.Txf7 Lxb4 54.Tfc7 Txc7 55.Txc7 Kf8 56.Txc4 Le7 57.b4 1-0

 

 










Lorenz,M (1887) - Mendel,M (1659) [A13]
76. Schachkongress G (8), 25.04.2003
[M. Lorenz]

Wie gewinnt man, wenn man gewinnen muss? Die Frage ist so alt wie, warum tut sich der Spieler an Brett 8 so schwer, wo er doch den leichtesten Gegner hat? Bis zur 6. Runde des Haupturnier 2 fand ich auf jeden Fall kein Gewinnrezept. Da ich annahm, inzwischen weiss jeder, ich spiele Englisch, entschloss ich mich erstmals in einer ernsthaften Partie zu

1.Sf3! Sf6 2.c4 e6 3.b3 d5 4.Lb2 Sbd7 5.g3 c6 6.Lg2 Le7
Diesen Aufbau pflegt auch Reinald Kloska zu spielen. Hart wie Beton, aber man ist vor schwarzen Überraschungsangriffen für die nächsten 10-20 Züge sicher. 7.0-0 Dc7 8.Dc2 dxc4?! Der erste Hauch von Aktivität, kein Fehler, aber ein bisschen ungenau. Die halboffene b-Linie und der Hebel a2-a4-a5 bieten Weiss Möglichkeiten am Damenflügel 9.bxc4 e5 10.d3 0-0 11.Sbd2 Te8 12.Lc3 b6 Der schwarze Aufbau sieht eigentlich vernünftig aus, aber schon in ein paar Zügen offenbaren sich die Schwächen 13.Db2 Lf8 14.a4 Tb8 15.Tfb1 Lb7 16.Dc2 c5 17.Sh4! Die wirklich guten Positionspieler mögen mir meine Ausrufezeichen nachsehen! (und meine Kinder mögen mir den Springer am Rand verzeihen). Nicht immer gelingt mir so ein planvolles Spiel. Sf3-h4 ist gegen e5-e4 gerichtet, der einzigen schwarzen Möglichkeit auf Gegenspiel, ausserdem schafft der Abtausch der weissfeldrigen Läufer Felderschwächen im schwarzen Lager 17...Lxg2 18.Sxg2 Der Springer kommt nach e2-e4 und Sg2-e3-d5 wieder ins Spiel 18...g6 Markus Mendel mochte sich nicht kampflos meinem Spiel am Damenflügel ergeben. So klappt er doch noch das Visier herunter und legt die Lanze auf mich an. 19.a5 Sh5 20.e4 f5 21.exf5 gxf5 22.Se3 f4 23.Sd5 Dd6 Hartmut Metz war gerade bei der Arbeit und kam an meinem Brett vorbei. Seinem breiten Grinsen von einem Ohr zum anderen entnahm ich, dass Weiss gute Aussichten hatte 24.axb6 axb6 25.Se4 Dg6 26.Ta7 Mit Freude betrachtete ich die Aktivität meiner Figuren 26...fxg3 27.fxg3 Sdf6 Der erste Bauer fällt jetzt schon aus dem schwarzen Korsett 28.Sexf6+ Sxf6 29.Txb6 Txb6 30.Sxb6 e4! Der für mich stärkste Zug von Markus Mendel in dieser Partie, ich hatte ihn nicht kommen sehen! Und es beschlich mich leichtes Unbehagen, zu oft hatte ich in den Runden zuvor vorteilhafte Stellungen wieder weggeschmissen. Ich tröstete mich mit der Zuversicht, ich werde die jetzt möglichen Verwicklungen sicher besser analysieren als mein Gegner. Man mag sich als Hauptturnierspieler noch so lange mit Eröffnungen oder Endspielen beschäftigen, die meisten Partien werden durch inkorrekte Variantenberechnung entschieden - oder wie Michael Zunker zu sagen pflegt: "Der mit dem vorletzten Fehler gewinnt" 31.Lxf6 [ auf 31.dxe4 Txe4 wollte ich mich nicht einlassen, ohne die Folgen genau berechnen zu können] 31...Dxf6 [ auf 31...exd3 plante ich 32.Dc3?? ( richtig ist 32.Df2 d2 33.Dxd2 Dxf6 Shredder) worauf Shredder nachweist, dass Weiss nach 32...Te2 verloren ist, gegen Dg6-e4-g2 oder e3-e2 ist kein Kraut gewachsen] 32.Sd5 Dd4+ 33.Df2 es droht Sf6+ oder Df7+ nebst matt 33...Dxf2+ 34.Kxf2 Lg7 35.Se7+! [ Seit 30...e4! war mir die Kontrolle über das Spiel entglitten und ich dachte lange über 35.dxe4 Txe4 und; 35.Ke2 nach, die mich nicht zufrieden stellten, bis ich mich an Helmut Reefschlägers Anweisung erinnerte, lieber nach Kandidaten zu suchen als lange Zeit Varianten zu berechnen -- und ich fand ihn, den Kandidaten 35. Se7+!, bei dem mir, als ich ihn einmal gefunden hatte, schnell klar wurde, dass er die Partie gewinnt] 35...Kf8 [ 35...Kh8 36.dxe4 Lf8 37.Sd5 Txe4 38.Txh7+ Kxh7 39.Sf6++- ] 36.Sf5 Ld4+ 37.Sxd4 cxd4 Jetzt hatte ich alles im Griff. Seit mir meine Partie vom Mannschaftskampf gegen Lahr II am Clubabend zerissen wurde (siehe "Humor" auf der Heimatseite), habe ich keine Angst mehr vor gegnerischen Freibauern in Turmendspielen. Ich habe gelernt: schlagen und auf vier zählen, man sehe 38.Txh7 schlägt und eins 38...exd3 39. Th8+ zwei 39... Ke7 40. Txe8+ drei 40... Kxe8 41. Ke1 vier -- und gewinnt! 38...Te6 Mendel machte noch ein paar Züge bis wir beide sicher über der Zeitkontrolle waren und gab dann auf 39.Ke2 Te5 40.dxe4 Txe4+ 41.Kd3 Te1 42.Kxd4 Td1+ 43.Kc5 In der Schlussrunde gelang mir noch (allerdings mit dessen freundlicher Unterstützung) ein Erfolg über den an Nr. 1 gesetzten Gisbert Dickel von Chaos Mannheim, so dass ich mit 6 aus 9 am Ende gut bedient war. 1-0

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