Startseite Rochade Kuppenheim

Aus der Kriminalgeschichte: Morde, die die Welt bewegten

Mord vor dem Dinner, Teil 1

von FM Wolfgang Gerstner, September 2001

zu den Schachtexten

 

   Chief Inspector King fuhr sich mit der rechten Hand langsam über sein Kinn, ehe er sich an den untersetzten Mann neben sich wandte und fragte: "Ist es so eindeutig, wie es aussieht, Glenn?"

Glenn Pawn nahm die Nickelbrille ab, säuberte sie vorsichtig und antwortete dann: "Nun, Chief Inspector, Sie haben den Einschuß am Hinterkopf ja gesehen. Selbstmord scheidet aus."

King beugte sich ein weiteres Mal zu der Leiche von Sir Donald Knight hinab und inspizierte das Einschußloch: "Keine Pulverspuren zu sehen."

"Nach Meinung der Ballistiker muß der Täter mindestens drei Meter entfernt gestanden haben, als er den tödlichen Schuß abgab", erläuterte Pawn, während er die Sauberkeit seiner Brille gegen das Deckenlicht hin prüfte. "Dem kann ich nicht widersprechen. Vom medizinischen Standpunkt aus waren es mindestens anderthalb Meter."

Mit einem kritischen Blick überflog King den Raum. Sir Donald war in seiner Bibliothek, die offenbar auch als Arbeitszimmer diente, ermordet worden. Exakt in der Mitte des quadratisch angelegten Raums stand der Schreibtisch, auf dem einige Bücher verstreut lagen.

"Sir Donald scheint den Täter nicht gehört zu haben", sinnierte King, "denn offenbar wurde er erschossen, während er schrieb."

"Das kann ich bestätigen", sagte der Gerichtsmediziner. "Die Feder hielt er definitiv in der Hand, als der Schuß fiel. Dieser war sofort tödlich, und Sir Donald kippte mit dem Oberkörper nach vorne. Ich glaube nicht, daß der Täter den Körper noch einmal bewegt hat."

"Wie genau kann man den Zeitpunkt des Todes festlegen, Glenn?"

"Oh, außerordentlich genau!" Zum ersten Mal wurden Pawns Gesichtszüge etwas lebhafter. "Sehen Sie hier, Chief Inspector." Er deutete dabei auf einen Gegenstand, der unter dem Kopf des Toten lag. "Auf dem Tisch befand sich eine Uhr, und glücklicherweise wurde sie beim Aufprall beschädigt." Sehr vorsichtig hob er Sir Donalds Kopf an. "Sie ist exakt um 18:07 Uhr stehen geblieben."

King ging ein paar Schritte um den Schreibtisch herum, bis er die Zeiger sehen konnte. Er nickte und notierte sich die Einzelheiten in ein schwarzes Notizbuch. Dieses klappte er anschließend zu und warf einen Blick auf die Bücher, welche auf dem Schreibtisch lagen. Überrascht wollte er eines in die Hand nehmen.

"Vorsicht, Chief Inspector!", rief Pawn. "Die Spurensicherung hat noch keine Fingerabdrücke von den Büchern genommen."

"Ach so." King hielt inne. "Was er wohl mit den Schachbüchern wollte?"

"Keine Ahnung, Chief Inspector." Pawn zuckte die Schultern. "Aber unsere Spezialisten haben etwas Interessantes gefunden."

"Und das wäre?"

"Sie sind überzeugt davon", berichtete Pawn, "daß die Bibliothek durchsucht wurde. Und daß der Täter gefunden hat, wonach er suchte."

"Wie kommen sie zu diesem Schluß?" King schenkte sein ganze Aufmerksamkeit dem Mediziner.

"Der Schreibtisch ist eindeutig durchwühlt worden", erläuterte dieser. "Dort hatte sich aber nicht das Gesuchte befunden, denn er hat bei den Regalen weitergemacht."

"Als ob man systematisch vorgegangen sei." King nickte.

"Ganz genau.", bestätigte Pawn. "Der Täter hat bei den Regalen am Fenster begonnen, und nachdem er dieses durch hatte, hat er bei denen hier hinten", er zeigte auf die Wand, die sich im Rücken des Schreibtischs befand, "mit der Suche fortgefahren. Etwa in der Mitte ist er fündig geworden."

"Die Spurensicherung hat das entdeckt?" King hob die Augenbrauen.

"Das war nicht einmal schwer, haben sie gemeint." Pawn sammelte seine medizinischen Geräte ein. "Sehen Sie sich die einzelnen Bücherreihen genauer an, Chief Inspector." Sein Chef folgte diesem Rat und trat nahe an die einzelnen Regale heran. "Alles penibel aufgestellt, Buchrücken an Buchrücken, ohne Lücke." King konnte das nur bestätigen. "Im Gegensatz dazu wurden die Bücher der durchsuchten Regale wieder zurückgestellt, ohne auf dieses Detail zu achten."

"Der Mörder war in Eile." vermutete King.

"Und genau an dieser Stelle", Pawn deutete auf eine Bücherreihe, "geht die Unordnung wieder in Ordnung über."

"Korrekt", gab ihm King recht "Man weiß wohl nicht, was er gesucht hat?"

"Nein, Chief Inspector." Pawn schloß seine Tasche. "Er hat es wohl mitgenommen."

"Schade." Das wäre auch zu einfach gewesen.

"Brauchen Sie mich noch?" Pawn schaute den Chief Inspector fragend an.

"Nein, Glenn", antwortete King und wandte sich den Bücherschränken zu. Der Mediziner packte seine Tasche, verabschiedete sich und verließ die Bibliothek durch den Ausgang links vom Schreibtisch.

Erneut ließ King seinen Blick durch den Raum schweifen. Drei Türen führten zur Bibliothek, eine vor dem Schreibtisch, eine hinter dem Schreibtisch und diejenige, welche Pawn soeben benutzt hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein hohes Fenster, das einen Blick auf den Park freigab. Da es jetzt aber schon auf 22 Uhr zuging, waren bei der Dunkelheit nur noch schemenhafte Gestalten zu erkennen, die sich bei Tageslicht als sich leicht wiegende Bäume und raschelnde Büsche entpuppt hätten.

Um die Türen und das Fenster herum zogen sich die Regale bis zur Decke hoch. King nahm die Bände in Augenschein und stellte rasch fest, daß neben einer Vielzahl von Klassikern eine komplette Wandreihe der Schachliteratur gewidmet war. Der Chief Inspector spielte zwar hin und wieder eine Partie mit Kollegen oder Freunden, aber in ein Schachbuch hatte er sich noch nie vertieft. Er nahm das eine oder andere Werk aus dem Regal, stellte aber schnell fest, daß er ohne Kenntnis der Notation überfordert war.

Nachdem er die Bücher zurückgestellt hatte, steuerte er auf den Ausgang hinter dem Schreibtisch zu und öffnete die Tür. Dort befanden sich drei uniformierte Beamte, denen er die Erlaubnis gab, den Leichnam Sir Donalds abzutransportieren. Außerdem stand dort ein hoch aufgeschossener, älterer Mann, der aufgrund seiner kerzengeraden Haltung und seines schwarzen Anzugs unschwer als Butler zu identifizieren war.

"Also, John", redete ihn King an, während er wieder sein Notizbuch zückte, "jetzt erzählen Sie mir mal, was heute passiert ist. Sie waren es doch, der Sir Donald tot in seiner Bibliothek aufgefunden hat, nicht wahr?"

"Das ist richtig, Sir", antwortete der Butler, ohne auch nur eine Regung zu zeigen. "Als sich die anwesenden Herrschaften wie jeden Tag um 18:30 Uhr im Speisesaal zum Dinner einfanden, warteten sie fünf Minuten vergeblich auf Sir Donald. Dann bat mich Sir Reginald, der älteste Sohn von Sir Donald, nach dessen Verbleib zu schauen. Ich betrat die Bibliothek durch die direkte Verbindungstür und sah Sir Donald über seinen Schreibtisch gebeugt liegen."

"Das ist die Tür an der Stirnseite des Schreibtischs?" hakte King nach.

"Genau, Sir", bestätigte John. "Obwohl ich mir schon dachte, daß etwas nicht stimmte, sagte ich ihm, daß das Dinner angerichtet sei. Da er sich jedoch nicht rührte, ging ich zum Schreibtisch. Schon an seinen Augen konnte ich erkennen, daß Sir Donald von uns gegangen war, und als ich das Blut am Hinterkopf sah, war ich mir dessen gewiß."

"Dann haben Sie Scotland Yard angerufen?"

"Nein, Sir." Erneut zuckte kein Muskel im Gesicht des Butlers. "Ich kehrte in den Speisesaal zurück und gab den Anwesenden Bescheid, daß Sir Donald an diesem Abend nicht mitspeisen würde."

Die Augen des Chief Inspectors verengten sich und nahmen seinen Gegenüber ins Visier.

"Daraufhin fragte Sir Reginald, was der Grund sei ...", fuhr John fort, als er plötzlich unterbrochen wurde.

"War eine Verspätung von Sir Donald ungewöhnlich?" warf King dazwischen.

"Jawohl, Sir, sehr ungewöhnlich. Sir Donald legte größten Wert auf pünktliches Erscheinen. Er sah es als unabdingbar an, um die Zeitnot zu vermeiden."

"Um Zeitnot zu vermeiden?" fragte King irritiert zurück.

"Jawohl, Sir." Für John schien dies das Normalste der Welt zu sein. "Sir Donald meinte, daß ein unpünktliches Erscheinen zu Beginn einer Schachpartie Zeitnot provoziere und schon den Keim des Verlustes in sich trage. Um dies zu trainieren, hat er bei allen Anlässen innerhalb und außerhalb dieses Hauses auf exakte Pünktlichkeit bestanden."

King klappte versehentlich sein Notizbuch zu. "Wer außer Sir Donald spielte denn noch Schach?"

"Alle Anwesenden, Sir", erläuterte John ungerührt. "Sir Donald hielt das Schachspiel für ein einzigartiges Kulturgut, das es nach Kräften zu fördern galt. Er erzog alle drei Nachkommen zu hervorragenden Schachspielern, und in dieses Haus erhielten nur diejenigen Herrschaften eine Einladung, die den Nachweis meisterlichen Schachspiels erbringen konnten."

Jetzt stand King der Mund offen.

"Spielen Sie Schach, Sir?"

"Leidlich", antwortete King automatisch. "Hin und wieder abends zur Entspannung."

"Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir", nahm John den Faden auf, "in diesem Fall bin ich mir sicher, Sir Donald hätte es nicht geduldet, daß Sie mit der Aufklärung dieses tragischen Vorfalls beauftragt werden."

"Nun, John", faßte sich King wieder, "das liegt leider nicht in seiner Hand. Spielen Sie denn auch Schach?"

"Natürlich, Sir", klang John leicht pikiert. "In jungen Jahren konnte ich einmal die Jugendmeisterschaften von Cornwall gewinnen, und noch heute nehme ich an den alle zwei Jahre stattfindenden Meisterschaften der Butler von Essex teil. Nicht ohne Erfolg, wie ich bemerken darf."

Der Chief Inspector schüttelte kurz den Kopf, öffnete wieder sein Notizbuch und meinte: "Also gut, John, zurück zum heutigen Abend. Sie hatten gerade erzählt, daß Mr. Reginald Knight" (seinen Informationen zufolge war dieser noch kein Sir) "sich nach dem Grund des Fernbleibens erkundigt hatte."

"Genau, Sir", setzte John fort, "und ich antwortete ihm, daß Sir Donald zum Dinnieren nicht in der Lage sei, da er von uns gegangen sei."

"Was waren die Reaktionen der Anwesenden?"

"Zunächst ließ Cathy ..."

"Die Köchin?" warf King ein.

"Jawohl, Sir. Cathy hatte gerade die Suppe hereingetragen und ließ sie in diesem Moment mit einem Schrei fallen." John verzog mißbilligend das Gesicht. "Die Terrine zerbrach auf dem Fußboden, so daß ..."

"Das ist nicht so wichtig", unterbrach ihn King leicht kopfschüttelnd. "Wie reagierten die übrigen?"

John blickte kurz zur Decke, dann schaute er wieder in die Augen des Chief Inspectors und sagte: "Sir Reginald sprang auf und rannte zur Tür. Master Harrison starrte mich an. Miss Virginia schlug die linke Hand vor den Mund. Mister Bishop rief 'Was???'. Miss Queen zog die Augenbrauen hoch. Major Rook setzte sich kerzengerade und korrigierte seine Krawatte."

"Das haben Sie sich aber gut gemerkt!" zollte King seinen Respekt.

"Das ist meine Aufgabe, Sir." War da ein leichter Anflug von Stolz zu vernehmen? "Nachdem Sir Reginald in der Bibliothek Sir Donald in Augenschein genommen hatte, gab er mir den Auftrag, Scotland Yard anzurufen, um den Vorfall zu melden."

King vervollständigte seine Notizen, ehe er den Butler fragte: "Wo sind die Herrschaften jetzt?"

"Sie haben sich in den Salon zurückgezogen", gab John Auskunft, "und spielen ein paar Partien Schach." Kings Gesicht verriet leichtes Entsetzen, so daß der Butler eilig hinzufügte: "Das beruhigt die Nerven, Sir."

"Nach Auskunft der Beamten soll ihre Köchin Cathy Sir Donald als Letzte lebend gesehen haben", wechselte King schnell das Thema. "Befindet sie sich ebenfalls im Salon?"

"Aber nein!" Zum ersten Mal wirkte John wirklich erschüttert. "Cathy hält sich gegenwärtig in der Küche auf." Er wies mit seiner rechten Hand auf die Tür hinter King.

"Aha!", stellte der Chief Inspector interessiert fest. "Die Tür zur Küche befindet sich also genau gegenüber der Tür zur Bibliothek."

"Jawohl, Sir", erläuterte John. "Diese Treppe führt in den ersten Stock" King schaute zu den Stufen, die etwa zwei Meter vor den beiden gegenüberliegenden Türen endeten "wo sich die Zimmer aller Anwesenden befinden. Am Ende dieses Ganges befindet sich ebenfalls eine Treppe nach oben, linker Hand ist das Badezimmer, rechter Hand der Salon" King folgte mit den Augen den Beschreibungen "In der Mitte kreuzt ein zweiter Gang, der nach rechts zum Speisesaal führt."

"Das heißt", versuchte King zu kombinieren, "der Speisesaal hat direkte Verbindungstüren zur Bibliothek, zu diesem Quergang und zum Salon."

"Exakt, Sir", bestätigte John.

"Und in dem rechten Quergang befinden sich noch gegenüberliegende Türen von Salon und Bibliothek."

"Exakt, Sir", wiederholte sich John.

"Welche Bedeutung hat dieser Tisch direkt neben der Bibliothekstür?" Der Chief Inspector wies auf einen unscheinbaren Holztisch, der jedoch deutlich höher als einen Meter war. Auf diesem befand sich lediglich eine kleine braune Fahne.

"Das ist Sir Donalds Spieltisch, Sir", gab John zur Auskunft. "Wenn sich Sir Donald in die Bibliothek zurückzog und dort mehrere Stunden verweilen wollte, stellte er das Schachbrett auf diesen Tisch und begann mit einem der Anwesenden eine Partie."

"Wie bitte?" Der Chief Inspector hatte sich an derlei Überraschungen noch nicht gewöhnt. "Er saß in der Bibliothek und spielte hier draußen eine Partie?"

"Genau, Sir." Für John schien dies das Normalste der Welt zu sein. "Sir John schrieb in seiner Bibliothek an einer Abhandlung über die schachlichen Erfolge der Mitglieder von Adelshäusern aus Essex", King schloß für einen Moment die Augen, "und duldete es nicht, daß er dabei gestört wurde. Dennoch wollte er auf eine Schachpartie nicht verzichten. Wen er gerade auf dem Gang traf, forderte er zu einer Partie auf. Beide gingen dann ihren Tätigkeiten nach, kamen jedoch von Zeit zu Zeit am Brett vorbei und machten einen Zug."

"Woher weiß man denn, ob man am Zug ist?"

"Sehen Sie diese Elfenbeinfahne, Sir?" John wies auf die braune Figur. "Wer seinen Zug ausgeführt hatte, stellte sie hinter die Grundreihe des Gegners."

"Spielte Sir Donald heute auch eine Partie?" Kings Interesse stieg.

"Natürlich, Sir", bestätigte John Kings Hoffnung, "er spielte heute mit Cathy."

"Mit Cathy?" fragte der Chief Inspector überrascht. "Mußte sie nicht das Dinner zubereiten?"

"Allerdings, Sir", wirkte John ebenfalls überrascht. "Ich erwähnte doch, daß während der Partie jeder seinen normalen Tätigkeiten nachging. Es war absolut kein Problem für Cathy, von Zeit zu Zeit einen Zug auszuführen."

"Natürlich", strafte King seinen Blicken Lügen. "Dann möchte ich jetzt zunächst mit Cathy sprechen."

"Bitte hier entlang, Sir", wies der Butler mit einer leichten Verbeugung auf die Tür.

"Eine Frage noch, John." King wandte sich noch einmal um "Hatte Ihres Wissens nach einer der Anwesenden ein Motiv für den Mord?"

"Ich würde sagen, Sir", antwortete John ohne zu zögern, "vom kriminalistischen Standpunkt her betrachtet profitieren alle acht Personen von Sir Donalds Ableben."

"Wie bitte?" rief King erstaunt. "Alle ... acht? Sie eingeschlossen, John?"

"Jawohl, Sir." In Johns Gesicht rührte sich nichts. "Sir Donald hatte mir schon zwei Mal gedroht, infolge indiskutabler Leistungen bei den englischen Meisterschaften der Butler die Pension zu streichen und mich auf die Straße zu setzen. Ein drittes Mal hätte er mir mein Versagen nicht entschuldigt."

King benötigte eine Weile, bevor er seine nächste Frage stellen konnte: "Die Motive der übrigen Anwesenden ... sind die ... ähnlicher Natur?"

"Darüber Auskunft zu geben, Sir", erläuterte John würdevoll, "steht mir als Butler nicht zu. Ich möchte Sie darum ersuchen, diese Fragen den übrigen Herrschaften selbst zu stellen."

"Natürlich, John", gab King resigniert nach. "Wenn ich jedoch keine befriedigende Auskunft erhalte, wende ich mich wieder an Sie."

"Selbstverständlich, Sir", John verbeugte sich leicht. "Erlauben Sie nun, daß ich mich in den Salon zurückziehe, um den Herrschaften gegenüber meine Pflichten zu erfüllen?"

"Eine letzte Frage noch, John", erwiderte King. "Können Sie mir sagen, wo Sie sich heute zwischen 17:30 Uhr und 18:30 Uhr aufgehalten haben?"

"Nun, Sir", antwortete John, "auf die Minute genau kann ich das nicht sagen, aber ich versah meinen Dienst hier im Erdgeschoß. Mit Ausnahme der Bibliothek betrat ich alle Räume und sorgte dafür, daß unsere Gäste auf keinerlei Annehmlichkeiten verzichten mußten."

"Sie haben nicht zufälligerweise jemanden die Bibliothek betreten sehen?" King fühlte sich verpflichtet, diese Frage auf jeden Fall gestellt zu haben.

"Nein, Sir", lautete erwartungsgemäß die Antwort.

"Vielen Dank, John." Mit diesen Worten drehte sich der Chief Inspector um, steuerte auf die Tür zu und betrat die geräumige Küche. Cathy, deren Figur man ansehen konnte, daß sie ihre Kochkunst auch selbst schätzte, stand an der Spüle und trocknete das Geschirr ab. Bei Kings Eintreten wandte sie überrascht den Kopf und sah den Chief Inspector fragend an.

"Guten Abend, Cathy", stellte sich King vor. "Ich bin Chief Inspector King von Scotland Yard."

"Guten Abend, Sir", antwortete Cathy mit einer etwas unsicheren Stimme, legte den Teller zur Seite, den sie gerade in der linken Hand hielt, und wischte sich anschließend die Hände ab.

 

Weiterlesen: Schach-Krimi Teil 2


zur Artikelübersicht