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Hartmut Metz Badischer Pokalsieger

REO - 10 Jahre Rochade


Rochade Express, Nr. 36, Seite 3ff, "Baden: Pokalsieg für Hartmu Metz"

   Im Herbst des vergangenen Jahres nahmen 480 Teilnehmer in ganz Baden das Rennen um die Bezirkspokale auf. Die Sieger wie auch die Finalisten qualifizierten sich für das Achtelfinale im badischen Wettbewerb. Wie es eine glückliche Auslosung wollte. stand ich nach zehn überstandenen Runden "plötzlich" im Finale. In Königsfeld (Schwarzwald), anlässlich des Länderkampfes Baden - Schweiz, traf ich auf FM Christian Kratochwil. In einer spannenden Begegnung hatte ich wohl die besseren Nerven. So ging nach 1957, dort gewann Ferdinand Popp von der Caissa Rastatt, der Pokal endlich wieder einmal nach Mittelbaden.











Metz - Kratochwil
Badisches Pokalfinale 1989

1.b3 Diesen Zug hatte ich bis dahin noch nie gespielt. Um die Vorbereitung meines Kontrahenten zu umgehen, wählte ich diese Waffe. Vor allem wollte ich ein ähnliches Debakel wie beim badischen Meister A-Turnier vermeiden. Dort demonstrierte Kratochwil seine wesentlich besseren Theoriekenntnisse und zerpflückte mich in wenigen Zügen. 1...Sf6 2.Lb2 g6 Der Untergrombacher Zweitligaspieler verzichtet auch diesmal nicht auf sein gewohntes Läuferfianchetto. 3.f4 Lg7 4.Sf3 d6 5.e3 e5!? Eine originelle Idee. 6.fxe5 Sg4 7.Le2 [ In Frage kam auch 7.Sa3 Sxe5 8.Sc4 ] 7...Sxe5 8.Sxe5 dxe5 9.La3 Verhindert einstweilen die kurze Rochade. 9...Le6 10.0-0 Sc6 11.Sc3 f5 12.Sa4 Wegen der Drohung Sc5 ist nun auch die lange Rochade nur schwer durchzusetzen. 12...Ld5 13.d3!? Für diesen Zug, der mit einem Bauernopfer verbunden ist, benötigte ich mehr als eine halbe Stunde Bedenkzeit. 13...Dg5 14.e4! fxe4 15.dxe4 Lxe4 16.Lg4 De3+! Der einzige Zug. [ Nach sofortigem 16...Td8 17.De2 hat Schwarz nicht mehr viel Freude an der Stellung. ] 17.Tf2 Td8 18.De1 Lh6?! 19.Kh1 Sd4? Im 18. und auch im 19. Zug hätte der Nachziehende die Damen tauschen müssen. [ Nach 19...Dxe1+ 20.Txe1 Lf5 ( Nur nicht 20...Ld5? 21.c4 Lg8 22.Tef1 mit Mattdrohung auf f8!) 21.Lxf5 gxf5 22.Txf5 Lf8 hat Weiß nur minimale Vorteile im Endspiel.] 20.Db4 Sc6 21.Dc4! Es droht Matt auf e6 oder f7. 21...Ld5 22.Df1 Weiß steht nun auf Gewinn. Der König entkommt nicht aus der Mitte und zudem droht Lc1 und auch c4. 22...Dg5 23.Lh3 Lg7 24.c4 Schwarz kann Materialverlust nicht mehr vermeiden. 24...Le4 [ Die witzige Läuferstellung auf a3 und h3 verbietet 24...Lg8 wegen 25.Tf8+ Lxf8 26.Dxf8# ] 25.Sc5 Lf5 26.Lxf5 gxf5 27.Se6 Dg6 28.Sxd8 Kxd8 29.Txf5 Sd4 30.Tf7 Kc8 31.Td1 Tg8 Kratochwil kann nur noch auf einen Fehler in der Zeitnotphase hoffen. 32.Lb2 Te8 33.Lxd4 exd4 34.Df5+?! [ Stärker wäre 34.Df4 gewesen. Während der Partie verwarf ich diesen Zug wegen 34...Te5 ( Auf 34...Le5 tauscht man die Damen und dem schwarzen Turm ist der Weg nach e2 versperrt.) Nach 35.Tf8+ Lxf8 36.Dxe5 gewinnt Weiß jedoch leicht.] 34...Dxf5 35.Txf5 Te2 36.h4! Le5 [ 36...Txa2 37.Tf7 Lh6 38.Txd4 und ich gewinne recht einfach.] 37.Kg1 Lg3 38.Kf1 [ Ausgereicht hätte auch 38.Txd4 Te1+ 39.Tf1 Lh2+ 40.Kf2 Lg3+ 41.Kxg3 Txf1 42.Tf4 Ta1 43.Tf2 ] 38...Te4 39.h5 c6 40.Tf3 Lf4 41.g3 Lg5 42.Tf8+ Kd7 43.Tf7+ Ke6 44.Txh7 Kf5 45.Td7 Le3 46.h6 Te6 47.h7 Th6 48.Kg2
1-0



   Wie der vorhergehenden Seite zu entnehmen ist, habe ich für die "Schachwoche", Nr. 28, meine Partie aus dem badischen Pokalfinale kommentiert. Doch vor meinem größten Schacherfolg hatten die Götter noch das Halbfinale gesetzt (über das Achtel- bzw. Viertelfinale wurde ja bereits in der letzten Ausgabe des RE berichtet). Das Los begünstigte mich dabei auch in dieser Runde und ich musste gegen den nominell schwächsten Spieler, Ketterer (Donaueschingen), INGO 107, antreten. Da mein Kontrahent jedoch nach Kuppenheim kam und ich deswegen die schwarzen Steine zu führen hatte, war Ketterer nicht zu unterschätzen. Die Partie wurde dann auch die erwartete schwere Nuss:











Ketterer - Metz
Halbfinale Badischer Pokal 1989

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sf6 5.Sxf6+ gxf6 Nun war mir schon wohler. Mit dem Nimzowitsch-System der Caro-Kann-Verteidigung habe ich in vielen Jahren erst zwei Niederlagen einstecken müssen. 6.c3 Lf5 7.Se2 Sd7 8.Sg3 Lg6 9.h4 Da mein Kontrahent für diesen Zug zehn Minuten Bedenkzeit beanspruchte, zog ich den Schluss, dass er die Variante nicht sonderlich gut kennt. 9...h5 10.Le2 Da5 11.Ld2!? Die Theorie gibt 11.b4 oder 11.a4 den Vorzug. 11...0-0-0 12.c4 Dc7 13.Da4?! Kb8 14.b4!? Der Zug verliert zwar einen Bauern, Weiß erhält dafür aber ausgezeichnete Angriffschancen. Wie sich in der Folgezeit zeigte, muss ich mich sehr genau verteidigen. 14...Sb6 Nimmt die Herausforderung an. 15.Db3 Txd4 16.Le3 Td8 17.a4 e5 18.0-0 f5! Der einzige gute Zug. Für den zunächst vom Spiel ausgeschlossenen Läufer auf g6, der bisher die Türme so trefflich von b1 fern gehalten hat, erhalte ich als Kompensation eine inaktive Stellung der weißen Leichtfiguren, die nur sehr langsam zu beheben ist. Im Übrigen drohte Weiß 19.f4 in Verbindung mit 20.f5. 19.f4 e4 20.a5 Sc8 21.b5 c5 22.b6!? Hält durch ein weiteres Opfer den Angriff am Leben. Ansonsten kann ich durch den Damenwegzug von c7 den Bauernvorstoß b6 oder a6 durch a6 bzw. b6 parieren. 22...axb6 23.axb6 Dxb6 24.Da3 Le7 25.Tfb1 Dc6 Schwarz schlägt den Angriff ab. 26.Tb5 b6 27.Tab1?! Wenn es auch lange gedauert hätte, so hätte Ketterer doch die Überführung des Läufers nach a4 und des Springers via e2 und c3 nach d5 versuchen sollen. 27...Kc7 28.Sf1 Td7 29.Sd2 Kd8 30.g3 Ta7 31.Db3 Lf6 32.Td1 Ke7 Die Majestät steht auf e7 völlig sicher, da die weißen Leichtfiguren nicht ins Spiel kommen. 33.Sb1 Ta1 34.Sc3 Txd1+ 35.Lxd1 Lxc3 36.Dxc3 Td8 37.Le2 f6 38.Tb1 Lf7 39.Ta1 Td7 40.Ta6? Ta7! 41.Txa7+ Sxa7 Durch den Turmabtausch ist Weiß seiner letzten aktiven Möglichkeit beraubt. Nun kann ich mich ganz dem schwachen Bauern auf c4 widmen, ohne dabei vom Anziehenden belästigt zu werden. 42.Da1 Dd7 43.Kf2?! Sc6 44.Db2 Dc7 45.Dc3 Dd6 46.Kg2 Sa5 47.Kf2 Kf8 48.Kg2 Kg7 49.Kf2 Dc6 50.Kg1 Da4 51.Db2 Sxc4! Schwarz kann jetzt gelassen auch ungleichfarbige Läufer hinnehmen. Die beiden Freibauern verbürgen den Sieg. 52.Lxc4 Lxc4 53.Dd2 [ 53.Dxb6? Dd1+ 54.Kh2 De2+ mit Figurenverlust.] 53...Da1+ Aufgegeben [ 53...Da1+ Nach 54.Kh2 gewinnt 54...Da2 mit Damentausch leicht.]
0-1



   Nach diesem Sieg musste ich also nach Königsfeld (Schwarzwald) zum Finale fahren. Der Trip stand zunächst unter einem unglücklichen Stern. Als ich am Vorabend durch den dunklen und regnerischen Schwarzwald fuhr, platzte mir gegen 22.30 Uhr ein Reifen. Doch ich hatte Glück im Unglück. In einer nahen Kneipe fand ich einen hilfsbereiten Einheimischen, der mir zunächst seinen Wagenheber zur Verfügung stellte und ihn mir dann such noch schenkte! Begründung: Er habe daheim noch 3 oder 4! Später stellte sich dann noch heraus, dass der gute Mann 1972 in München die erste Goldmedaille für Deutschland im Karate gewonnen hat! Schwer gestresst kam ich dann kurz vor Mitternacht in dem Nobelschuppen "fewotel" an.

   Entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten begann ich die Partie gegen den Theoriehai Kratochwil mit 1.b3, um dessen Vorbereitungen aus dem Weg zu gehen (Wolfgang Gerstner hatte ihn am Tag zuvor noch mit einem Buch über die Drachenvariante herumlaufen sehen). So hatte es sich für meinen Kontrahenten g]eich "ausgedracht"! Nach einer recht interessanten und von mir gut gespielten Partie holte ich den "Pott". Aber genauso wie den mittelbadischen Pokal scheint es den badischen nur auf dem Papier zu geben. Ich habe ihn noch nicht gesehen. Aber was soll's. Aber das wichtigste ist, dass ich im deutschen Pokal unter den letzten 16 stehe! Als Außenseiter lässt sich da gut auftrumpfen.


REO - 10 Jahre Rochade