Startseite Rochade Kuppenheim

Wildbad ist eine Reise wert

REO - Die Aera Hatz


Rochade Express, Nr. 39, Seite 23ff, "Wildbad ist eine Reise wert"

   Das Open im Schwarzwälder Kurort entwickelt sich langsam zu meinem (Hartmut Metz) Lieblingsturnier. Im November des letzten Jahres konnte ich dort meinen dritten Rang aus dem Jahr 1988 noch einmal verbessern und nun den geteilten zweiten Rang einnehmen. Ein erkleckliches Preissümmchen versüßte mir dabei die Freude noch mehr.

   Da ich mich zu dieser Zeit nicht gerade in Bestform fühlte - meine Mannschaftsresultate waren und sind niederschmetternd - rechnete ich mir diesmal in Wildbad keine Chancen auf ein Preisgeld aus. Ich wollte lediglich ein wenig Praxis sammeln. Mehrere internationale Titelträger sollten mir - der Nummer 20 der Setzliste - diese vermitteln. Nach einem taktisch heraus gespielten Sieg über einen schwächeren Spieler traf ich leider bereits in der zweiten Runde auf den Olympia-erprobten DDR-Meister Thomas Pähtz. Mit den schwarzen Steinen hatte ich in Sachen Theorie nichts zu bestellen und der IM überfuhr mich in nur 19 Zügen.

   Nach zwei Weiß-Siegen hatte ich wieder in Runde fünf die schwarzen Klötze - logisch, dass wieder ein IM auf mich wartete. Diesmal ging ich wohl zu locker zu Werke und opferte früh eine Figur, anstatt mir leichten Positionsvorteil zu sichern. Gegen den jugoslawischen IM Osman Palos konnte ich mir das nicht leisten und unterlag folgerichtig. Nach einem weiteren Sieg traf ich auf "Bobby Fischer".

   Ich hatte meinen Gegner Eberlein - der von uns wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Amerikaner diesen Spitznamen erhielt - auch am Rande einer Niederlage. Doch im Turmendspiel bewies "Bobby" seine Kunst und hielt das Match trotz eines Bauern weniger Remis. Ich bedauerte dies sehr, wollte ich doch mit einem Sieg Anschluss an die Spitze halten.

   In der vorletzten Runde hatte ich zwei Probleme: Einerseits meinen bärenstarken Gegner FM Frank Röder (Göggingen, ELO 2365) und andrerseits das mittelbadische Pokal-Achtelfinale, das ich in Kuppenheim um 20 Uhr spielen sollte. In einer abwechslungsreichen Partie löste ich beide Probleme. Ich bezwang den FM und kam auch noch halbwegs rechtzeitig zu meinem Einzug ins Pokal-Viertelfinale. In der letzten Runde - ich stand inzwischen auf dem geteilten vierten Rang - bescherte mir das Los den vermeintlich leichtesten Gegner. In einem zünftigen Morra-Gambit gewann ich etwas glücklich - ein Remis schien unausweichlich - gegen den Ludwigsburger Gerhardt.

   Da die bisherigen Zweiten Pähtz und Norbert Lücke (ELO 2410) remisierten, schoss ich mit diesem letzten Erfolg bis auf den geteilten zweiten Rang vor. Insgesamt hatten sechs Spieler am Ende 6,5 Punkte aus neun Partien. Ich war darunter der einzige Nicht-Titelträger. Wie üblich hatte ich die schlechteste Buchholz und war nach dieser "nur" Siebter. Doch dies trübte meine Laune in keinster Weise, gab es doch auch für diesen Rang das gleiche Preisgeld und lag ich außerdem vor dem bekannten Großmeister Ludek Pachmann, der einst zu den besten zehn Spielern in der Welt zählte. Zudem durfte ich wieder vier Ingo's "abgeben" und verbesserte mich auf mein bisheriges Bestresultat von 76.

   Den schönen, weil unerwarteten Erfolg verdankte ich wieder einmal meiner stets unfreiwilligen Turniertaktik: Frühzeitig Punkte abgeben, um dann mit einem furiosen Endspurt noch in die Preisränge zu schießen. Stark spielte ich wieder mit den weißen Steinen. 4,5 Punkte aus fünf Partien lassen sich sehen. Mit Schwarz versuche ich halt eben zu retten, was zu retten ist. Diesmal rettete ich gegen zwei IM, einen FM und einen Saarland-Champion immerhin 2/4.

   Der Endstand: 1. IM Gauglitz (Ostberlin) 7 Punkte, 2. IM Pähtz (Erfurt), FM Lücke (Bochum), IM Palos (Jugoslawien), IM Armas (Rumänien), FM Raupp (Zähringen), Metz (Kuppenheim) alle 6,5 Punkte, 8. GM Pachmann 6 Punkte, vor rund sechzig weiteren Teilnehmern.

   DNun meine wichtigste Partie aus Wildbad (Danach finden Sie auch noch eine besonders interessante Begegnung, bei der der Turniersieger seine einzige Partie verliert.):











Roeder - H. Metz
Open Bad Wildbad 1990

1.e4 c6 2.c4 d5 3.exd5 cxd5 4.cxd5 Sf6 5.Lb5+ Sbd7 6.Sc3 a6 7.Le2!? Der bescheidene Läuferrückzug führt nur zum Ausgleich. [ Die Theorie gibt 7.Da4 den Vorzug. 7...Tb8 8.Lxd7+ Lxd7 9.Db3 ( oder 9.Df4 ) ] 7...Sb6 8.Sf3 Sbxd5 9.0-0 b5 Vielleicht etwas voreilig. Stärker dürfte sofortiges 9..e6 mit nachfolgendem Le7 und 0-0 sein. 10.d4 e6 11.Se5! Dd6 An dieser Stelle zeigte sich der Nachteil von 9..b5. [ Schwarz konnte nun schlecht 11...Lb7 ziehen, da danach 12.Sxb5 axb5 13.Lxb5+ Ke7 14.b3 mit nachfolgendem a4 und La3+ sehr unangenehm ist.] 12.Lg5 Le7 13.Lf3 Lb7 14.Db3?! [ Weniger riskant war 14.Lxf6 Lxf6 15.Se4 De7 16.Sxf6+ Dxf6 17.Tc1 De7 mit leichtem Vorteil für Weiß. Doch beide Seiten mussten ja gewinnen, um ganz nach vorne zu kommen.] 14...Sxc3! 15.Lxb7 [ Etwas besser stünde Schwarz nach 15.Dxc3 Tc8 16.Db3 Lxf3 17.Sxf3 0-0 ; bzw. 15.bxc3 Lxf3 16.Sxf3 0-0 17.a4 Tab8 ] 15...Se2+ 16.Kh1 Sxd4 17.De3 Ta7 18.Lf4 Txb7 19.Sxf7 Dd7 20.Sxh8 Sc2 21.Dg3 Sh5 [ Interessant wäre sicher auch 21...Sxa1 22.Dxg7 Sc2 23.Df7+ Kd8 ] 22.Dg4 Sxf4 23.Tac1 Sd5 24.Txc2 Kf8 25.Tfc1 Sb6? Ein fataler Fehler. Nach 25..Tb8 hätte sich der Nachziehende in aller Ruhe um den Springer auf h8 kümmern können. 26.Td1? [ 26.Tc7! Txc7 27.Df4+ Lf6 28.Dxc7 Dxc7 29.Txc7 Lxb2 30.Tf7+ Ke8 31.Ta7 Sd5 32.Sf7 Sb4 33.Sd6+ Kd8 34.a3 Lxa3 35.Txg7 ( oder 35.Sxb5 jeweils mit weißem Gewinn.) ] 26...Sd5 27.Txd5!? Ein zweischneidiges Opfer. Weiß glaubte damit das Spiel sofort entscheiden zu können. In der Blitzphase verlor Röder aber völlig den Faden. 27...exd5 28.Tc8+ Ld8 29.Df4+?? Der entscheidende Fehler. [ 29.Df3+! Kg8 30.Ta8 Mit der Drohung Sf7. 30...h6 31.Sg6 Tc7 32.g3 Tc8 33.Txc8 Dxc8 34.Dxd5+ muss Schwarz um das Remis kämpfen.] 29...Kg8 30.Ta8 De8! Das wäre bei 29.Df3+! an Dxd5+ mit anschließendem Txd8 gescheitert. 31.De5! Te7! 32.Dxd5+ Kxh8 33.h3 Td7 34.Df3 h6 35.Txa6 Tf7 36.Dc3 Lf6 37.Db4 Td7 38.g3 Td4 39.Dc3 Td1+ 40.Kg2 Lxc3 41.bxc3 De4+ Die Zeitkontrolle war geschafft und das Matt nicht mehr fern.
0-1













Armas - Gauglitz
Open Bad Wildbad 1990

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Le3 Üblicher ist die Fortsetzung 7.Lg5. 7...a6 8.Sa3 b5 9.Sd5 Sxd5 10.exd5 Se7 11.c4 Sf5 12.Ld2 Le7 13.Ld3 0-0 14.0-0 Sh4 15.cxb5 f5 Gauglitz konnte es sich zu diesem Zeitpunkt leisten, die Partie zweischneidig anzulegen. Er stand nach dem Remis im Duell der Verfolger zwischen Lücke und Pähtz als Turniersieger fest. 16.f3 g5 17.Kh1 Tf7 18.bxa6 f4 19.Sc2 Tg7 20.Le2 h5 21.Sb4 g4 22.Tc1 Sxg2! 23.Sc6 De8 24.Tg1! [ Miserabel wäre natürlich 24.Kxg2? gxf3+ 25.Kh1 fxe2 26.Dxe2 Lxa6 ] 24...Sh4 25.fxg4 Lg5 26.gxh5 Lf5 27.Da4 Df7 28.Dc4 Lh3 29.Tc3 f3! 30.Lxg5 fxe2?? An dieser Stell hätte der Turniersieger sein mutiges Spiel krönen können. Doch in Zeitnot waren in dieser vogelfreien Stellung nicht alle Möglichkeiten auszuloten. [ Gewonnen hätte 30...Lg2+! 31.Txg2 fxg2+ 32.Kg1 Tf8!! 33.Se7+ Kh8 und gegen das drohende Mattt auf f2 ist nichts mehr zu erfinden, zum Beispiel: 34.Lxh4 ( oder 34.Dxh4 Df1+ 35.Lxf1 gxf1D# ) 34...Df1+ 35.Lxf1 gxf1D# ] 31.Se7+ Dxe7 32.Dxh4 [ Natürlich nicht 32.Lxe7? Txg1+ 33.Kxg1 e1D+ 34.Df1 Dxf1# ] 32...Tf8 33.Tcg3 Dd7 34.h6 Nun gibt Julius Armas die Chance auf den geteilten zweiten Rang nicht mehr her. 34...Le6 35.dxe6 Dc6+ 36.T3g2 Tg6 37.e7 Tf1 38.e8D+ Dxe8 39.Txe2 Dc6+ 40.Teg2 Txg1+ 41.Kxg1 Dc1+
1-0




REO - Die Aera Hatz