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Als die Springer wie die Läufer zogen

REO - Die Aera Hatz


Rochade Express, Nr. 40, Seite 13, "Als die Springer wie die Läufer zogen"

   Die Rochade Kuppenheim richtet alljährlich ein Faschings-Schachturnier aus. Um dem munteren Faschingstreiben gerecht zu werden, fehlt diesem wohl in Deutschtand einzigartigen Vereinsturnier der ansonsten im Schach erforderliche "Bierernst".

   Die Blitzpartien beginnen wie jede Partie, doch plötzlich schallt ein herrischer Ruf durch die nur vom Ticken der Uhren durchbrochene Stille. Der "General" lässt alle Uhren anhalten und gibt martialisch einen Befehl. Und wehe dem, dem der "General" nicht wohlgesonnen ist. Er wird an diesem Abend keine Partie gewinnen.

   So geht es meist Herrn Weiß (geben wir ihm einmal diesen Namen). Er, der ansonsten alle Turniere gewinnt, hat beim Faschings-Turnier noch nie eine Chance gehabt. Böse Zungen behaupten ja, dass dies die Rache des "Generals" sei, der immer nur den zweiten Rang hinter Wolfgang Weiß belegte. Jener streitet diese Art der Abrechnung jedoch energisch ab. Doch bilden wir uns selbst eine Meinung:

W: Weiß S: Schwarz

1.d4 Sf6 2.Lg5 Der Trompovsky-Angriff ist eine Spezialität von Weiß. 2..c6 3.Sc3 d5 4.f3 Lf5 5.e3 h6 6.Lh4 e6 7.Ld3 Lxd3 8.Dxd3 Sbd7 9.Sge2 Le7 10.0-0-0 0-0 11.g4 b5 12.Lg3 a5 13.Tdg1 a4 14.Sd1 Db6 Des "Generals" erster Befehl lautet: "Die Springer ziehen wie die Läufer". 15.c3 Tfb8 16.Sc2! b4?? 17.Dh7+!! Der Springer auf f6 kann die Dame nicht nehmen, weil er wie an Läufer zieht und der Springer c2 deckt de Dame! Nach 17..Kf8 käme sofort Dh8 matt. Guter Rat ist also teuer. Doch schon mancher flehentliche Blick hin zum "General" hat Wunder gewirkt. Beflissen eilt der unumstrittene Herrscher über Sieg und Niederlage herbei und verkündet mit einem triumphierenden Grinsen hin zu Weiß, der bei diesem Turnier schon viele graue Haare bekommen hat: "Alle Figuren die auf der a- und der h-Linie stehen sind vom Brett zu nehmen" (siehe Diagramm).

17..bxc3 18.bxc3 Db2+ 19.Kd2 Sb6 Nur das letzte Kommando hat immer Gültigkeit, also ziehen die Springer wieder wie gewohnt. 20.Kd3 Sc4 Wolfgang Weiß hofft noch auf den Partiegewinn. Sein Kontrahent hat höchstens noch eine habe Minute auf der Uhr. Zudem kam gerade der neueste Befehl: "Durch Münzwurf wird entschieden, wer ziehen darf" 21..Se5+ 22.Th1 Nachdem Schwarz beim ersten Mal das Zugrecht gewonnen hatte, ging der zweite Wurf an Herrn Weiß. Schach muss bei dieser Regel nicht beachtet werden, der König kann aber dann herausgeschlagen werden. Doch: 23.Th8+ Weiß setzt alles auf eine Karte. Die Chancen auf den Sieg wären nun gleich gewesen. Im nächsten Zug könnte ein König geschlagen werden aber: "Könige auf die vierte oder fünfte Reihe". Schwarz platzierte seinen König auf a5, Weiß notgedrungen auf g5. 23..Se4++ Der beklagenswerte SF Weiß wartete darauf, dass der Beherrscher der Schachgläubigen noch ein Kommando geben würde, um so dem Schicksal zu entrinnen. Doch der dachte gar nicht daran, darum: Zeitüberschreitung!

   Am Ende des Turniers werden alle erreichten Punkte zusammengezählt. Wer nun glaubt, dass danach der Sieger feststeht, sieht sich bald getäuscht. Nach dubiosen Rechnereien kürt der "General" den Gewinner - und der wird auch in den nächsten Jahren nicht Wolfgang Weiß heißen. Dennoch wird sich auch dieser die nächsten Faschings-Turniere nicht entgehen lassen, schon alleine, weil es dabei so lustig zugeht und jeder viel Spaß bei diesem Turnier hat. 1991 will de Rochade Kuppenheim das Turnier bundesweit ausschreiben und die Einnahmen sollen einem guten Zweck zufließen. Machen Sie dann doch einfach einmal mit, damit auch der "General" etwas Spass erhält und noch einige Spieler mehr quälen kann.


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