Rochade Express, Nr. 42, Seite 24ff, "Analysator vs Praktikator"
Wie schon in der Nummer 40 vermeldet wurde, trotzte der Analysator dem Praktikator in der fünften Partie erneut ein Remis ab. Blutsuppe und Taiga-Training erbrachten dem großen Außenseiter, dem Analysator, also den gewünschten Erfolg. Vielleicht kam ja ein wenig hinzu, dass der Praktikator völlig übermüdet von einer Feier ans Brett rückte und es alsbald vorzog, statt des Schachs eine Partie "Stratego" zu spielen. Übrigens ist der Praktikator auch dort schier unbezwingbar.
Die abgefeimten Machenschaften des Analysators erreichten in der sechsten Partie ihren Höhepunkt. Da es offensichtlich keine Schachgerechtigkeit mehr auf diesem Planeten gibt, ging die Rechnung des Analysators voll auf: Ein von Kopfschmerz gepeinigter Praktikator hatte ihm anfänglich nichts entgegen zu setzen. Frühzeitig patzte der Praktikator einen Bauern ein. Als ihm eine mild tätige Hand eine Kopfschmerztablette anbot, begann er, wie ein Löwe zu kämpfen. Doch es war zu spät. Der Analysator wuchs über sich hinaus und verteidigte seine vorteilhafte Stellung glücklich. Damit siegte in diesem Wettkampf erstmals der Spieler mit den weißen Steinen. Zur Überraschung aller Experten führt der Analysator jetzt mit 3,5:2,5.
|
Analysator - Praktikator 6. Wettkampfpartie, 1990
1.d4
Sf6
2.c4
g6
3.Sc3
d5
4.Lf4
Lg7
5.e3
0-0
6.Tc1
c6
7.Sf3
Sh5?
Ein falscher Plan, der zum Bauernverlust führt. Normal und gut wären 7..Le6 oder Sbd7.
8.Le5
f6?
Konsequent. [ Aber 8...Sf6
9.h3
Sbd7
10.Lh2
mit leichtem Vorteil für Weiß wäre korrekt.]
9.Lxb8
Txb8
10.cxd5
cxd5
11.Sxd5!
e5
Der Nachziehende muss nun wegen des Minusbauern die Initiative ergreifen. Der Praktikator besitzt das Läuferpaar, die etwas bessere Entwicklung und die Initiative. Allerdings hat der Sh5 kein Feld. Schwarz wird nun versuchen, mittels e4 und f5-f4 Angriff auf der f-Linie zu bekommen. [ 11...Dxd5
verliert wegen 12.Lc4
]
12.Le2
Der Analysator hat es nicht leicht, zwischen einigen Plänen zu wählen: [ 12.h3!?
e4
13.g4
Sg3!
14.fxg3
exf3
15.Dxf3
f5
16.Lc4
Kh8
17.Sf4
Da5+
18.Ke2
( Unklar, aber wohl für Schwarz vorteilhaft ist 18.Tc3
b5
19.Lb3
g5
20.Se6
Lxe6
21.Lxe6
f4!?
) 18...g5
19.Se6
Lxe6
20.Lxe6
fxg4
21.Dxg4
Tf2+
Etwas besser als Db6 mit geringem schwarzen Vorteil.; Unklares Spiel ergibt 12.e4
f5
13.exf5
exd4
14.Lc4
Te8+
15.Kf1
Kh8
16.fxg6
Le6
17.Sb4
hxg6
]
12...e4
Die beste Alternative.
13.Sd2
f5
14.Sb4!
Ein guter Zwischenzug, der Qualitätsgewinn und Lxh5 droht. [ Nach sofortigem 14.Lxh5
Dxd5
15.Le2
Kh8
ist die Lage unklar, da der Praktikator zu f4 kommt.]
14...Dg5!
Sehr gut gekontert! Andere Gewaltakte führen nur zum Verlust.
15.g3
[ 15.Lxh5
Dxg2
16.Ke2!?
Dg5!
( Unzureichend ist 16...gxh5
17.Db3+
Kh8
18.Tcg1
Dh3
19.Tg3
Dh4
20.Thg1
Tg8
21.Df7+-
) 17.Lf3
exf3+
18.Sxf3
Dh5
und Weiß hat seinen Vorteil verspielt.; 15.0-0?
rochiert nur in den feindlichen Angriff.]
15...Sf6
16.Db3+
Kh8
17.Sc6
Le6
Indiskutabel sind die Züge: [ 17...Ta8
18.Se5
; 17...bxc6
18.Dxb8
Sd5
( 18...La6?
19.Df4!
) 19.Dd6!
Td8?
20.h4
]
18.Dxe6
bxc6
19.h4
Dh6
20.Sc4
Weiß lässt den Tb8 nicht eindringen und versucht, das schöne Feld e5 für seinen Springer zu erhalten.
20...Sh5!
Schwarz findet immer neue Wege, um Weiß vor Verteidigungsprobleme zu stellen.
21.Lxh5?
Kein Fehlzug im Sinne dass der Gewinn vergeben wird, aber zu passiv auf Halten des Vorteils gespielt. Der Vorteil von 21.b3 ist, dass der Nachziehende zu einem schlechten Zug gezwungen wird. Jetzt verliert Weiß aber ein Tempo.
21...Dxh5
22.b3
Durchaus notwendig. [ Ein Beleg: 22.Se5?
g5!
23.Txc6
( 23.b3
Tbe8
24.Dxc6
Lxe5
25.dxe5
Td8-+
) 23...Tbe8
24.Dd5
Lxe5
25.dxe5
Df3
26.Th2
( 26.0-0?
gxh4-+
) 26...f4
27.Dd1
fxg3=
]
22...g5
23.Kd2!
Der König bringt sich im Zentrum in Sicherheit. Gleichzeitig droht hxg5.
23...Tbe8
24.Dxc6
f4
25.hxg5
fxe3+
26.fxe3
Dxg5
[ Auf 26...Df3
folgt 27.g6
h6
28.Dd7
h5
Sonst geschieht Txh6. 29.g4
und Weiß besitzt deutliche Vorteile.]
27.Tcf1
Tg8?
Schwarz hat es natürlich schwer, etwas Vernünftiges zu finden. So aber stellt er die Qualität ein. [ Am besten ist noch 27...Dxg3
28.Txf8+
Txf8
29.Dxe4
wenn auch danach an den Vorzügen der weißen Stellung nicht zu zweifeln ist.]
28.Sd6
Te7
29.Dxe4!
Noch stärker als [ 29.Sf7+
Txf7
30.Txf7
Da5+
31.Kd1
Dxa2
32.Dxe4
Dxb3+
33.Dc2
( 33.Ke2?
Da2+=
) ]
29...Da5+
30.Kd1
Lf6!
Verteidigt sich bis zum letzten Bluttropfen.
31.Sf7+?
Schneller und einfacher war Df5.
31...Txf7
32.Txf6
Dxa2
33.Txf7
Dxb3+
34.Ke1
Dxf7
35.De5+
Tg7
Das Turmendspiel nach Dg7 ist leicht gewonnen.
36.Tf1
Dg8
37.Tf5
h6
38.Tf6
Dc8
39.Txh6+
Kg8
40.Dd5+
Tf7
41.Tg6+
Kf8
42.Dd6+
Te7
43.Df6+
1-0
|
Von Wolfgang Gerstner (Partien) und Hartmut Metz (Text)
REO - Die Aera Hatz