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Erfolgreicher Saisonauftakt

Jubiläum


Rochade Express, Nr. 56, Seite 8f, "Erfolgreicher Saisonauftakt"
von Alexander Hatz

   Genau zwölf Wochen nach dem denkwürdigen Pokalfinalerfolg gegen Freiburg hat uns der Schachalltag wieder eingeholt. Die erste Runde der neuen Verbandsligasaison stand auf dem Programm. Als Gegner hatte sich Villingen angesagt. Eine lösbare Aufgabe, denn der Aufsteiger dürfte wohl zu den Abstiegskandidaten zählen. Trotzdem nahmen wir die Gäste nicht auf die leichte Schulter, schließlich erinnerten wir uns alle gut an die Geschehnisse vom 24.02.1991. Vor zwei Jahren feierten die Villinger ihren einzigen Saisonsieg in der Verbandsliga, bevor sie später mit 4:14 Punkten wieder absteigen mussten. Und ausgerechnet wir waren die Opfer. Die 3,5:4,5 Niederlage kostete uns damals übrigens die letzten Aufstiegschancen. Mit 12:6 Punkten waren wir am Ende "nur Vize". Aufstiegsambitionen haben wir in dieser Runde auch - kein Wunder, als Badischer Pokalsieger! Zum Favoritenkreis zähle ich noch Oberligaabsteiger Hörden, sowie die Vimbis. Von den nicht mittelbadischen Mannschaften dürfte Kehl die besten Karten haben, um vorne mitzuspielen. Doch warfen wir es ab.

   In völlig neuer Atmosphäre begann der Kampf gegen Villingen. Spielt doch unsere Reserve als Aufsteiger in der Bereichsklasse nun auch am Sonntagmorgen. So ist jetzt jedenfalls immer kräftig was los im alten Kindergarten. Ob sich die Doppelspieltage als günstig erweisen, muss man abwarten. Beim ersten Mal hat es uns jedenfalls nicht geschadet.

   Für uns entwickelten sich die Dinge ziemlich schnell recht günstig. "Ich gewinne die Dame! ", so hörten wir Toni schon nach wenigen Zügen verkünden. Eine höchst erfreuliche Angelegenheit. Toni hatte sich dabei einen "antrainierten Reflex" zu Nutze gemacht. Nachdem er mit Ld7 und Dc8 den Bh3 anvisiert hatte, deckte ihn der Villinger wie gewöhnlich mit Kh2. Doch diesmal sollte es ihn die Dame kosten. Nach Sg4+ lugte auf einmal der Lg7 aus seinem Mauseloch und nahm die gegnerische Dd4 aufs Korn. Nach ein paar Zügen der Agonie war dann die Aufgabe fällig. Auch bei Jürgen Raub sollten bald die Glocken läuten, so konnte man meinen. Doch er hatte seine zweifelsohne bessere Stellung wohl überschätzt und zu forsch angegriffen. Jedenfalls hatte er alsbald eine Figur weniger und musste den Ausgleich zulassen.

   Für die erneute Führung war dann Jochen zuständig. Nachdem er mit einer Figur für zwei Bauern schon genügend Vorteile angesammelt hatte, nutzte er einen scheinbar harmlosen Abtausch zu einem überraschenden Matt. Ansonsten sah es allgemein recht gut für uns aus. Am Spitzenbrett hatte Hartmut seinen Kontrahenten glatt überspielt und einen Bauern mehr. Neuzugang und alter Bekannter Ralf Großhans stand ebenfalls aussichtsreich, jedoch hatten ihn seine Bemühungen am Königsflügel einige Bedenkzeit gekostet. Jürgen Gersinska hatte seinen geliebten Königsinder auf dem Brett, weshalb man von ihm, nicht zuletzt wegen seiner Erfahrungen mit diesem Stellungstyp, auch mindestens ein Remis erwarten konnte.

   Auf meinem Brett spielten wir Skandinavisch. Ich hatte inzwischen mühelos ausgleichen können und stand sogar minimal besser. Doch dieser "Fingerhutvorteil" wäre, wenn überhaupt, nur sehr schwer zu verwerten gewesen, weshalb ich das Remisangebot meines Gegners annahm. Nun wurde es plötzlich aber doch eng. Reinald hatte eine sehr zweischneidige Stellung auf dem Brett und konnte in nahender Zeitnot seinen Angriff nicht optimal vortragen. So nutzte der Gegner seine Chance und zwang Reinald in ein schlechtes Turmendspiel. Die Zeitnot tat dann ein übriges und die Villinger konnten zum 2,5:2,5 ausgleichen. Die Lage war jetzt kritisch. Hartmut hatte einen Moment getrielt und sein Sieg rückte in ziemliche Ferne.

   Erinnerungen an das letzte Jahr wurden wach. Auch da hatte sich Hartmut in der ersten Runde nach deutlicher Überlegenheit am Ende mit einem Remis bescheiden müssen. Am zweiten Brett stand Ralf zwar ein wenig besser, doch er hatte für die letzten 20 Züge gerade noch fünf Minuten. Immerhin war er psychologisch im Vorteil. Taktisch klug hatte er schnell ein Remisangebot eingestreut. Der Villinger musste natürlich ablehnen, so dass er nun zeigen musste, wie er bei besserer Zeit gewinnen wollte.

   Und prompt bot sich ihm die Chance, einen Bauern zu gewinnen - so dachte der Villinger und griff zu. Und zum zweiten Mal an diesem Sonntag gewann ein Rochadnik die Dame. Mit derartigem Rückenwind spielte es sich auch für Jürgen Gersinska etwas leichter. Er stand zwar überlegen und hatte eindeutig die Initiative, doch durfte er seine Siegesbemühungen nicht überstürzen, denn ein Konter lag ständig in der Luft: Jürgen ließ jedoch die nötige Sorgfalt walten und traf die nötigen Vorbereitungen, ehe er seinen Freibauern zum Sieg nutzte. Endlich konnte auch Ralf den Gegner zur Aufgabe zwingen. Nachdem er zwischenzeitlich eine Figur hingestellt hatte, konnten wir von Glück reden, dass die verbliebene Mehrqualität noch zum Sieg reichte. Nicht mehr zum Sieg reichte es bei Hartmut. Im Gegenteil, am Ende war er es, der um die Punkteteilung kämpfen musste. Diese Aufgabe bewältigte er allerdings problemlos, so dass wir uns am Ende über einen 5:3 Sieg freuen durften.


Rochade Express, Nr. 56, Seite 10ff, "Das Zünglein an der Waage"
von Alexander Hatz

   Wie sich die Zeiten doch ändern. Noch im letzten Jahr kamen wir in der ersten Runde in Lahr mit 2,5:5,5 böse unter die Räder und kämpften den Rest der Saison mehr oder weniger gegen den Abstieg. Heuer haben sich die Zeichen umgekehrt. Nach der Auftaktniederlage gegen Vimbuch mussten die Ortenauer auch bei uns Federn lassen und stehen nun ihrerseits vor einer schweren Saison. Bei uns dagegen herrscht eitel Sonnenschein, die Rochade kämpft um die Meisterschaft. Der interessierte Leser wird nun fragen: "Wie kommt es? "

   Nun, meines Erachtens gibt es hierfür mehrere Gründe. Einer davon heißt zum Beispiel Ralf Großhans, der ja bekanntlich vorige Runde noch in Lahr zu Werke ging. Da ihm dort aber der Spaß schnell wieder verging, versprach er uns schon bald seine Rückkehr zur Rochade. Mit ihm kehrten auch die Meisterschaftsambitionen zurück. Ein weiterer Grund ist natürlich der Badische Pokalsieg. Nach dem Tief in der vergangenen Saison, wo wir mit zwei abschließenden Siegen dem Abstieg ja noch entgehen konnten, schweißten uns besonders unsere Erfolgserlebnisse im Pokal wieder zu einer echten Siegermannschaft zusammen. In den letzten Spielen hatte ich jedenfalls immer ein gutes Gefühl und auch,wenn es einmal eng wurde,eigentlich nie die Befürchtung, dass wir verlieren könnten.

   So natürlich auch im Spiel gegen Lahr, womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären. Hier dauerte es relativ lange, bis die ersten Entscheidungen fielen. Gut, schon in der Eröffnung hatte J.R. einen Bauern mehr, auch wenn es nur ein Gambitbauer war. Auch ich stand recht vielversprechend, schien mir doch mein Gegner immer mehr in meine Spezialvariante zu laufen. Dafür musste Toni schon sehr genau spielen, um in seiner beengten Stellung nicht in Nachteil zu geraten. Passiert war dies jedoch schon Reinald, aber bei ihm soll das ja eigentlich ein gutes Zeichen sein. Die anderen Partien entwickelten sich zunächst ziemlich ausgeglichen. So auch die von Jochen, der alsbald ein Remis offerierte, und dessen Gegner anschließend keinen Grund sah, das Angebot auszuschlagen. Schlechtes hörten wir dann von Reinald, dessen Endspiel nicht mehr zu halten war. Auch bei Hartmut hatte sich einiges getan. Sein Gegner hatte die Initiative ergriffen und eine Figur für drei Bauern geopfert. Allerdings waren mir die Folgen noch nicht ganz klar. Eindeutig war es inzwischen auf meinem Brett. Nach nur 20 Zügen, aber immerhin schon dreieinhalb Stunden, sah sich mein Gegner zur Aufgabe gezwungen. Ich durfte also meiner Sammlung eine weitere Kurzpartie hinzufügen und hatte somit den Ausgleich zum 1,5:1,5 erzielt.

   In der nun aufkommenden Zeitnotphase verdichteten sich unsere Vorteile zusehends. Vor allem die beiden Jürgens steuerten, an einem Tisch einträchtig vereint, sicheren Siegen entgegen. Unser RTL (RegionalTurnierLeiter) hatte seinen Widersacher erneut fest im Griff und konnte den Druck ständig erhöhen. Wie Jürgen dann zum vollen Punkt kam, kann der interessierte Leser der diesem Bericht folgenden Partie entnehmen. Die endgültige Entscheidung brachte dann Hartmuts Partie. Seinem Gegner fehlten bei der Zeitkontrolle noch zwei Züge. Für manchen ein etwas glücklicher Umstand, da Hartmut mit seinem Springepaar dem Remis eigentlich kaum mehr hätte ausweichen können. Den Mannschaftssieg stellte dann J.R. sicher, der seinen Mehrbauern zum richtigen Zeitpunkt zurückgab und in ein gewonnenes Bauernendspiel einlenkte. Alles geboten bekamen wir währenddessen an Tonis Brett. Seinem Gegner gingen zusehends die Ideen aus, und wir konnten beobachten, wie sich Toni, trotz (natürlich) hochgradiger Zeitnot, immer mehr aus der Umklammerung löste und am Ende gar auf Gewinn stand. Doch leider bemerkte er den gegnerischen Turmeinsteller einen Zug zu spät. Trotzdem hatte ihn aber nach der Zeitkontrolle der Spieleifer gepackt. Er wollte unbedingt noch gewinnen, musste aber bald einsehen, dass es hiefür doch schon zu spät war. Am längsten wurde an Brett zwei gekämpft. Ralf Großhans musste sich heftig wehren, ehe er die Punkteteilung unter Dach und Fach hatte.

   Nach zunächst ausgeglichenem Partieverlauf hing nach der Zeitnotphase das Remis im Turmendspiel am seidenen Faden. Da der Mannschaftskampf aber schon längst entschieden war, konnte er sich ohne Erfolgsdruck seiner Partie widmen, fand den richtigen Verteidigungsplan und stellte den 5,5:2,5 Endstand sicher.











Steiner - Gersinska
Verbandsliga Südbaden 1992

1.Sc3 c5 2.e4 e6 Ich hatte mit 3.g3 gerechnet und darauf die Absicht, mit d5 den üblichen Abspielen im geschlossenen Sizilianer aus dem Weg zu gehen. Aber es kam anders. 3.Sf3 a6 Diese Systeme hatte ich zu meiner Bundeswehrzeit und unmittelbar danach zuletzt in meinem Repertoire. 4.d4 cxd4 5.Sxd4 Dc7 6.a3? Meiner Meinung nach ein unnötiger Tempoverlust. 6...Sc6 7.Sxc6 dxc6 8.Le2 Ld6 Ich begann zu träumen. Wie der weitere Partieverlauf zeigt ein Tempoverlust! 9.Le3 Sf6 Lxh2 bringt drei Bauern für den Läufer, aber der weiße Entwicklungsvorsprung wäre zu groß. 10.Dd2 0-0 11.f4 Td8 12.Td1 Le7 13.Dc1 Txd1+ 14.Lxd1 Ich meine, das Schlagen mit der Dame wäre besser gewesen. Schwarz hat Probleme mit dem Lc8. Weiß sollte deshalb seine Schwerfiguren auf der d-Linie verdoppeln. 14...b5 15.0-0 e5 16.f5 a5 17.Lf3 La6 18.Td1 Ich hatte mit Tel und auf b4 mit Se2 gerechnet. Auch Tf2, um g4-g5 zu ermöglichen war vorzuziehen. Weiß sollte durch einen Königsangriff, kombiniert mit einer Verdoppelung der Schwerfiguren auf der d-Linie, in Vorteil kommen. 18...b4 19.Sa4 c5 20.Lg5 Lb5 21.b3 c4 22.axb4 Lxa4 23.bxa4 axb4 Auf Lxf6 war immer gxf6 vorgesehen. 24.Da1 Lc5+ 25.Kf1 Sd7 26.Lh4 Ld4 27.Da2 Dc6 28.a5 Db5 29.Le2 Sb6 30.Lf2 Txa5 31.Db1 Dc5 32.c3 Lxd4 und Schwarz hat es sehr schwer! 32...bxc3 33.Dc1 Ta8 Die Grundlinie muss unbedingt gedeckt werden. 34.Le1 Sa4 35.Dg5 f6 36.Dg3 Tb8 37.Tc1 Le3 38.Tc2 Tb2 39.Ld1 Dd4 40.Df3 Dd3+ 41.De2 Tb1 42.Ta2 Txd1 43.Txa4 c2 44.Ta8+ Kf7 45.Td8 Txe1+
0-1




Rochade Express, Nr. 56, Seite 14f, "Unnötiger Punktverlust"
von Alexander Hatz

   In der dritten Runde der Verbandsliga kam es für uns zum ersten mittelbadischen Derby. Allerdings erwartete uns in Durmersheim der vermeintlich schwächste mittelbadische Verein. Denn im Gegensatz zu Hörden und Vimbuch, die ja beide um die Meisterschaft mitspielen, sollten sich die Mannen aus der Hardt in dieser Saison wohl eher nach unten orientieren müssen. Dies belegten auch die Resultate der ersten beiden Runden, die die Durmersheimer jeweils als Verlierer sahen. So hätte es eigentlich auch gegen uns kommen sollen, denn schließlich waren wir ja mit zwei Siegen gestartet und hatten die Meisterschaft im Visier. Genährt wurden unsere Siegeshoffnungen auch durch den Wechsel von Helmut Wolf nach Rastatt (wo er übrigens den 2:6 Pokal-Verlust der Caissa gegen die Rochade auch nicht verhindern konnte) und das Fehlen von Thomas Richter, während wir, man braucht es eigentlich nicht zu erwähnen, in Bestbesetzung antreten konnten.

   Die erste Entscheidung fiel alsbald an Brett acht. Dort packte J.R. im vierten Zug eine scharfe, beiden Spielern wohl unbekannte Variante aus. Doch drei Halbzüge später stand er schon auf Verlust. Zwar wehrte er sich noch ein Weilchen, doch nach 13 Zügen war dem frühzeitigen Ende nichts mehr entgegenzusetzen. Zwei weitere Vorentscheidungen zeichneten sich ebenfalls schon frühzeitig ab. Am Spitzenbrett hatte sich Hartmut in der Eröffnungswahl etwas verspekuliert und geriet in eine ihm unbekannte Variante. So konnte Kurt Busch schnell ausgleichen und sich Dank aktiven Figurenspiels die Initiative sichern. Auch Ralf hatte, was die Eröffnung angeht, nicht seinen besten Tag. Nach sechs Zügen sah es so aus, als könne er nur mit Bauern und der Dame ziehen, und auch der Zeitverbrauch war alles andere als beruhigend. Ebenfalls Bedenken hatte ich zunächst auch bei Reinald, der eine zwar von ihm schon oft, aber auch schon schlecht behandelte Variante spielte. Doch sein Gegner setzte etwas ambitionslos fort, und die Partie verflachte rasch ins Remis. Der Ausgleich durch Jochen fiel uns dann doch recht überraschend in den Schoß. In noch ausgegelichener Stellung behielt der Durmersheimer seine Figuren nicht alle im Auge und ließ überraschend einen Läufer stehen. Da ließ sich Jochen nicht zweimal bitten. Deutlich weniger überraschend fiel anschließend unsere 2,5:1,5 Führung. Nachdem ich gegen Sauer schon besser aus der königsindischen Eröffnung gekommen war, fand dieser auch in der Folge keinen richtigen Plan. Zu allem Überfluss öffnete er mir auch noch im falschen Moment die e-Linie. Der Rest war nur noch Formsache. Genau das sollte zu diesem Zeitpunkt auch unser Mannschaftserfolg sein. Toni verfügte über den Luxus zweier Mehrbauern und ungewohnt viel Bedenkzeit (etwa 15 Minuten für ebenso viele Züge). Und bei Jürgen sollte es auch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er seiner überlegenen Stellung etwas Zählbares entlocken konnte. Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass Ralf seine Partie mittlerweile völlig ruiniert hatte. Die zusätzlich hochgradige Zeitnot besorgte bald den Ausgleich für die Gastgeber. Bedeutungslos schien auch der Ausgang am Spitzenbrett. Hier hatte sich Hartmut von den Eröffnungsstrapazen sichtlich erholt und konnte das Spiel wieder offen gestalten. Doch aus der Remisbreite gab es für beide Seiten kein Entkommen. 3:3.

   Inzwischen durfte Jürgen seine starke Leistung mit dem Sieg krönen und sich so auch weiter mit dem Titel "Mr. 100%" schmücken. Erwähnenswert ist außerdem, dass er seit langem einmal wieder mit Weiß spielte, was seiner Bissigkeit aber keinen Abbruch tat! Nun wartete alles auf das 5:3. Toni hatte inzwischen einiges Holz abtauschen können und für die letzten acht Züge immerhin noch vier Minuten Zeit. Doch plötzlich ließ er eine ungewohnte Hektik aufkommen. Er zog hektisch á Tempo und ließ die gegnerische Dame gefährlich in seine Stellung eindringen. Auf einmal war es passiert: Toni patzte und verlor den Turm und die Partie. Na ja, mit 17:1 Punkten wird man auch noch Meister. Jetzt müssen wir in der nächsten Runde halt Hörden schlagen! Übrigens: Im Pokalspiel, welches in 12 Tagen ebenfalls in Durmersheim ansteht, hätte uns das 4:4 nach Berliner Wertung zum Weiterkommen gereicht.


Rochade Express, Nr. 56, Seite 16, "Schon auf Kurs nach Andechs?"
von Alexander Hatz

   Nach dem unnötigen Punktverlust in Durmersheim waren wir im nächsten Lokalderby gegen Hörden schon in Zugzwang. Zwar hatten jene auch schon einen Minuspunkt auf dem Konto, jedoch war deren Unentschieden gegen Meisterschaftsmitanwärter Vimbuch deutlich höher einzuschätzen. Außerdem erwarten uns die "Vimbis" ja noch in der letzten Runde, so dass wir mit einem Unentschieden gegen Hörden und eventuell einem weiteren Punktverlust in Vimbuch wahrscheinlich schon zuviele Minuspunkte hätten. Und außerdem, was sollte eigentlich aus der "Wallfahrt" nach Andechs werden, die Präsident Urban im Falle eines Aufstiegs spendieren will? Am besten musste also ein Sieg her.

   Deswegen griffen wir ausnahmsweise auch einmal zu einem mannschaftstaktischen Mittel und tauschten an den Brettern zwei und drei. Doch schon bald sollte sich dies als Fehler entpuppen. Mit Weiß kam ich nicht zum erhofften Vorteil, und Ralf schmeckte sein Königsinder gegen den schnell und sicher spielenden Merkel auch nicht.

   Die ersten Entscheidungen fielen aber weiter hinten. Reinald wickelte gegen den höher eingeschätzten Christian Karcher konsequent ins Remis ab, und an Brett sieben gab Jürgen Gersinska wieder mal eine Lehrstunde in Sachen "Black is o.k. ". Trotz allmählich knapper werdender Zeit konnte er seinen Druck ständig erhöhen und schließlich souverän den ganzen Zähler einfahren. Recht mutig ging auch Jochen zu Werke. Gegen Michael Zunker packte er im Damengambit eine scharfe Variante aus, rochierte groß und blies zum Königsangriff. Der Mut sollte belohnt werden. Der Hördener (der ja eigentlich ein Kuppenheimer ist) konnte sich kein Gegenspiel verschaffen und wurde so vom Angriff überrollt. So komfortabel die 2,5:0,5 Führung auch aussah, langsam aber sicher spielten die Gäste ihre Trümpfe aus und sollten schließlich ausgleichen. Nach 40 Zügen hatte ich zwar die Zeitkontrolle geschafft, doch die beiden Tempi, die mich ein falscher Plan im Mittelspiel gekostet hatte, wogen schwer, und die Partie war aufgabereif. Seinen Mehrbauern konnte auch J.R. nicht halten. In der Zeitnotphase musste er am Ende sogar noch froh um sein Remis sein. Der Ausgleich für die Gäste fiel dann an Brett drei, wo bei Ralf in schon verlorener Stellung auch noch die Klappe fiel, womit die Aktion Brettertausch endgültig gescheitert war. Beim Stand von 3:3 musste die Entscheidung nun an den Brettern eins und sechs fallen. Dort gingen Hartmut und Toni zu Werke. Dabei stand Toni ständig besser, konnte seinen hauchdünnen Vorteil auch über die Zeitnot retten, doch ein Sieg sollte ihm nach einem verschenkten Tempo kaum noch gelingen können. Ziemlich undurchsichtig war die Lage am Spitzenbrett. Kresovic heizte Hartmut am Königsflügel mächtig ein und schien dem Sieg zeitweise bedrohlich nahe. Doch Hartmut verteidigte sich umsichtig und überstand die Zeitkontrolle unbeschadet. Nun wollte es sein Gegner mit aller Gewalt wissen. Von seiner Stunde für die nächsten 20 Züge rieselte Minute um Minute dahin. Erst 20 Minuten vor der Zeitkontrolle machte er seinen nächsten Zug. Und wie so oft war dieser ziemlich schlecht. Der psychische Druck, in einer ehemals besseren Stellung allmählich gewinnen zu müssen, tat ein übriges. Der Hördener verlor den Faden, und Hartmut besaß leichtes Spiel, um zum tödlichen Konter anzusetzen. 4,5:3,5 - Andechs, wir kommen!


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