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Metz - Sauer Finale Bezirkspokal 1993
1.e4
c6
Das kostete meinen Gegner bereits erste Bedenkzeit. Noch bisher eher negativen
Erfahrungen mit dieser Eröffnung gegen mich, erwog Bernd wohl andere Verteidigungen. Nun war es jedoch an mir, erstmals nachzudenken. Ich erinnerte mich an das von Ralf Großhans bevorzugte 2.d3 d5 3.Sd2, sozusagen Königsindisch im Anzug. Dann doch:
2.d4
d5
Wieder überlegte ich lange. Sollte ich 3.e5 spielen? Ich verwarf den Gedanken,
weil ich annahm, dass sich Bernd damit auskennt. Schließlich spielt sein alter und unser neuer Mannschaftskollege Matthias Menge die Vorstoßvariante. Vielleicht 3.Sc3? Nein, die Stellungen sind mir zu zahm. So entschied ich mich nach mehr als zehn Minuten für den Panow- Angriff, obwohl ich in jüngster Zeit auch darauf keine Lust mehr habe.
3.exd5
cxd5
4.c4
Sf6
5.Sc3
Sc6
Wählt also dieselbe Variante, die ich zu spielen pflege. Dies birgt sowohl Vor- wie Nachteile! Zum einen kenne ich mich darin natürlich ganz gut aus, zum anderen werde ich psychologisch gehemmt, weil ich diese Variante für sehr gut für Schwarz halte. Ich musste mich nun zwischen den zwei Hauptvarianten Lg5 und Sf3 entscheiden. Da ich Bernd schon einmal vernichtend damit schlug, zog ich
6.Lg5
Da5
Grauenvoll! Mein Gegner spielt mit Schwarz, als hieße er Metz. Auch diesmal gab es wieder viele unterschiedliche Ideen. In der oben erwähnten Partie folgte übrigens 6..Lf5?, wonach ich bald gewann.
7.Lxf6
exf6
8.a3
[ Das scheinbar starke 8.cxd5
führt nach 8...Lb4!
9.dxc6
Lxc3+
10.bxc3
Dxc3+
11.Ke2
0-0!
12.f3
Der einzige Zug. 12...Te8+
13.Kf2
De3+
14.Kg3
Dg5+
zum Dauerschach.]
8...dxc4
9.Lxc4
Ld6!
Zu meinem Schrecken prächtig gespielt. Eine analoge Idee verwirklichte ich im Fernschach. Schwarz fürchtet sich nicht vor dem Verlust der Rochade. [ Die Hauptvariante - Sie sehen lieber Leser, dass ich dank der von Bernd Sauer gewählten Eröffnung ausnahmsweise die Theorie kenne - verläuft folgendermaßen: 9...Le6
10.d5
0-0-0
11.b4
In Betracht kommt 11.Sge2. 11...Lxb4!
12.axb4
Dxb4
13.Db3
Lxd5!
14.Lxd5
Txd5!
15.Tb1
Sollten die schwarzen Bauern am Damenflügel jemals auf der Grundreihe anlangen, kann man seine Figur dafür geben. Am Königsflügel sind die vier gegen drei Bauern nicht zu fürchten, da sich ein Doppelbauer darunter befindet. Deshalb besteht lediglich für Schwarz Verlustgefahr.]
10.De2+
Obwohl ich die Variante bis dahin kannte, hatte ich eine halbe Stunde Bedenkzeit verbraucht. Alles zugunsten psychologischer Erwägungen. Trotzdem fühlte ich mich nicht sonderlich gut in dieser Stellung.
10...Kf8
11.Dd2
Der einzige Zug, um die Dame wieder von der offenen e-Linie zu nehmen und den d-Bauern zu decken. [ 11.Sf3?
Lg4
und Schwarz stünde blendend.]
11...Lf5
12.Sge2
Te8
13.0-0
h5
14.Sg3
Lg6
[ 14...Lxg3
15.fxg3
räumt Weiß zusätzliche Chancen auf der f-Linie ein. 15...h4
verbietet sich in dieser Variante wegen 16.Df4
]
15.Tfe1
h4
16.Txe8+
Kxe8
17.Sf1
Th5
Die Aussichten beider Parteien sind in etwa gleich. Durch den letzten Zug erlaubt Schwarz dem Anziehenden, etwas Spiel auf der e-Linie zu inszenieren.
18.Te1+
Kf8
Stünde Turm noch auf h8, hätte man Kd7 oder d8 nebst Te8 erwägen können.
19.De2
Dd8
20.Lb5!
Deckt d4 indirekt: [ 20.Lb5
Sxd4?
21.De8+
mit Matt.] Leider ist jedoch aus der Stellung kein zwangsläufiger Vorteil herauszuholen.
20...Se7
21.Sd2
Ein erster greifbarer Erfolg meines Schachtrainings (ein Buch in einem Vierteljahr durchgeackert!): Figuren, die schlecht stehen, müssen auf bessere Felder. "Steht eine Figur schlecht, steht die ganze Partie schlecht" meinte Weltmeister Emanuel Lasker einmal überspitzt. Ganz so schlimm steht es nicht um Weiß, immerhin scheint es aber richtig, die passivste meiner Figuren aktiver zu plazieren.
21...a6?!
Die erste Ungenauigkeit. Ohne Grund bewegt Schwarz seine Bauern nach vorne, wo sie leichter erbeutet werden können.
22.La4
b5?!
23.Lc2!
Auf b3 stünde der Läufer fast wirkungslos, da kein vernünftiges Druckspiel gegen f7 zu inszenieren ist. Folgerichtig stelle ich den Läufer dem weißfeldrigen feindlichen gegenüber, um ihn gegebenenfalls abzutauschen. Danach geriete e4 leichter in meine Hand. [ 23.Lc2
ging natürlich nur, weil nach 23...Lxc2
der Th5 hängt.]
23...Sf5?!
24.Sf3
Nach einer Reihe ungenauer Züge meines Kontrahenten fühlte ich mich erstmals wohl in meiner Haut. Meine Figuren stehen alle halbwegs aktiv, während der schwarze Figurenklumpen auf der f-, g- und h-Linie keine Wirkung besitzt. Weiß steht etwas besser.
24...Lf4?!
Die Stellung bietet eine interessante Fortsetzung: Auf ein eventuelles h3 von Schwarz hatte ich immer g4! mit Figurengewinn in petto. Nun könnte ich á tempo g4 durchsetzen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die Idee erst zu Hause im Bett kam, als ich die Partie noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen ließ. Halbwegs zufrieden durfte ich feststellen, dass der Figurengewinn [ 24...Lf4
25.g3!?
hxg3
26.hxg3
Sxg3
( 26...Ld6
27.g4
Sh4
28.Lxg6+-
) 27.fxg3
Lxg3
] nur zu einer unklaren Position führt, in der Weiß mit seinem ungeschützen König erst einmal sein Übergewicht zur Geltung bringen muss. Statt dessen wählte ich einen aus zwei Gründen idiotischen Zug:
25.Sd5??
Sieht auf den ersten Blick ganz vernünftig aus, da der Läufer anscheinend zurückweichen muss. [ Doch wie sollte ich nach 25.Sd5
Ld6
fortsetzen? Der Springer wäre wohl wieder nach c3 zurückgekehrt, da Sb6 nicht die Bohne taugt. ( Nachdem ich meinen Zug ausgeführt hatte, bemerkte ich auch bald eine noch hässlichere Idee: 25...Sxd4!
26.Sxd4
Txd5
und Weiß muß zufrieden sein, wenn er noch einen Remisweg Findet. Schwarz verwarf den Zug wegen 27.Lxg6
, wonach er fxg6 nicht spielen durfte, da sonst Se6+ die Dame gewinnt. ( Vermutlich hätte ich 27.Sc6
versuchen müssen. Doch auch dies gäbe Schwarz mehr vom Spiel.) Dummerweise wäre aber 27...Txd4
verhehrend für Weiß ausgefallen.) ] Statt dieser feinen Alternative überbot Schwarz noch mein Gepatze:
25...Lb8??
Gänzlich unverständlich. Nach Ld6 wäre zumindest 26.Sb4 unterbunden. Jetzt verliert Bernd Sauer einen Bauern.
26.Sb4
Se7??
Das kostet vollends die Partie. Es mußte wohl Ld6 mit Preisgabe des a-Bauern geschehen. [ 26...a5??
27.Sc6
Dc8
28.Lxf5
Lxf5
29.De7+
Kg8
30.De8+
Dxe8
31.Txe8+
Kh7
32.Sxb8
]
27.Dxe7+
Dxe7
28.Txe7
Kxe7
[ 28...Lxc2
29.Tb7
mit Figurengewinn.]
29.Lxg6
fxg6
30.Sc6+
Die Pointe der Kombination, mit der ich zwei Springer für einen Turm gewinne.
30...Kd6
31.Sxb8
Die Stellung mußte genau untersucht werden. Man kann aber einfach sehen, dass der Springer wieder über a6 und c5 herauskommt.
31...b4?
Erleichtert den Sieg. [ Nach 31...a5
32.Sa6
g5
33.h3
Th8
34.Sc5
kann sich Schwarz hartnäckig wehren, auch wenn die Partie langfristig verloren ist.]
32.axb4
a5
33.Sa6
axb4
34.Sxb4
Ta5?
[ Wenigstens hätte man 34...Tb5
35.Sd3
Tb3
36.Sfe1
Kd5
37.Kf1
Kxd4
38.Ke2
versuchen sollen, um den d-Bauern zu erobern.]
35.Kf1
g5
36.Ke2
Tb5
37.Sd3
Kd5
38.Ke3
Tb8
39.h3
Te8+
40.Kd2
Kc4
41.Sc5
Ta8
42.b3+
Kd5
43.Sa4
Tb8
44.Sc3+
Kd6
45.Kc2
Tb4
46.Sd2!
Deckt die d4-Kröte indirekt (Txd4? 47.Sb5+) und droht gleichzeitig mittels Sc4+ weiteres Terrain für den d-Bauern zu gewinnen.
46...f5
47.Sf3
g4
48.Sxh4
Ke6
49.hxg4
fxg4
50.d5+
Kf6
51.g3
Ke5
52.Sg6+
Kd4
53.Se7
Tb7
54.Sc6+
Kc5
55.b4+
Kd6
56.Kd3
Tf7
57.Kd4
Kc7
Muss wieder einer indirekten Deckung, diesmal Se4+, Tribut zollen.
58.Se4
Tf3
59.Se5
Tb3
60.d6+
Kd8
61.Kd5!
Schwarz hatte wohl die Nase voll von den ständig im Raum schwebenden Springergabeln, falls der Turm einen Bauern fressen sollte. 1-0
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