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Berichte der "Ersten"

Jubiläum


Rochade Express, Nr. 61, Seite 6, "Glückloser Auftakt"
von Alexander Hatz

   Auf ein Neues! Vor wenigen Wochen startete die Rochade Kuppenheim ihren zweiten Anlauf in der Oberliga Baden. Nur wenige Optimisten waren davon überzeugt, dass dieser deutlich erfolgreicher sein würde als der letzte. Vor vier Jahren erkämpfte die "Erste" 3:15 Punkte und durfte gleich wieder den Weg in die Verbandsliga antreten. Doch plötzlich passierte Jürgen diese Sache mit Keti, und - schwuppdiwupp - die Rochade zählt nicht mehr zu den Abstiegskandidaten. So fuhren wir auch nicht ganz so hoffnungslos zum Auftaktmatch nach Untergrombach. Fast in Bestbesetzung, nur Kurt, der ja meist in den USA weilt, fehlte noch zum 100-prozentigen Aufstellungsglück, gedachten wir in Untergrombach schon etwas mehr Punkte mitzunehmen als beim Oberligaauftakt vor vier Jahren. Damals setzte es eine 2,5:5,5-Schlappe - aber gegen Untergrombach II. Diesmal hatten wir es jedoch mit der ersten Mannschaft zu tun. Ein schweres Unterfangen, zählen die Gastgeber doch zu den drei Mannschaften, die die Meisterschaft wahrscheinlich unter sich ausmachen: Bad Mergentheim, Waldshut-Tiengen und eben Untergrombach.

   Leider erhielten unsere Hoffnungen auch schon bald einen Dämpfer. Nach furiosem Start stellte Jürgen (Wer sich jetzt fragt: "Ja welcher Jürgen denn?", der hat noch nicht richtig nachgezählt, denn durch unsere beiden Verstärkungen ist der gute J.R. nämlich in die "Zweite" gepurzelt. So kann ich bis auf weiteres darauf verzichten, zu erwähnen, dass es sich um den Gersinska'schen handeln muss) eine Figur ein und riss uns jäh aus allen Träumen. In der Folge entwickelte sich aber trotzdem ein ausgeglichenes Match, nur mit dem Nachteil, dass wir eben schon 0:1 hinten lagen. An den hinteren Brettern (gemeint sind hier die verbliebenen Bretter vier bis sieben) ließen wir überhaupt nichts anbrennen. Trotz deutlicher DWZ-Nachteile von durchschnittlich 110 Punkten hagelte es hier ausschließlich Punkteteilungen. So mussten die drei Spitzenbretter die Kastanien aus dem Feuer holen.

   Leider hatte Keti bei ihrem ersten Auftritt für die Rochade aber einen schwarzen Tag erwischt. Nach sicherem Beginn muss sie irgendwie kurz eingeschlafen sein, anders lässt es sich nicht erklären, denn welche Gespenster sie zu einem Figureneinsteller verleiteten, ist bis heute ungeklärt. Nach diesem 2:4-Rückstand mussten nun Rezo und Hartmut alles auf eine Karte setzen, um vielleicht doch noch den erhofften Ausgleich zu schaffen. So geschah es, dass Hartmut sämtlichen Remisabwicklungen ausweichen und mit seinem wackeligen Mehrbauern auf Sieg spielen musste. Dazu geriet er noch zusehends in Zeitnot. Am Ende hatte IM David schließlich keine Mühe mehr, die mittlerweile völlig ruinierte Stellung im Sturm zu nehmen. Aus der Traum! Immerhin gelang Rezo noch ein versöhnlicher Sieg zum Abschluss. Mit Weiß diktierte er schon eine Weile das Geschehen auf dem Brett, doch sein Kontrahent verteidigte sich zäh und ließ keinen entscheidenden Vorteil zu. Nach dem 39. Zug überschritt er aber letzlich in ausgeglichener Stellung die Zeit. Irgendwie konnte er einem schon leid tun, doch hatte er objektiv am Ende keine Chance mehr. Man konnte richtig beobachten, wie er, aus Angst, vielleicht einen Spiel entscheidenden Fehler zu machen, Sekunde um Sekunde verstreichen ließ, ohne sich zu einem Zug durchringen zu können. Immer nervösere Blicke warf er auf die Uhr, bis die ihn schließlich erlöste...


Rochade Express, Nr. 61, Seite 7f, "Heidelberg war gutes Pflaster"
von Alexander Hatz

   Nach der zwar erwarteten, aber letzlich doch etwas unglücklichen Auftaktniederlage in Untergrombach wollten wir in Heidelberg zumindest einen Punkt mit nach Hause nehmen. Immerhin erreichten wir schon in unserer ersten Oberligasaison ein Unentschieden gegen die Gastgeber. Allerdings ist die Mannschaft von damals mindestens eine Klasse schlechter einzuschätzen, wie die diesjährige. Dies wird vor allem dadurch deutlich, dass 1989 am ersten Brett mit Josef Steinmacher derselbe Spieler saß, wie 1993 am achten. Aber schließlich hatten auch wir mittlerweile kräftig an Spielstärke dazugewonnen, so dass wir gegen die nach DWZ-Prognose auf dem fünften Rang eingestuften Heidelberger durchaus reelle Siegchancen hatten. Vor allem unsere Spitzenbretter sollten letztlich den Erfolg garantieren.

   Den tragischen Auftakt bildete leider erneut Pechvogel Jürgen. Wiederum hatte er seinen Gegner klar auf der Pfanne, doch im entscheidenden Moment scheinen unserem "Mr. 100 Prozent" vom Vorjahr heuer die Nerven einen Streich zu spielen. Oder sind dies gar schon die Folgen seiner Heirat? Denn wie versucht uns Toni doch ständig vor solchen "Dummheiten" zu warnen: "Ich sag es ja schon immer: Eine Heirat kostet zehn Ingo, jedes Kind dann nochmal zehn!" - wir wollen es nicht hoffen. Ansonsten entwickelte sich das Geschehen aber durchaus positiv. Jochens Gegner hatte eine Autopanne und kam knapp eine dreiviertel Stunde zu spät. Davon ließ sich Jochen aber nicht irritieren und legte seinem Gegenüber schon in der Eröffnung die Daumenschrauben an. Scharf ging auch Rezo wieder zu Werke. Nachdem sein Gegner es aber versäumt hatte, Rezos König in der Mitte festzunageln, war ich auch hier zuversichtlich. Plötzlich in heftiges Grübeln verfiel dann Ralf. Sein Gegner schien mit Mann und Maus Ralfs Bd5 zu bestürmen. Würde unser Mann sich noch einmal befreien können? Er konnte! Sicher umschiffte er sämtliche Klippen und konnte seinem Widersacher sogar einen Doppelbauer auf der c-Linie zufügen und in ein günstiges Endspiel abwickeln. Leider nicht günstig genug, so dass er nie richtig dazu kam, den Schwächling unter Beschuss zu nehmen. Remis! Den Ausgleich ließ dann Hartmut folgen. Er überraschte seinen Kontrahenten mit einem Figuren-Scheinopfer, das nach anschließendem Damenopfer zum Sieg geführt hätte, weshalb sich sein Gegner auf ein verlorenes Endspiel einlassen musste. 1,5:1,5! Ein weiteres Unentschieden durfte ich dann selbst meiner Sammlung hinzufügen. In der Eröffnung betrat ich ausnahmsweise Neuland. Dies sollte sich aber lohnen, denn ich konnte mühelos ausgleichen. Trotz Zeitnot gelang es mir, in ein vorteilhaftes Schwerfigurenendspiel abzuwickeln. Da ich aber aufgrund der allgemein guten Lage nichts mehr riskieren wollte, einigte ich mich auf eine Punkteteilung. Besser machte es da Jochen, der ein Brett hinter mir gegen den ehemaligen Lahrer Kurz keine Gnade kannte und sicher zum 3:2 vollstreckte. Die endgültige Entscheidung sollte anschließend in der Zeitnotphase fallen.

   Eigentlich hatten wir ja gedacht, dass mit Toni all unsere Zeitnotsorgen in die "Zweite" abgewandert seien, doch mit Rezo haben wir uns einen weiteren Spezialisten "eingehandelt". Wie schon in Untergrombach konnte er mit waagrechter Klappe die Partie noch für sich entscheiden. Mit höchstens noch 30 Sekunden für die letzten zwölf Züge (sein Gegner hatte noch knapp 20 Minuten!) schien seine Partie schon fast verloren. Doch trotz Mehrbauer gelang es seinem Gegner einfach nicht, Rezos Figuren abzutauschen und somit die Stellung zu seinen Gunsten zu vereinfachen. Rezo kämpfte wie ein Löwe und trieb mit seiner Dame den gegnerischen König aus seiner Festung. Mit dem Dauerschach wollte sich der Heidelberger aber nicht zufrieden geben, geriet seinerseits in Zeitnot und verlor ganz die Übersicht. Als die Klappe schließlich unten war, waren 43 Züge gespielt, und Rezo hatte einen Bauern mehr auf dem Brett. Da auch der zweite bald in seine Hände fallen sollte, war der Sieg nur noch eine Frage der Zeit. Inzwischen betrieb auch Keti am Spitzenbrett Wiedergutmachung für ihren Aussetzer in der ersten Runde. Nach einer überlegen geführten Partie kam es zu einem furiosen Opferfinale am Damenflügel, bei dem schließlich ein Freibauer den Tag entschied (Partie am Ende dieses Berichts). Das 5:2 war perfekt! Dass sich am Ende Matthias noch geschlagen geben musste; bedeutete nur noch Resultatkosmetik für die Heidelberger. Eigentlich hätte auch er einen halben Zähler verdient gehabt, doch sein frech nach h6 vorgetriebener Bauer kostete ihn schließlich den verdienten Lohn.











Kachiani-Gersinska - Neunhöffer
Oberliga Baden 1993

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.g3 d5 4.Sf3 Lb4+ 5.Ld2 Le7 6.Lg2 0-0 7.0-0 c6 8.Dc2 b6 9.Lf4 Lb7 10.Se5 Sfd7 11.Td1 f5?! [ Besser 11...Sxe5 ] 12.Sd3 Sa6 13.a3 Tc8 14.b4 Sc7 15.c5 Se8 16.Sd2 g5 17.Le5 Sef6 18.f3 Sxe5 19.Sxe5 Sd7 20.e3 Sxe5 21.dxe5 La6 22.Sb3 Dc7 23.f4 Tfe8 24.Sd4 Lf8 25.Tac1 bxc5 26.bxc5 Tb8 27.h4! g4 [ Besser 27...gxh4 ] 28.Lf1 Lc8 29.Dc3 Ld7 30.La6 h5 31.Tb1 Ted8 32.Kf2 Mit der Idee 33.Tb4 Da5 34.Txb8 Dxc3 35.Txd8. 32...Te8 33.Tdc1 Kh7 34.Tb4 Kg6 [ 34...Da5 35.Tb7! Dxc3 36.Txd7+ ] 35.Db2 Txb4 [ 35...Kf7 36.Tb7 ] 36.axb4 Tb8 37.Dc3 Le7 38.Ta1 Ld8 39.Ke2 Kf7 40.Kd2 Ke7 41.Ld3 a5 42.bxa5 [ 42.Txa5? Txb4 43.Dxb4 Dxa5 ] 42...Kf7 43.a6 Da7 44.Lxf5! exf5 45.e6+ Lxe6 [ 45...Ke7 46.Sxc6+ Lxc6 47.Dg7+ Kxe6 48.Dxa7 ] 46.Sxc6 Dc7 47.Sxb8 Lf6 48.Db4 [ Wegen 48.Db4 Lxa1 49.Db7! Dxb7 50.axb7 gab Schwarz auf.] 1-0




Rochade Express, Nr. 61, Seite 9, "Schwarzer Tag für "Erste""
von Alexander Hatz

   Erstmals in Bestbesetzung konnten wir gegen Konstanz antreten. Zu unser aller Freude gab nämlich Kurt Busch, der zusammen mit Matthias Menge von Durmersheim nach Kuppenheim gewechselt war, sein Debüt in der ersten Mannschaft. Anlässlich des Geburtstages seiner Freundin hatte er seinen einjährigen USA-Aufenthalt für ein paar Tage unterbrochen und stand uns so ausnahmsweise zur Verfügung. Hierdurch purzelte nun auch der zweite Jürgen in die Reserve, die somit bärenstark nach Lahr fahren konnte. Die Zeichen standen gut für ein erfolgreiches Rochade Wochenende, hatte doch die "Dritte" am Vorabend gegen Ottenau III erneut mit einem Kantersieg aufgewartet.

   Leider hatten wir die Mannen vom Bodensee nicht in allzu guter Erinnerung; beim letzten Aufeinandertreffen setzte es eine 2:6-Niederlage. Allerdings sind da ja auch noch die Spiele aus unseren ersten drei Verbandsligajahren. Damals fuhren wir eigentlich immer gern mit dem Zug an den Bodensee und kehrten mit insgesamt 5:1 Mannschaftspunkten zurück.

   An diese gute alte Tradition wollten wir erneut anknüpfen. Schließlich sprach mindestens zweierlei dafür: Erstens konnten wir Dank Kurt in Bestbesetzung antreten und zweitens traten die Gäste in der bisher schwächsten Besetzung dieser Saison an. Ging man nach der DWZ, war die Rochade sogar an jedem einzelnen Brett favorisiert. Außerdem waren die Konstanzer mit zwei 3,5:4,5 Niederlagen in die Runde gestartet, waren also angeschlagen. Doch angeschlagene Boxer sind gefährlich. Dass dies nicht nur für die Faustkämpfer, sondern auch für Schachspieler gilt, mussten wir leider im Verlauf des Tages feststellen ...

   Dabei ließ es sich zunächst recht ordentlich an. Kurt stand gut und hatte eine seiner "Feder"-Stellungen aufgebaut, wie Matthias erklärte. Auch Matthias selbst hatte sich schon in der Eröffnung beachtlichen Vorteil erspielt. Alle anderen Stellungen waren schwer einzuschätzen. Am sechsten Brett saßen sich Jochen und Axel Aschenberg gegenüber. Axel, der ja in Konstanz studiert, war vor dieser Saison von Freiburg noch Konstanz gewechselt und durfte so erstmals gegen seine alten Kameraden antreten. Dabei lieferte er sich mit Jochen ein heißes Gefecht, welches schon früh für geteilte Meinungen unter den zahlreich erschienenen Fans sorgte. Hans-Peter jedenfalls setzte schon bald keinen Pfifferling mehr auf unseren Jochen. Hartmut wurde mit einer Variante der Skandinavischen Verteidigung konfrontiert, in der sein Gegner im fünften Zug eine meines Erachtens verdächtige Variante einschlug. Was ich von den Stellungen Ketis und Rezos halten sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auch Ralf kam nicht so recht vorwärts. Für den geopferten Bauern suchte er recht lange nach Kompensation. Ruckzuck war es dann aber auf einmal um Keti geschehen. Sie hatte lang rochiert und den entstehenden Königsangriff wohl falsch eingeschätzt. Jedenfalls wurde ihr die Deckung ihres Königs mir einem starken Qualitätsopfer weg gesprengt, wonach sie bald aufgeben musste. Erneut nur zu einer Punkteteilung kam ich am fünften Brett. Ich konnte zwar die ungeliebte Eröffnung ohne Blessuren überstehen, doch das entstandene Schwerfigurenendspiel versprach nicht mehr als einen halben Zähler. Mit dem gleichen Ergebnis musste sich auch Hartmut zufrieden geben. Eine nicht ins Kalkül gezogene große Rochade zerstörte all seine Träume von einem ganzen Punkt.

   Von nun an ging es stetig bergab mit uns. Rezos Schwächen auf der Diagonalen h3-c8 brachten ihn derart ins Grübeln, dass er letztlich auf Zeit verlor. Zwar gelang daraufhin Jochen noch ein Remis, doch war nur noch an Brett acht eine Gewinnstellung auszumachen. Die Kurt'sche Feder war leider immer noch nicht explodiert. Am Damenflügel musste er einen Freibauern durchbrechen lassen, so dass auch er mit dem Schlimmsten rechnen musste. Dass dies ganz und gar nicht der Tag der Rochade war, zeigte sich spätestens als Matthias seine Stellung in Zeitnot einzügig weg warf. 1,5:4,5 - das Debakel war perfekt. Nachdem nun die Entscheidung gefallen war stellte auch Ralf seine Gewinnversuche ein. Mittlerweile waren es wohl gar keine mehr. Im Mittelspiel konnte Ralf zwar einigen Wirbel verursachen, doch mehr als den geopferten Bauern gab ihm sein Gegner nicht mehr zurück. Dennoch zockte Ralf auch in Zeitnot mutig weiter, um vielleicht doch noch einen für die Mannschaft so wichtigen Sieg zu erringen. Leider umsonst. Den traurigen Abschluss musste schließlich Kurt zulassen: Der Freibauer war zu stark, während sich sein Königangriff als Stoß ins Leere entpuppt hatte.


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