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W.G. spielte nicht mit!

von Hartmut Metz, Nov. 87

zu den Schachtexten


   Ist es Ihnen nicht auch schon oft so gegangen? Morgens schlagen Sie die lokale Zeitung auf. Sie konstatieren: Es steht wieder einmal ein Schachbericht von H.G., dem allseits geliebten Schachspieler, drin. Das geschulte Auge erkennt zudem beim Aufschlagen der besagten Seite: Aha, ein Bericht über den Badischen Schachkongreß! Nun folgt zunächst ungläubiges Stutzen des Lesers. Ist dieser nicht bereits vor einem halben Jahr gewesen? Natürlich, aber Hauptsache es steht etwas über Schach in der Zeitung, was selten genug vorkommt! Jetzt freut sich der Leser und denkt sich: Der Lokalteil der Zeitung ist doch nicht so schlecht, wie gemeinhin von Schachspielern behauptet wird.

   Danach macht man es sich als Schachspieler erst einmal richtig bequem, um die dargebotenen Zeilen genüßlich konsumieren zu können. Noch viel mehr Freude kommt beim Leser auf, als er das Kürzel hg sieht. Dies erklärt einiges. Eine Aufbereitung von Ergebnissen, die erst nach Monaten der Recherche möglich ist. Welche Zahl ist niedriger? 6 oder 30? H.G. gibt Antworten und fundiert diese durch Experten. Seine monatelang gehegte Vermutung war also richtig. Die 6! Er mußte also einen Artikel, wenn auch etwas spät, schreiben.

   Nun macht sich Behaglichkeit beim Leser breit. Auch noch einer dieser unparteiischen und ausgewogenen Artikel von H.G.. Ein Artikel dieses lokalen Goethes, der Jahr um Jahr auf schändlichste Weise um den Pulitzer-Preis betrogen wird! Die Spannung steigt ins Unerträgliche. Jetzt aber los mit dem Lesen! Die ersten Sätze handeln von einem gewissen W.G., der im Meister B-Turnier einen ausgezeichneten 6. Platz belegt hat. Und damit nicht genug! Er war damit bester mittelbadischer Spieler! Er verdient damit unsere ganze Bewunderung! Nein, ich korrigiere mich, dieser Spieler ist einzigartig! Denn, wie ich den letzten der insgesamt 10 Zeilen entnehme, wurde der Kuppenheimer Spitzenspieler H.M. 30. unter 42 Teilnehmern. Der Leser mag es nicht glauben. Das hebt natürlich die Leistung des W.G. in das schier Unermeßliche! Besser kann man die Leistung von W.G. nicht würdigen. 24 Plätze (Grob gerechnet und nicht von Experten fundiert) vor H.M.!! Einmalig! Großartig! Phantastisch! Unvorstellbar!

   Man kann es nicht in Worte fassen. Nur dem dummen Leser drängt sich dabei der Gedanke auf, daß H.M. in dieser Gegend das Maß aller Dinge ist. Denn sonst würde H.G. kaum auf diesen Vergleich zurückgreifen. Tatsächlich muß aber der intelligente Leser eingestehen: Ein einmaliger, phänomenaler Vergleich, wie ihn nur H.G. ziehen konnte. Nur so konnte die gewiß ausgezeichnete Leistung von W.G. gewürdigt werden! Vor H.M.! Einfach unglaublich! Erwächst uns da ein neuer Schachweltmeister? Fragen über Fragen, die uns nur H.G. in seinen seltenen und deshalb so kostbaren Artikeln beantworten kann.

   Fest steht: Solche Vergleiche kann nur einer ziehen! Und eines ist gewiß: In diesem Jahr kann H.G. nach diesem Artikel bei der Pulitzer-Preis-Verleihung nicht mehr übergangen werden! Ach so. Sie wollen wissen, warum die Überschrift "W.G. spielte nicht mit" hieß, obwohl in diesem Artikel lediglich die Verdienste und Meriten des H.G. gewürdigt wurden.

   So lautet die Überschrift des nächsten Artikels von H.G.. Wir hoffen, daß wir seinen Fans nicht zu viel verraten, wenn wir die Ende 1989 herauskommende Story kurz anreißen. Es geht im nächsten Artikel darum, daß ein gewisser H.M. (Rochade Kuppenheim) 1988 erneut mittelbadischer Meister wird. H.G. deckt natürlich unerbittlich die Hintergründe dieses Komplotts auf. Wie er selbst im einleitenden Satz feststellt: "H.M. (Rochade Kuppenheim) wurde mittelbadischer Meister. W.G. spielte nicht mit!" Unbestechlich wie immer zeigt damit G. die Machenschaften der Kuppenheimer Mafia auf! Und im Chor rufen wir Dir zu: H., Deine Fans freuen sich jetzt schon auf diesen Leckerbissen der deutschen Literatur! Weiter so H.! Vielleicht lachen wir uns ja noch tot über Deine Artikel und dann ist dein Verein wieder die Nummer 1!


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