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Metz in der Nationalmannschaft

von Hartmut Metz, September 1987

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   Hartmut Metz in der Nationalmannschaft! Ein kurzer Blick auf den Kalender bestätigt: Es ist nicht der 1. April. Folglich muß an dieser Meldung etwas Wahres dran sein. Und es ist. Hartmut Metz vertrat die deutschen Farben in den zwei Länderspielen gegen Kuwait! Wie kam es zu diesem glücklichen Umstand? Am 21. Juli erhielt er einen Telefonanruf von Schachveranstalter Hoffmann, der unter anderem das Festival in Baden-Baden organisiert. Ob er Lust hätte in der deutschen Nationalmannschaft gegen Kuwait zu spielen wurde unser Mann gefragt. Er hatte! Der Termin, Uhrzeit etc. wurde ihm sogleich mitgeteilt.

   Doch wie in einem Traum konnte er die Einzelheiten nicht wahrnehmen. Am nächsten Tag setzte er sich nochmals mit Hoffmann in Verbindung und siehe da, es handelte sich um keinen Aprilscherz. Die förmliche schriftliche Einladung folgte bald nach. Da stand es also schwarz auf weiß: Hartmut Metz wird zu den beiden Länderspielen gegen Kuwait eingeladen. Nach der Schlappe gegen Neustadt, bei der Alexander Hatz wegen der Bundeswehr fehlte, schwor man sich auf Seiten der Rochade in den nächsten zwei Jahren keine Spieler mehr für Länderspiele abzustellen. Doch was blieb der Schachgemeinschaft anderes übrig? Gegen diesen so übermächtigen Gegner mußte die deutsche Bestbesetzung her. Nachdem Hübner und andere absagten, blieb nur noch Hartmut Metz übrig. Würde dies reichen?

   Vorsichtshalber setzte man ihn am 8. Brett ein, so daß gegen diese Großmacht wenigstens zwei Brettpunkte gesichert wurden. Ansonsten spielte die zweite Garnitur auf deutscher Seite. Das waren dann aber immer noch Spieler wie GM Ludek Pachmann, der in seiner Glanzzeit zu den acht stärksten Spielern der Erde zählte! Andere namhafte Mitspieler waren IM Graf, Gschnitzer, Osieka, G. Tammert, Sutterer und Pirrot. Auf deutscher Seite rechnete man fest mit einem deutlichen Erfolg. Der zeichnete sich auch frühzeitig ab. Das war wohl dem frühen Doping zu verdanken, das vor dem Spiel in Form von 50,- DM Tagesgeld zur Auszahlung gelangte. Bar auf die Kralle versteht sich. Hartmut Metz stand als erster deutscher Crack auf Gewinn. Dabei befürchtete mancher Zuschauer den Verlust der Stellung. Weit gefehlt, wie die erste Partie beweist. Das 1:0 setzte dann doch Dieter Pirrot, seines Zeichens mehrfacher Saarlandmeister und laufender Schachinformator. Das 2:0 durfte dann unser Hartmutle verbuchen. Das deutsche Schiff segelte nun hart im Wind und steuerte bald einem ungefährdeten 8:0 Sieg entgegen. Endlich hatte auch Hartmut Metz einmal mit der Mannschaft 8:0 gewonnen. Und dann gleich mit der Nationalmannschaft!

   Am zweiten Tag sah es weniger gut für die Bundesrepublik Deutschland aus. War das Drei-Gänge-Menü am Vorabend zu gut? Hatten die deutschen Spieler im sündhaft teuren Hotel "Selighof" schlecht geschlafen? Die Rechnungen zu Kost und Logis durften trotz der immensen Höhe wohl kaum Kopfzerbrechen bereitet haben. Der DSB zahlte ja ... Jedenfalls sah es am zweiten Tag überhaupt nicht gut aus, auch wenn Pachmann schnell die 1:0 Führung besorgte. Offenbar war ihm der Vorabend bekommen. Schließlich erzählte er den ganzen Abend interessante Stories über den tschechischen Konterrevolutionär Pachmann bis hin zu Fidel Castro und Che Guevara. Oswald Gschnitzer erhöhte auf 2:0. Nach dem 3:0 durch unseren Neuling herrschte lange Funkstille im sieggewohnten deutschen Boot. Doch der Bann brach in der fünften Spielstunde. 6:0 - Osieka, Graf, Pirrot. Günther Tammert wurde schon lange abgeschrieben. Trotzdem das 7:0 durch ihn. Am längsten brauchte erneut Sutterer. Wieder 8:0. Hartmut Metz sollte öfter im deutschen Dreß antreten. Mit ihm wurde noch nie ein Brettpunkt abgegeben! Nun hat die SG Rochade Kuppenheim endlich, was sie schon lange verdiente: Einen mehrfachen Nationalspieler. Herzlichen Glückwunsch! Hier nun noch die beiden Partien unseres Spielers:









Stellung nach:

Hartmut Metz (Deutschland) - Saleen (Kuwalt)

1. e4 e5 2. f4 (Das geliebte Königsgambit) d5 3.exd5 e4 4.d3 Sf6 5.Sd2 e3 (exd4 war angesagt) 6.Sc4 Sxd5 7.Sxe3 De7 (Das Publikum stöhnte auf. Das 1:0 für Kuwait?) 8.Df3! Db4+ (Dies hatte der ahnungslose Schlachtenbummler befürchtet.) 9.Kf2 (Natürlich nicht c3 oder einen anderen Schnapszug. Mit diesem glänzenden Zug behält Deutschland den Mehrbauern.) 9...Sxf4 (Weg ist der Mehrbauer!) 10. c3! Da4 (Dd6 11.Sc4 Dc5+ 12.Le3 Dxy 13.Dxf4) 11. b3 Dc6 12.Dxf4 (Weg ist die Figur) 12...Dxc3 13.Tb1 Lc5 14.Dc4 Df6+ 15.Sf3 Sd7 16. d4 (Auf zum Halali) 16...Ld6 17.Sd5 Dd8 18.Lg5 f6 19.Te1+ Kf8 (Schwarz könnte getrost aufgeben. Für die Figur hat er nur eines: Seine liebe Not!) 20.Lf4 Lxf4 21.Sxf4 Sb6 22.Dc5+ Kf7 23.Lc4+ Sxc4 24.Dxc4+ Kf8 25.Te3 g6 26.Thel Ld7 (Wann mischt Schwarz endlich neu??) 27.Dc5+ Kg7 28.Te7+ Kh6 29.Sd5 (Eine teuflische Falle wäre h4 mit der Drohung Dg5+ fxg5 31.hxg5 Matt gewesen) 29...Tf8 30.Sxf6

1-0











Stellung nach:

Saleen (Kuwait) - Hartmut Metz (Deutschland)

1. e4 c6 2. d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sf6 5.Sg3 h5 6. h4 Lg4 7.Le2 De7 8.Lg5!? (Eine Neuerung. In den Blindpartien Huber-Metz folgte immer 8.Sf3 e6 9.Lg5 Ld6 10.Sf1 mit schwarzem Vorteil und dem Verlust eines Essens) 8...Sbd7 9.Dd2 0-0-0 10.Sf3 e6 11.0-0 (Weiß hätte Lf4 mit Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer ziehen sollen) 11... Ld6 12. c4 Tdg8?! (Wie sich 8 Züge später herausstellt, wäre der Turm besser gleich nach e8 gegangen. Schwarz droht jetzt immerhin Lxg3 mit Se4) 13.c5?! Lxg3 14.fxg3 Se4 15.Df4 Sxg5 16.Dxc7+ (Gleich hxg5 ist besser, um die Dame vorerst auf f4 zu belassen) 16...Kxc7 17.hxg5 e5 (Weiß hat zwar nun einen Tripelbauern, trotzdem fällt Schwarz der Gewinn gewiß nicht leicht) 18.dxe5 Lxf3 19.Txf3 (besser gxf3) 19...Sxe5 20.Tf5 Te8 (Schön wäre es gewesen, wenn er da gleich gestanden wäre, s. Anm. zum 12. Zug) 21.Tel g6 22.Tf4 Te7 23.Kf2 The8 (Der einzige Gewinnzug!! Das von anwesenden Meistern befürwortete Td8 führt nur zum Remis) 24.Te4?? (So nicht. Langfristig war der Kuwaiti verloren. Durch diesen Schnitzer kann er gleich aufgeben.) 24...Sg4+ 25.Txg4 hxg4 26. b4 Te4 27. a3 T8e5 28.Kfl Tf5+ 29.Kgl Txg5 30.Kf2 Tf5+ und Metz muß bedauernswerterweise feststellen, daß man es erneut versäumt hat, um einen Erdölbohrturm zu spielen, denn:

0-1

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