Tiger von Madras beißt sich durchAnand führt im Fujitsu Siemens Giantsvon GM Christopher Lutz (Gastkommentator von www.GM-Schach.de) |
Im Giants wird die dritte Runde gespielt, hier geht es munter zur Sache. Alexander Morosewitsch greift zu seiner alten Liebe gegen 1.d4, der Tschigorin-Variante im Damengambit. Er steht zunächst unter Druck, aber seine Stellung ist fest. Kramnik versucht einen Durchbruch im Zentrum, der jedoch nur zu einem Endspiel mit einem glatten Minusbauern führt. Als Morosewitsch diesen Bauern einfach wieder einstellt, werden die Punkte geteilt. Leko spielt als Schwarzer den Spanier mit 3...Sf6 und 4...Lc5. Anand opfert auf g5 eine Figur gegen zwei Bauern. Vergleichbare Opfer gab es in zwei Partien Topalow - Leko (Frankfurt 1999 und Dortmund 1999), die der Ungar jeweils zum Sieg führen konnte. Diesmal hat er jedoch kein Schlachtenglück und muss sich strecken. Statt 43...Tg8?? hätte er jedoch mit 43...Ta2! einfach gewinnen können. Schirow wählt gegen Kasparow die französische Verteidigung mit 3...Sf6. An und für sich ist dieses System ausgesprochen solide, aber gegen Kasparow sich zu verteidigen, ist für jeden Spieler schwer. Weiß hat Eröffnungsvorsprung, was in Stellungen mit heterogenen Rochaden immer ein großer Vorteil ist. Kasparow knallt schließlich auf g6 und e6 zwei Figuren hinein. Kurzzeitig sieht es so aus, als ob nur ein Dauerschach für Weiß herausspringt, aber durch einige stille" Züge kann Kasparow den Sieg klar machen.
Viswanathan Anand
In der vierten Runde wird Schirow noch einmal nachgewaschen". Möglicherweise steckt ihm der Jetlag von seinem Übersee-Flug noch in den Knochen. Anand spielt die gleiche Variante wie gegen Kasparow in der ersten Runde. Er neuert" jedoch dann mit 15...Dc6, 16...d6, 17...e5. Schirow wird mit f4-f5 und g3-g4 aktiv, als Anand jedoch am Damenflügel durchbricht, erweisen sich diese Aktionen lediglich als Schwächung des Königsflügels. Kramnik - Kasparow ist eine ziemlich fade Angelegenheit. Kramnik hat leichte Vorteile, aber Kasparow ist zäh. Interessanter ist dagegen Morosewitsch-Leko. Morosewitsch hat eine Vorliebe für weniger ausgetretene Pfade, gegen den Ungarn packt er das Königsgambit aus. Aufgrund der schwarzen Schwächen am Königsflügel hat er langfristige Kompensation. Aber Leko bringt rechtzeitig seinen König zum Damenflügel und schließlich werden die Punkte geteilt.
Peter Leko
In der fünften Runde teilen Anand und Kramnik in der Sweschnikow-Variante ziemlich fix die Punkte. Anand kann mit 2,5 Punkten aus drei Partien mit dem heutigen Tag zufrieden sein, bei Kramnik stehen dagegen nur drei eher fade Remisen zu Buche. Morosewitsch gegen Kasparow bietet keine besonderen Höhepunkte. Morosewitsch spielt die Englische Verteidigung 1.d4 e6 2.c4 b6. Kasparow kann zwar leichte Vorteile vorweisen, aber ansonsten ist nicht viel los. Die spannendste Partie liefern sich Leko und Schirow. Schirow spielt einmal mehr den Franzosen mit 3...Sf6 4.Lg5 dxe4 5.Sxe4 und nun 5...Le7 (gegen Kasparow wählte Schirow 5...Sbd7). Leko kommt mit Vorteil aus der Eröffnung heraus und es sieht so aus, als würde Schirow nicht lange überleben. Dann bringt Schirow jedoch ein Qualitätsopfer, das ihm zumindest unklares Spiel sichert. Leko hat nicht mehr viel Bedenkzeit und muss schließlich das Handtuch werfen. Für Leko ist der Tag mit einem mageren Remis aus drei Partien sicherlich eine herbe Enttäuschung, mit nur einem Punkt findet er sich am Tabellenende wieder.
Zum Abschluss diskutierten Kasparow und Leko nochmals ihre Begegnung vom Vortag. Nachdem der Ungar tags zuvor glaubte, den Gewinn verpasst zu haben, äußerte nun auch plötzlich der Weltranglistenerste die Meinung, er habe nach dem Turmtausch auf f3 auf Gewinn gestanden! Es entstünde ein hübscher Zugzwang. Nachdem sich beide Seiten ellenlange Varianten an den Kopf warfen, einigte man sich nochmals auf ein Remis!
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