Die ExpertenrundeBesprechung der Aufgaben C-Evon Harald Keilhack, 2. Februar 2002 |
Teil zwei der Lösungen zum Gewinnspiel 2002:
C: Werner Keym, Urdruck
Matt in einem Zug (15+8)
a) Diagramm b) wTg3 nach e8 mit der Fangfrage "Wie viele
Lösungen?"
C: a) nur 1.Sb4# b) nur h2:g1D#
Bei sieben Schlagfällen in der weißen Bauernstruktur und einem nicht als Schlagobjekt zur Verfügung stehenden sLc8 muss sich der schwarze a-Bauer auf a1 umgewandelt haben (keine 0-0-0!). Der einzige schwarze Schlagfall g3:Lh2 fand vor langer Zeit - als der weiße g-Bauer noch auf g2 stand - statt. Der Mangel an weißen Schlagobjekten schliesst zuletzt Zugfolgen wie 1.Lc6:d5+ Ke4-d3 aus.
1.g5:f6 e.p.+ scheidet aus, da nach vorigem ...f7-f5 ein vorletzter Zug fehlt (Retropatt), die Stellung lässt sich nur mit ...f6-f5 De8-g6+ ...f7-f6 auflösen. Folglich: a) 1.Sb4# b) Weiß kann nicht am Zug sein (das Rückspiel mit De8 scheidet aus), mithin 1...h2:g1D#!.
D: Josef Haas (Schwalbe 1976), Neufassung G. Weeth
Ergänze einen schwarzen Bauern so, dass Weiß in vier Zügen Matt setzt (9+11+1)
D: +sBd6, Matt mit 1.Lc7 usw., weil Schwarz nicht mehr rochieren darf.
Weiß erzwingt das Matt, wenn er den Bauern so einsetzt, dass Schwarz nicht mehr rochieren darf. Offenkundig gibt es für einen solchen Nachweis zwei verschiedene Ansätze: a) es wird gezeigt, dass zwecks Konstruieren der Stellung K oder T irgendwann einmal gezogen haben mussten b) es wird gezeigt, dass Schwarz ganz konkret keinen letzten Zug hatte ausser mit K oder T. Die Löser verfolgten beide Ansätze, der letztere war hier der Gegebene.
Die Lösung: +sBd6!, dann 1.Lc7! Sa7+ 2.Ka6, weiter z. B. 2...Kf8 3.Sd8 Kg7 4.Df7#. Auf b1 steht der Originalläufer von c8, der sBa2 kommt von f7. Dieser schlug wegen des eingesperrten sLb1 nicht den wBa2. Dieser steht auf c5 - nicht der Bf2, wie viele Löser meinten, der wBa könnte dann nicht von einem sB geschlagen worden sein. Der wBf2 schlug einmal, entweder f:e nebst sBf7:e6 oder f:g nebst g7-g8X. Der wBg2 wandelte sich (auch) auf g8 um.
Jetzt kann man fast alle letzten schwarzen Züge ausschalten: ...Sc8-a7, ...a6-a5 (Schachgebote), ...b7-b6 (Lc8 steht auf b1), ...a3-a2, ...b2-b1L, ...g7:h6 (weiße Umwandlung auf g8). Bliebe als Pointe ...a7-a5, wo man bei dem Versuch, in irgendeiner Reihenfolge den Lc8 heraus- und Sc8, Ld8 hereinzuspielen scheitert. Also zog zuletzt der sK oder der sT. Falsch ist die Begründung, dass Schwarz im Falle von ...a7-a5 keinen vorletzten Zug hätte, denn es ginge z.B. b4:Sc5 oder d3:Tc4.
Bewertung: Kein Punkt für +sBc7? (wie kommt der L nach d8?); +sBb2? oder +sBb4? verhindern ...a7-a5 als letzten Zug nicht (Stellungsauflösung durch Sd6-c8 möglich!); eine Begründung in Hinblick auf ...a7-a5 und ...g7:h6 (auch über Schlagfallbilanz/sLf8 entfällt als Schlagobjekt) sollte in irgend einer Form gegeben worden sein.
E: V. Bartolovic (Problem-Länderkampf 1970)
Weiß am Zug gewinnt (10+12)
E: 1.0-0! gewinnt, da die schwarze Rochade dann illegal ist. (näheres folgt)
1.0-0! (1.Tf1? 0-0-0!) Tc8 2.Lg6+ Kd8 3.T:f8+ Kc7 4.T:c8+ K:c8 5.Kf1 nebst Abholung des Sa1 und Gewinn. Mit 1.0-0! (gegenseitiger Rochadeausschluss!) "schafft Weiß Fakten" (Hans Bergmann): Der Sa1 ist nie auf c2 gewesen, Schwarz darf nicht rochieren.
Im für Schwarz mit Rücksicht auf sein Rochaderecht günstigsten Fall müsste man annehmen, dass der (Umwandlungs-)Lb1 via f:g, g6:h7, h7:g8 entsanden ist. Der vierte Schlagfall steht auf b3: ...b7-b6 mit Ausspielen des Lc8 muss also vor längerer Zeit geschehen sein, ebenso ...h7-h6. Schwarz droht im Rückspiel die Luft auszugehen: c7:Xd6 Lh7-b1 f7:Xe6 Lg8-h7, und davor? Die Rücknahme von c2:b3 (= schwarzer Ziehstein) führt zu einem anderen Dilemma: Dd1 und Ta1 sind nie der Grundreihe entkommen, man müsste es mit Springern auf d6 und e6 versuchen:
Als "Rochadegeschädigter" darf Schwarz vom Gegner das für ihn günstigste Rückspiel fordern - aber leider nicht c2:b3, sondern zwangsläufig Sd6+, und davor hat der Ta8 gezogen.
Fast kein Leser hat den Gewinn im Vorwärtsspiel (Endspiel mit L+6B gegen 8B) angezweifelt - tatsächlich scheitert ein möglicher Festungsbau nur knapp. Ein noch klarerer Gewinn ist das vereinzelt angegebene 4.Tf1!.
Subjektiv wurde Aufgabe D als schwierigste empfunden, während von uns E als Höchstschwierigkeit geplant war. Die Zahlen sprechen wieder eine andere Sprache: 60% richtige Lösungen bei C und D, 70% bei E.
Der Dank gilt den Teilnehmern für die vielen humorvollen, herzlichen und teilweise sehr ausführlichen Schreiben. Etliche haben ihren ganz persönlichen "Leidensweg" beim Lösen eindrücklich geschildert.