Drei Jahre in der Staatsliga B West: Rochade Innsbruck/RumEin Rückblick mit kommentierten Partienvon FM Christof Herbrechtsmeier, Mai 2003 |
Nach dem Aufstieg im Jahr 2000 in die zweithöchste Spielklasse Österreichs beendete Mannschaftsführer Christian Hengl sein zweijähriges Engagement beim Nachbarverein Absam und scharte eine 6er-Mannschaft mit drei deutschen "Legionären" um sich: Der junge Stefan Bromberger (damals noch kein IM); Christian Kratochwil, gebürtiger Klagenfurter; und als Senior am Spitzenbrett Christof Herbrechtsmeier. Verstärkt wurde das Team mit Günther Lawitsch, der bereits in den Jahren 1995 bis 1998 in der Staatsliga B gespielt hatte. In der Saison 2000/01 startete ich etwas unglücklich mit 0/5, erreichte am Ende aber noch 3,5/10 und eine Performance von 2264. Mit 9/11 an Brett 4 und einer Performance von 2434 war Kratochwil, der sich durch eine besonders kämpferische Einstellung auszeichnete, sehr erfolgreich. 36 Punkte erzielte Rum und landete auf Rang 4 (von 12 Mannschaften) - in Österreich zählen kurioserweise zuerst die Brettpunkte und dann die Mannschaftspunkte. Erster und berechtigt für die Aufstiegsrunde zur Staatsliga A war Jenbach (mit GM Stangl, IM Ellers, IM Reich) knapp vor Absam. Jenbach schaffte den Aufstieg; und für uns als Aufsteiger war Platz 4 ein gutes Ergebnis - wir verloren nur gegen die genannten zwei Teams sowie Kufstein.
Christian Kratochwil
Derart motiviert begann die Saison 2001/02 hervorragend: In der ersten Dreierrunde (in Österreich wird ab Freitag gespielt) siegten wir mit 4-2 im Lokalderby gegen ISK Innsbruck, remisierten gegen die starken Zillertaler und gewannen sogar gegen Absam mit 4-2! Wir hatten die Mannschaft leicht umgestellt, jetzt spielte Bromberger am 1. Brett (er erzielte 50 % gegen einen Gegnerschnitt von 2396), an Brett 2 holte ich 6,5/11 und Kratochwil war auch an Brett 3 ein "Reisser": 8/11 mit Performance 2436. Gut spielte Andreas Jedinger an Brett 6; FM Lawitsch und vor allem Hengl blieben aber unter den Erwartungen. Bernd Mühlbacher spielte 5 Partien und erzielte ein ausgeglichenes Ergebnis. Am Ende rangierte die Mannschaft mit 37,5 Punkten auf Platz 2 hinter Absam (44,5). Dieses Team (mit GM Dizdar, GM Schmittdiel, IM Galdunts und IM Arne Dür) erreichte auch den Aufstieg in die Staatsliga A. Ein herausragendes Ergebnis erspielte in dieser Saison GM Philipp Schlosser am Spitzenbrett bei ISK Innsbruck: 9/10 bei einer Performance von 2763!
Andreas Jedinger
Stefan Bromberger
In der Saison 2002/03 wurden aus den besteheneden vier regionalen Gruppen der Staatsliga B nur noch drei gebildet, was den neun Bundesländern besser entspricht. Außerdem entfallen damit allfällige Aufstiegskämpfe. Dies hatte zur Folge, daß neben den Mannschaften aus Tirol und Vorarlberg nun auch Mannschaften aus dem Salzburger Raum der Gruppe West zugeordnet wurden. Gruppensieger - und damit direkter Aufsteiger in die höchste Spielklasse - wurde souverän das favorisierte Team der Sparkasse Schwarzach mit den Großmeistern Shchekachev, Hertneck und Klinger und weiteren vier Spielern über ELO 2300. Innsbruck/Rum spielte eine sehr schwache Saison, wurde mit 29,5 Brettpunkten nur 11. hinter Feldkirch (28,0), Jenbach II (31,0) und Hohenems II (31,0). Die ordentliche Anzahl von 10 Mannschaftspunkten nützte nichts. Somit muß der bittere Weg des Abstiegs beschritten werden. Die Einzelergebnisse waren dementsprechend auch nicht berauschend: An Brett 1 konnte Bernd Meissner (3,5/11) den Abgang von Bromberger nicht kompensieren; ich selbst schaffte das Kunststück, aus 10 Partien 10 Remisen zu produzieren; Kratochwil konnte dieses Mal nicht begeistern (4,0/11); einzig Günther Lawitsch erspielte mit 6,5/9 ein ordentliches Ergebnis. Weitere Informationen, auch über die anderen Staatsligen, kann man der ausgezeichneten Webseite http://schach.wienerzeitung.at entnehmen.
Jedenfalls waren es drei schöne Jahre in einem "betrogenen" Team, und es hat riesig Spaß gemacht. Vielleicht gelingt ja ein schneller Wiederaufstieg!
Christof Herbrechtsmeier
Ich habe aus den vergangenen drei Jahren 16 (kommentierte) Partien meiner Mannschaft sowie 16 herausragende Partien von Titelträgern ausgewählt und stelle diese als Download zur Verfügung. Zwei Gewinnpartien von Christian und mir sind online verfügbar:
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Herbrechtsmeier - Stangl
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 Le7 Normalerweise spielt Stangl hier das Raupp-System mit ...La7 7.c4 d6 8.0-0 Sf6 9.Sc3 0-0 10.De2 Dc7 11.Le3 b6 12.Tac1 Lb7 13.f3 Sbd7 14.Tfd1 Tac8 15.Df2 Tfe8 16.Le2 Ld8 S will ...Db8 nebst ...Lc7 oder ...Da8 spielen (kommt in der Partie aber nicht mehr dazu) 17.Sa4 Dc6 Nach 17...Lc6 18.Sc3 muss S stets mit c4-c5 rechnen, aber hier ist die Dame deplaciert 18.Sc3 La8?! Am vernünftigsten ist 18...Dc7 und Zugwiederholung 19.Df1 Lb7? Es drohte c4-c5, aber jetzt verliert S sofort. [ 19...Lc7 20.Sd4 Db7 ( 20...Dc5!? ) 21.c5 Sb8 22.c6 Da7 23.b4 ] 20.Sb5! [ Mein erster Gedanke war 20.Sd4 Dc7 21.Sdb5 axb5 22.Sxb5 Db8 23.Sxd6 Lc7 24.Sxe8 Lxh2+ 25.Kh1 Sh5 26.Lf2 , damit kannte ich das Motiv...] 20...Sg4 21.Ld2 [ 21.Lf4 e5 22.Txd6 exf4 23.Txc6 ist auch nicht schlecht] 21...Sgf6 22.Lb4 [ 22.S3d4! Dc5 23.b4 nebst f4 geht auch] 22...axb5 23.cxb5 Dxc1 24.Txc1 Txc1 25.Dxc1 d5 S hat ein wenig Gegenspiel. Früher oder später wird W jedoch am Damenflügel einen Freibauern bilden 26.Sd4! dxe4 27.Sc6 Sd5 28.Sxd8 Txd8 29.fxe4 Tc8 30.Dd2 S5f6 31.Lf3? Ungenau! [ 31.Lc3 nebst Dd6] 31...h6? Nach 31...Lxe4 scheitert 32.Lxe4 Sxe4 33.Dxd7??, und W muss die Partie mit 32.Dd6 noch einmal gewinnen 32.Lc3 e5 33.Dd6 Tc5 34.Lg4! Entscheidend 34...Lc8 35.Lxd7 Sxd7 36.a4 Kh7 37.a5 Txb5 38.a6! Sf6 39.a7 Lb7 40.b4! Lxe4 41.a8D Lxa8 42.Dd3+ Se4 43.Dxb5 Sxc3 44.Dxe5 Sd5 45.Df5+ 1-0 |