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Dorfman etc.

Hacki schrieb am 05.05.2002 22:11  :
  

Hallo Hans,

erstmal zum (vermutlichen) Hauptproblem, dem Übersetzer, den ich von Anfang an in Verdacht hatte. Manche bringen es in unserer Gesellschaft zu etwas (z.B. zum DfB- oder Fifa-Präsidenten), obwohl sie nie was Echtes geleistet haben, jeglicher Fachkompetenz entbehren und noch nicht einmal nachweislich integer sind.
Der deutsche Übersetzer des Buches, *.*. aus *, hat bereits ungezählte Artikel in allen maßgeblichen deutschen Schachzeitungen veröffentlicht. Durch Fachkenntnis haben selbige nie bestochen, sondern in der Regel a) durch Fotos vornehmlich minderjähriger Schachspielerinnen b) durch das Lob auf Iljumschinows (und früher Campomanes`) Kaviar, usw. Übersetzt hat er auch schon ein paar Bücher, hängengeblieben ist bei mir die Formulierung "qualitativer Vorteil", wo schlicht "Mehrqualität" gemeint war (selbstredend handelt es sich NICHT um Hartmut Metz!)
Was soll ich sonst noch sagen?! Sadler, nun gut, er lobt auch allerlei, schließlich will er daß auch seine Bücher gelobt werden ... Leider haben sich meine internationalen "Vertrauensrezensenten" J. Watson auf TWIC und R. Bauer auf Chessopolis noch nicht zu dem Buch geäußert (Insidern sollte bekannt sein, daß ich grundsätzlich deren Meinung nachplappere), so daß ich mir leider eine eigene Meinung bilden mußte! - scheint wohl in die Hose gegangen zu sein ...
Spaß beiseite, daß jemand selbst gut spielen kann, beweist noch gar nichts. Umgekehrt, John Watson ist nur ein eher schwacher IM, aber der beste Schachschriftsteller überhaupt, Dorfman reicht an Watsons "Secrets of Modern Chess Strategy" nicht annähernd heran - jenes Buch erfüllt den Anspruch eines "Systems" viel mehr! (ihr lieben "Systemspieler", kauft aber ja nicht "The System" von Berliner) Wenn man Kortschnoi heißt, gibt man seine Partiesammlung heraus, und wenn man Dorfman heißt, verbrämt man seine Partiesammlung halt noch mit 40 Seiten pseudointellektueller Vorrede. Komisch, Meisterschüler Bacrot, auf den man sich im Klappentext beruft, ist mit keinem einzigen Fragment vertreten. Dafür gibt es ein Foto "Match Smyslow - Bacrot, Albert 1996". Man sieht zwei ältere Herren analysieren, aha, es sind Smyslow und Dorfman, irgendwo sieht man auch noch einen verschüchterten Jungen, aha, Bacrot "darf" bei seiner Analyse zusehen.
Das Buch ist schachlich nicht schlecht, hab´ich auch nie behauptet. Und die Geschmäcker sind verschieden, das ist auch gut so, sonst würden (z.B.) alle hinter derselben Frau herrennen. Ich schätze bei einem Autor vor allem anderen guten Schreibstil, Bescheidenheit und ggf. einen Schuß Selbstironie - wer weiß, ob ich selbst die eigenen Maßstäbe erfülle, und das darf natürlich jeder anders sehen.
Die Dworetzkimüdigkeit hab`ich schon öfters vernommen, deshalb hier ein paar Empfehlungen:
- Watson, Secrets of Modern Chess Strategy
- Yermolinsky, Road to Chess Improvement
- Rowson, Seven Deadly Chess Sins
- Nunn, Geheimnisse des Großmeisterschachs
- Nunn, Understanding Chess Move by Move
- Agur, Fischer - Seine Schachmethode
- Jan Timman analysiert Großmeisterpartien (antiquarisch)
oder Partiesammlungen von Kortschnoj, Schirow, Kramnik, Karpow (Meine besten Partien, Schmaus; anderes von Karpow ist Müll), The Life and Games of Mikhail Tal
(und natürlich alle Kania-Bücher!)
Leute, kauft und lest erst mal die Bücher, wenn ihr dann noch nicht müde seid (oder noch kein Großmeister ...), dann meinetwegen auch den Dorfman


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