Dopingsünderin ein "Bauernopfer"Kurioser Fall beschert unbescholtener Amateurspielerin zwei Jahre Sperrevon FM Hartmut Metz, 12. Mai 2007 |
Was beflügelt den Geist? Es gibt zwar viele Mittelchen, deren Werbung regere Hirnleistungen bis ins hohe Alter versprechen aber wissenschaftlich bewiesen ist derlei Nutzen nicht. Im Schach, so lautet der einhellige Tenor, steigert nur ein zusätzliches Mittel die Leistung: elektronisches Doping. Seit dem Betrugsfall von Clemens Allwermann mit dem Programm Fritz, den das Badische Tagblatt vor acht Jahren nach dem Open in Böblingen aufdeckte, gab es einige Nachahmer. Mancher Gauner wurde allerdings ebenso enttarnt.
Ein ernstes Doping-Problem erwuchs vergangenen Monat einer österreichischen Amateurspielerin. Die stets unterhaltsame Webseite www.Chessbase.de berichtet darüber unter dem Titel Wenn das ÖADC zweimal klingelt. Das Österreichische Anti-Doping-Comité widmet sich neuerdings auch Schachspielern, weil der Denksport gerne olympisch würde und von damit verbundenen Zuschüssen profitieren möchte. Ins Visier der Dopingfahnder geriet so Monika Galambfalvy und die unbescholtene Amateurspielerin wurde prompt für zwei Jahre gesperrt!
Der Fall der Wienerin ist aus mehreren Gründen kurios: Es war schon Pech für Galambfalvy, überhaupt ins Fahndungsraster zu geraten. Vor zwei Jahren belegte sie bei den Staatsmeisterschaften Platz drei und schlüpfte hierdurch in den Kader des Österreichischen Schachbundes (ÖSB). Dass das eher Zufall war, erkennt man an ihrer aktuellen Wertungszahl: Für ein internationales Rating reichte es Galambfalvy bis dato nicht. Ihre nationale Spielstärke liegt derzeit bei 1768 Elo. Damit läge sie in der Weltrangliste momentan auf Platz 75057.
Auf derlei achten Dopingfahnder weniger. Am Sonntagmorgen klingelten sie unerbittlich. Galambfalvy öffnete sofort, erwartete sie doch sehnlich den Vaillant-Notdienst nachdem sie zuvor auf einen Flugblätter verteilenden Installateurschwindler hereingefallen war, der sie um 55 Euro erleichtert hatte. Heizung und Warmwasser waren im Haus ausgefallen, und ihre Tochter litt an Grippe. Doch statt Vaillant standen eine Dame und ein Herr vom ÖADC vor der Tür und verlangten 75 Milliliter Urin (Mindestabgabe).
Die Leidgeplagte wähnte weitere Bauernfänger vor sich und warf genervt die Tür ins Schloss. Weil Galambfalvy jedoch Wortfetzen mit Schach aufschnappte, öffnete die Wienerin wieder. Ihrer Ansicht nach handelte es sich um einen Irrtum des ÖADC, sei sie doch gar keine Kaderspielerin mehr, erklärte sie und verabschiedete sich endgültig von den Herrschaften. Ein fataler Fehler. Eine verweigerte Dopingprobe wird wie eine positive bewertet. Der Schachverband musste sie nach den Statuten sperren, obwohl die Wienerin tags darauf zu einer Dopingprobe bereit gewesen wäre und ihre Situation mit der Tochter und Heizung glaubhaft belegte. Galambfalvy fühlt sich nun als Bauernopfer des ÖSB.
Passend zum Thema eine Studie von Axel Ornstein, die dieser 2005 für den Studien-Wettbewerb Humor-Turnier komponierte. Ein weißer Läufer hetzt dabei übers Brett, um Weiß den Sieg zu sichern. Dabei wirkt der Läufer so aufgedreht, als sei er gedopt ...
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Axel Ornstein - Studie
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