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Robert von Weizsäcker wird Schach-Präsident

Sohn des ehemaligen Bundespräsidenten steht heute vor der Kür zum DSB-Oberhaupt

von FM Hartmut Metz, 19. Mai 2007

 

   Der Deutsche Schachbund (DSB) wählt heute in Bad Wiessee einen neuen Präsidenten. Der einzige Kandidat trägt einen klangvollen Namen: Robert Freiherr von Weizsäcker. In den vergangenen Jahren kursierten immer wieder Gerüchte um Politiker-Persönlichkeiten, die den völlig überforderten Alfred Schlya ablösen sollten. Von der sechsjährigen Amtszeit des Oberhauseners werden vor allem die Fettnäpfchen in Erinnerung bleiben, in die er regelmäßig trat. Otto Schily schien als Nachfolger besonders prädestiniert, erhielt der Ex-Innenminister doch sogar die Ehren-Großmeisterwürde des Schach-Weltverbandes FIDE verliehen. Doch letztlich winkte Schily ebenso ab wie früher Richard von Weizsäcker. Der vielleicht beliebteste Bundespräsident in der Geschichte der Bundesrepublik war stets ein bekennender Schachfreund und hätte sicher zahllose Türen für den DSB geöffnet.

   Nun könnte seinem ältesten, 1954 geborenen Sohn diese Rolle zufallen. Robert von Weizsäcker ereilte aus heiterem Himmel der Ruf an die Spitze des DSB. Aus dem Funktionärszirkel boten sich nur Notkandidaten an. Ein veritabler Landesfürst wie der Vorsitzende des Bayerischen Schachbundes, Klaus-Norbert Münch, legt zu oft die Finger auf offene Wunden, um mehrheitsfähig zu sein. Von Berufs wegen scheint jedoch Robert von Weizsäcker auch durchaus geeignet, den Augiasstall des DSB auszumisten. Der Mannheimer ist an der Technischen Universität in München Professor für Industrieökonomik, Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaften. „Strukturell durchleuchten“ will von Weizsäcker den „Verband der Verbände“, habe die jetzige Organisationsform doch erfahrungsgemäß eine „Fülle von Anreizproblemen“. Laut dem Interview auf der DSB-Homepage möchte der Freiherr vor allem ein Augenmerk auf die Kinder- und Jugendförderung legen.

   Die Schachkarriere des künftigen DSB-Oberhaupts zeichnete sich in jungen Jahren zunächst nicht ab. Mit sechs oder sieben erlernte Robert zwar das Spiel von seinem Vater Richard – das Interesse erlahmte aber auch umgehend wieder, weil ihn der Herr Papa regelmäßig bezwang. Durch den legendären WM-Kampf zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski 1972 in Reykjavik wurde der mittlerweile 18-Jährige aber doch vom Virus des königlichen Spiels infiziert. In Godesberg eilte von Weizsäcker in den Schachklub und trat 1978 sogar mit dem Bonner SK 05 in der Bundesliga an. Auch auf Grund von Auslandsaufenthalten in den USA und England konzentrierte sich der Professor später aufs Fernschach. Dabei werden die Züge mit der Post oder per E-Mail an den Gegner übertragen. In dieser sehr analytischen Sparte brachte es der Mathematiker zum Großmeister-Titel und Nationalspieler.

   In der Datenbank finden sich nur ein paar alte Partien des neuen DSB-Präsidenten. In der nachstehenden gelang von Weizsäcker ein hübscher Sieg in seiner Bonner Bundesliga-Saison 1978/79.

 










von Weizsaecker,Robert - Galle,Andre [A43]
Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, 1978

1.d4 e6 2.c4 c5 3.d5 exd5 4.cxd5 d6 5.Sc3 g6 6.Sf3 Sh6? Eine unorthodoxe, aber auch schlechte Fortsetzung. Auf h6 steht der Springer alles andere als optimal und muss seinen Ritt fortsetzen, um auf ein besseres Feld zu gelangen. 7.Lg5! Bestraft den Eröffnungsfrevel umgehend. Da der Springer nun nicht schützend vor der Dame steht, muss Schwarz reagieren und seine Bauernstellung schwächen. Insbesondere das Feld e6 wird dadurch schwach. 7...f6 Traurige Notwendigkeit. [7...Da5? 8.Dd2 Sf5 (8...Sg4 kostet einen Bauern: 9.h3 Se5 10.Sxe5 dxe5 11.Lf6 Tg8 12.Lxe5 ) 9.e4 Sg7 10.Le2 und der Entwicklungsrückstand des Nachziehenden ist verheerend.] 8.Lf4 Sf7 9.e3?! [9.e4 wirkt konsequenter, weil raumgreifender.] 9...a6 10.a4 b6 11.Le2 Lg7 12.0-0 0-0 13.Dd2 De7 14.Tab1 f5 15.b4 g5 16.bxc5!? bxc5?! [16...gxf4 ist durchaus eine Überlegung wert. 17.cxb6 (17.c6? schließt die schwarzen Figuren zwar aus, reicht aber nicht. 17...fxe3 18.fxe3 f4 19.exf4 Lxc3 20.Dxc3 Dxe2 21.Tbe1 Da2 22.Dd4 Sh6 23.Sh4 Sofortiges (23.Te7? pariert 23...Sf5 ) 23...Sg4 24.Tf3 Ta7 25.Dxb6 Dd2 26.Tef1 Tg7 27.Dxb8 Se3 28.T3f2 Dxd5 29.Te1 Sg4 und Schwarz gewinnt.) 17...fxe3 18.fxe3 Lh6 19.Sd1! Lb7 20.Tc1 De4 21.Tc7! Dxd5 (21...Lxd5? 22.Ld3! Dxa4 23.Lxf5 Lb3 24.Lb1 Sc6 25.Dd3 Sg5 26.Txh7! Tf6 27.Sxg5 Txf1+ 28.Dxf1 (28.Kxf1?? Lc4 ) 28...Lxg5 29.Dd3 Se7 30.Dc3 und das Matt folgt.) 22.Lc4 Dxd2 23.Sxd2 d5 24.Lb3 Lc6 25.Txf5 a5 26.Lxd5 Lxd5 27.Txd5 Sa6 28.Tcd7 Tad8 29.Sc4 Txd7 30.Txd7 Td8 31.Txd8+ Sxd8 32.Sxa5 Sc5 mit remisträchtiger Stellung.] 17.Lg3 f4? [17...h5 kommt in Betracht.] 18.exf4 gxf4 19.Lxf4! Das damit verbundene Figurenopfer hat von Weizsäcker schön berechnet und erkannt, dass es ihm entscheidenden Angriff beschert. [19.Lh4 kommt ebenso in Betracht, die gewählte Fortsetzung ist jedoch stärker.] 19...Lxc3 20.Dxc3 Dxe2 21.Tbe1 Da2 22.Te7 Dxd5 23.Lh6 Weil damit das Matt auf g7 droht, bricht die schwarze Stellung nun zusammen wie ein Kartenhaus. 23...Se5 Die einzige Parade. 24.Sxe5 dxe5 25.Txe5?! [25.Dg3+ krönt die Partie umgehend. 25...Lg4 26.Dxg4+ Kh8 27.Dg7# ] 25...Dd4 26.Tg5+ Kf7 27.Df3+ Df6 28.Tg7+ Ke8 29.Te1+ Le6 30.Dh5+ Tf7 31.Txf7 Dg6 [31...Dxf7 ist ebenso aufgabereif: 32.Txe6+ Kd8 33.Dxf7 Sd7 34.Lf4 Kc8 35.De8+ Kb7 36.Dxd7# ] 32.Txe6+ Kxf7 33.Txg6 1-0


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