Fehlendes Luftloch kostet 2700 Euro Chess960: Nakamura profitiert von Aussetzer des siegessicheren Naiditsch von FM Hartmut Metz, 18. August 2008

Arkadij Naiditsch schüttelte enttäuscht den Kopf. Durch einen Sieg über den bisher souverän führenden Hikaru Nakamura hatte sich die deutsche Nummer eins zusammen mit dem US-Amerikaner an die Spitze des Chess960 Open in Mainz geschoben. Während sein amerikanischer Konkurrent in der elften und letzten Runde nicht über ein Remis gegen Wladimir Potkin hinauskam, stand der Baden-Badener Bundesligaspieler gegen Alexander Motilew auf Gewinn. Was sollte noch schiefgehen mit einer Dame mehr?

Hätten beide Seiten nicht nur noch Sekunden auf der Schachuhr angezeigt bekommen, hätte Naiditsch bereits vom prestigeträchtigen Sieg in dem Turnier träumen dürfen, bei dem die Startaufstellung der Figuren vor jeder Partie unter 960 Möglichkeiten ausgelost wird. So soll die ausufernde Eröffnungstheorie im herkömmlichen Schach vermieden werden und sich die Spiel- statt Vorbereitungskunst daheim am Computer durchsetzen.

Motilew fasste sich nach seinem beabsichtigten, aber verfehlten Damenverlust an den Hinterkopf, überlegte kurz, ob er die Waffen strecken sollte und verdoppelte vor der Aufgabe seine Türme routinemäßig auf der c-Linie, um eine letzte primitive Falle aufzustellen: Es drohte ein simples Matt. Noch ein Luftloch für den König durch einen Bauernzug von h7 nach h6, dann hätte Naiditsch den Sieg in der Tasche. Doch die deutsche Nummer eins ignorierte den letzten Trick und ließ sich mattsetzen!

"Ich habe einfach kein Glück", haderte der 22-jährige Unglücksrabe. Das fehlende Luftloch, über das sein König entwischt wäre, kostete Naiditsch 2 700 Euro und die Qualifikation für die nächstjährige Chess960-WM in der Rheingoldhalle. Damit spielt Nakamura bei den Chess Classic Mainz 2009 um den Titel. Mit 9:2 Zählern lag der 20-Jährige vor den punktgleichen Sergej Mowsesjan und Motilew. Naiditsch (8,5:2,5) wurde nur Fünfter hinter Potkin und bekam lediglich 675 Euro Preisgeld.

Nachstehend die dramatische Chess960-Partie.

Videotipp: Das Drama Motilew - Naiditsch hielt IM Georgios Souleidis für die Turnier-Webseite http://www.chesstigers.de/ im Video fest. Der Grieche hat auch selbst einen interessanten Blog unter http://entwicklungsvorsprung.de/.

Auftakt zur Tragödie mit Alexander Motilew (rechts) und Arkadij Naiditsch in den Hauptrollen

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