"Lolita" steigt zur Weltmeisterin auf Alexandra Kosteniuk beherrscht im Finale chinesisches Schach-Wunderkind von FM Hartmut Metz, 28. September 2008

Als "Anna Kurnikowa des Schachs" ist Alexandra Kosteniuk zu Berühmtheit gelangt. Die schwarzhaarige Russin folgte mit ein paar lasziven Bildern den Spuren ihrer blonden, kurvenreichen Landsmännin. Doch während die adrette Tennis-Diva nur auf dem Laufsteg der Eitelkeiten für Schlagzeilen sorgte und nie ein Topturnier in ihrer Karriere gewann, ließ Kosteniuk auf dem Brett Taten folgen.

Nachdem sie schon bei den Mädchen in der U10 und U12 Weltmeisterin und mit 14 bereits Frauen-Großmeisterin wurde, zog das große Talent aus Perm 2001 ins WM-Finale der Damen ein. Dort unterlag die damalige "Lolita" allerdings der Chinesin Zhu Chen im Tiebreak mit 3:5. 2004 gewann Kosteniuk den Europameister-Titel und wetzte jetzt die Scharte von vor sieben Jahren aus: Im russischen Naltschik kürte sich die heute 24-Jährige zur Weltmeisterin. Wieder traf Kosteniuk im Endspiel auf eine Chinesin. Hou Yifan ist zwar erst 14 Jahre jung - aber als Weltranglistenvierte ging das Wunderkind mit auffälliger farbiger Spange im Haar als nominelle Favoritin ins Endspiel über vier Partien. Schließlich hatte Hou auch die an Position eins gesetzte Inderin Humpy Koneru im Halbfinale eliminiert.

Doch Kosteniuk bewies ihre derzeit exzellente Form. Die Zehnte der Weltrangliste knüpfte nahtlos an ihre grandiose Leistung bei den Chess Classic Mainz (CCM) im August an. Dort deklassierte die frisch gebackene Mutter einer Tochter ihre starken Konkurrentinnen bei der Chess960-WM. Diese Schachabart schätzt Kosteniuk besonders, weil durch die Auslosung der Figurenaufstellung vor der Partie die Eröffnungsvorbereitung entfällt. Dadurch kommt ihr Spielverständnis früher zum Tragen. Aber auch mit ellenlangen Eröffnungsvarianten war Kosteniuk in Naltschik unbezwingbar. Hou konnte froh sein, dass ihre Kontrahentin nicht alle Chancen konsequent nutzte und dank dreier Unentschieden nur mit 1,5:2,5 verlor. Deshalb sorgte gleich das erste Duell für die Entscheidung.

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