"Klötzleschieber" des FC Bayern zurück in der BundesligaMünchner Schach-Abteilung will bloß nicht gegen Werder Bremen 0:5 in Rückstand geratenvon FM Hartmut Metz, 5. Oktober 2008 |
Der FC Bayern München hat seit 1980 eine Schach-Abteilung. Vor 28 Jahren nahm der weltberühmte Fußballverein den 1908 gegründeten Schachclub Anderssen Bavaria unter seine Fittiche. Ein Schritt, den Franz Beckenbauer später bitter bereute. Ab heute spielt die Abteilung wieder in der ersten Bundesliga.
An alte Erfolge wird sie aber nicht anknüpfen können. Kunsthändler Heinrich Jellissen hatte den Verein zum erfolgreichsten Schachclub Deutschlands geformt: Neun Meister-Titel und einen Europacup-Sieg räumte der FCB in den 80ern und bis 1995 ab. Der "Kaiser" mochte die Häme nicht mehr ertragen, dass die Figurenkünstler um den WM-Kandidaten Robert Hübner weit erfolgreicher als die Ballartisten seien. "Die Klötzleschieber brauch' mer net!", grantelte Beckenbauer und sorgte somit für einen der bis heute am meisten zitierten Sprüche unter den Denksportlern. Für teures Geld wollte die Vereinsführung nach dem Herztod Jellissens die Schachspieler loswerden.
Der beleibte Kunsthändler starb 1995 im Alter von 54 Jahren. Dabei kam heraus, dass der Hobby-Anleger seine Spieler um ihr sauer Erspartes betrogen hatte. Mit Investitionen im Osten hatte er den leutseligen Großmeistern, die ihrem "Heinrich" vertrauten, jährliche Renditen von bis zu zwölf Prozent versprochen. Ohne die Kontakte Jellissens zu den Bayern-Oberen galt die Schach-Abteilung umgehend als überflüssig. Der Gesamtverein offerierte ihr daher einen sechsstelligen Batzen, um die Trennung zu forcieren. Doch Abteilungsleiter Günter Schütz lehnte ab und zog die Mannschaft aus der Bundesliga zurück: "Wir verzichteten auf die kräftige Starthilfe, weil wir den zugkräftigen Vereinsnamen nicht fürs Schach preisgeben wollten."
Eine Rechnung, die aufzugehen scheint. Mit sechs Mannschaften und 106 Mitgliedern ist die Abteilung nach 13 Jahren und der Rückkehr in die Bundesliga wieder gut aufgestellt. "Laien stoßen über die Webseite des FC Bayern immer wieder auf uns", berichtet Schütz. Selbst bei Hotelbuchungen für Auswärtsspiele stellt er Vorteile fest: "Den deutschen Schachmeister kennt doch keiner - aber wenn ich den Namen meines Vereins angebe, stellen die Leute die Ohren ganz anders!"
Sportlich hat der neunfache deutsche Meister aber nichts im Oberhaus zu bestellen. Lediglich der Mitaufsteiger aus Dresden ist nominell noch schwächer. Die Ziele der Amateurtruppe, die der Hauptverein laut Schütz mit einem "mittleren fünfstelligen Betrag im Jahr" - also einem Wochensalär eines Bayern-Durchschnittskickers - unterstützt, bleiben bescheiden. "Gegen Werder Bremen wollen wir einen 0:5-Rückstand vermeiden!", ulkt Ferdinand Unzicker. Der Sohn des verstorbenen Rekordnationalspielers Wolfgang Unzicker verspricht für das Duell mit dem Schach-Vizemeister am 14. Dezember: "Wir verlieren nicht höher als 3:5 gegen Werder - und sollte es dennoch ein 2:6 werden, ist es auch kein so derber Unfall wie im Fußball!"
Die einst so geblähten Nüstern von Franz Beckenbauer dürften sich also inzwischen wieder gesenkt haben - schließlich reicht heuer sicher Platz neun in der Fußball-Bundesliga, um besser als die "Klötzleschieber" abzuschneiden ...
Nachstehend eine sehenswerte Kombination von Philipp Schlosser aus dem Jahre 1990 in Budapest. Der Bajuware ging zu Glanzzeiten für den FC Bayern ans Brett und zählt seit langem zu den Leistungsträgern bei der OSG Baden-Baden, die jetzt ihren vierten nationalen Titel in Folge anstrebt.
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Schlosser (2465) - Csom (2505) [A30]
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