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Aronjan will die Serie des "Tigers von Madras" brechen

Schach-Weltmeister Anand peilt bei Chess Classic Mainz zehnten Sieg in Folge an

Fotos und Text von FM Hartmut Metz, 22. Juli 2009

 

Klaus Bischoff hat so viele deutsche Meisterschaften wie kein anderer Großmeister gewonnen. Zu den Chess Classic Mainz (CCM) fährt der Blitzschach-Spezialist am Montag aber wieder vorrangig, um "Freunde zu treffen und das Turnier zu genießen". Der Frankfurter weiß nämlich nur zu gut: "Einen Fehler darf man dort natürlich nicht machen, ein dickes Preisgeld fest einzuplanen. Das Turnier ist fürchterlich stark besetzt!"

Organisator Hans-Walter Schmitt konnte sich wieder einmal kaum vor Anfragen der Topspieler retten. Allein an den mit rund 40.000 Euro dotierten zwei Open von Donnerstag bis Sonntag nehmen neun Asse aus der Weltspitze teil, die mehr als die Schallmauer von 2700 Elo-Weltranglistenpunkten aufweisen. Mindestens 75 Großmeister beziehungsweise Großmeisterinnen haben sich in der Rheingoldhalle angekündigt. Weitere Ersuchen nach Einladungen musste Schmitt abschmettern. "Obwohl wir starke Konkurrenz mit den zeitgleichen Turnieren in Dresden und im tschechischen Pardubice haben, rechne ich wieder mit knapp 700 Teilnehmern", erklärt der Bad Sodener. 455 Spieler haben sich bereits für das Chess960 FiNet Open (30. und 31. Juli) und vor allem für das elfrundige Ordix Schnellschach-Open am 1. und 2. August angemeldet.

Während die beiden Wettbewerbe an jedem anderen Ort der Welt als Höhepunkt firmieren würden, sind sie in Mainz nur tagfüllendes Beiwerk. Im Mittelpunkt steht jeden Abend die Schnellschach-WM. Von Freitag bis Sonntag (31. Juli-2. August, jeweils ab 18.30 Uhr) will der Weltmeister seinen Ruf als "König von Mainz" wahren: Viswanathan Anand hat bisher alle neun Auflagen der Chess Classic in der rheinland-pfälzischen Landesmetropole gewonnen und peilt seinen zehnten Sieg in Folge an! Gelänge dies, wäre es ein Rekord für die Ewigkeit.

Den indischen Schnelldenker kann wohl nur einer stoppen: Lewon Aronjan. "Vishy ist stark genug, um die Chess Classic zum insgesamt zwölften Mal zu gewinnen", meint Hans-Walter Schmitt. Der Förderer und Freund des Inders weiß jedoch nur zu gut: "Aber Aronjan ist auch stark und voll motiviert. Jede Serie endet einmal." Der Armenier, der in Berlin lebt, trumpfte zuletzt in der Denkbranche groß auf und kletterte in der Weltrangliste bis auf Platz vier. Deshalb hegt kaum einer Zweifel, dass sich am Sonntag im Finale die beiden großen "A" gegenüber sitzen werden. Und das Endspiel sollte nicht so einseitig wie im Vorjahr verlaufen, als der "Tiger von Madras" den 18-jährigen Weltranglistendritten Magnus Carlsen (Norwegen) vorführte.

Gegen Weltmeister Anand und Aronjan dürften Arkadij Naiditsch und Ian Nepomniachtschi einen schweren Stand haben - eher spricht einer den vollen Nachnamen des Russen "Nepo" richtig aus, als dass der Ordix-Open-Sieger 2008 in den sechs Vorrundenpartien mindestens Platz zwei belegt. Naiditsch war im April erstmals auf 2700 Elo gekommen und schien in die Top 25 der Welt vorstoßen zu können, ehe die deutsche Nummer eins einen herben Rückschlag erlitt. Momentan steht der Dortmunder, der wie Anand für Meister OSG Baden-Baden in der Bundesliga ans Brett geht, auf Position 36. Dennoch vergab Schmitt den Freiplatz an den nationalen Vordenker.

Offener scheint die Chess960-Weltmeisterschaft am Mittwoch und Donnerstag (28. und 29. Juli, jeweils ab 18.30 Uhr). Bei der in Mainz besonders geförderten Schachvariante wird die Grundstellung der Figuren vor jeder Partie unter 960 Möglichkeiten ausgelost. Damit vermeidet man die ausufernde Eröffnungstheorie, mit der sich die Profis gegenseitig plagen. Vom ersten Zug an ist die eigene Kreativität gefragt. Das kommt Aronjan entgegen, der beim Chess960 als Weltmeister amtiert. Den Titel wollen ihm Sergej Mowsesjan (Slowakei), der den Freiplatz erhielt, der zweimalige Chess960-Open-Sieger Viktor Bologan (Moldawien) und Hikaru Nakamura streitig machen. Vor allem dem Weltranglisten-26. aus den USA traut Schmitt zu, dass er Aronjan ein Bein stellt. "Natürlich sind Anand im Schnellschach und Aronjan im Chess960 die Favoriten. Aber Form kann Papier schlagen! Ich bin schon sehr gespannt was Nakamura leisten wird. Er ist in großartiger Form", unterstreicht Großmeister Bischoff, der jeden Abend die Begegnungen wieder fachkundig kommentieren wird.

Aronjan muss auch noch das anstrengendste Programm an den sieben Tagen absolvieren: Am Montag (16 Uhr) bestreitet der Armenier zum Auftakt in Mainz im Hilton das traditionelle Simultan gegen 40 Amateure. Im Internet wurden einige Plätze für dreistellige Summen versteigert. Die CCM runden zwei Nachwuchsturnier am Dienstag (Schnellschach-Open) und Mittwoch (Chess960-Open, jeweils ab 11 Uhr) und die Computer-WM im Chess960 ab. Der Amerikaner Vasik Rajlich will vom 29. bis 31. Juli (täglich ab 11 Uhr) mit "Rybka" seinen Titel gegen drei Kontrahenten verteidigen. Der Düsseldorfer Stefan Meyer-Kahlen würde sich mit Rekordweltmeister "Shredder" auch allzu gerne in die Siegerlisten des weltweit größten Schnellschach-Events eintragen.

ccm 2008
Carlsen - Anand
ccm 2008
Aronjan - Anand
ccm 2008
Aronjan
ccm 2008
Naiditsch
ccm 2008
Anand


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