Könige der Zwerge gehen schnell mattOlympiade: Sambia verliert trotz halbierter Mannschaft nur zwei DuelleFoto und Text von FM Hartmut Metz, 11. Januar 2009 |
Besonderes Flair hat die Schach-Olympiade nicht nur wegen all der Spitzenspieler verströmt, die sich in Dresden versammelten. Die FIDE leistet sich als einer der wenigen Sport-Weltverbände noch den Luxus, alle zwei Jahre alle Mitgliedsföderationen zu ihrer Mannschafts-WM einzuladen. Im offenen Turnier traten bei der 38. Olympiade 146 Nationalteams an, bei den Frauen gingen 111 an den Start - manche Auswahl wäre dabei nicht in der Lage, den Abstieg aus einer deutschen Kreisklasse zu verhindern.
Exoten wie die Seychellen oder Afghanistan bestückten ihre Mannschaften mit Kindern, die alle Partien verloren. Mit mehr Freude vertraten Moses und Steven Male Kawuma Uganda. Gegen Papua-Neuguinea, San Marino, die Bermudas und die Britischen Jungferninseln holten sie das Maximum: ein 2:2. Während die beiden Brüder in Großbritannien leben und von dort problemlos anreisen konnten, kamen die anderen wegen Visa-Problemen nicht. Weil Moses Kawuma während der dritten Runde bei der ugandischen Botschaft Verstärkung anfordern wollte, verlor sein Bruder kampflos - ein Spieler allein darf nicht antreten, schließlich kann der Solist keinen Mannschaftspunkt einheimsen. "Ich glaube, er wollte mit uns Simultan spielen", witzelte der lettische Großmeister Normunds Miezis.
Als am Schluss Shadrack Kantinti doch noch für zwei Partien auftauchte, startete Uganda durch! Erst gelang dem Trio ein 3:1 über Madagaskar, dann ein 3:1 über Liechtenstein! Steven Male Kawuma verbuchte stolze 7,5:1,5 Punkte. Moses Kawuma wäre mit einer 9:1-Bilanz ein Medaillenanwärter für die Olympiade-Brettpreise gewesen, so sie wie früher nach Punktausbeute und nicht nach Performancezahlen vergeben worden wären. Doch diese Tradition mit Charme, die die Exoten begünstigte, wurde abgeschafft. Jedenfalls belegte Uganda mit etwas mehr als zwei Spielern und 8:10 Zählern im Endklassement Platz 120.
Noch besser machte es Sambia als 117. - und das trotz des exakt halben Quartetts! Amon Simutowe und Daniel Jere hatten die erste Runde verpasst und zogen hernach gegen Montenegro mit 0,5:3,5 den Kürzeren. Derlei gelang anschließend nur noch Hongkong. In den restlichen acht Begegnungen schaffte das vereinsamte Duo jeweils mit vereinten Kräften ein 2:2! Jere sammelte wie Simutowe 8,5:1,5 Zähler. Letzterer avancierte damit zu einem der erfolgreichsten Spitzenspieler. Allerdings erwarteten den stärksten Schachspieler südlich der Sahara in den hintersten Olympiade-Regionen kaum ernsthafte Gegner.
Die erste Partie in Dresden war nach wenigen Minuten beendet. Jorge Picado aus Nicaragua setzte den zehnjährigen Keith Vital von den Seychellen im elften Zug matt!
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Picado,J (2219) - Vital,K [B06]
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In der elften und letzten Runde gab es bei den Frauen ebenso ein schnelles Matt auf h8. Damit blieb Niloofar Nayab beim 0:4 von Afghanistan gegen Botswana ein Erfolgserlebnis im gesamten Turnier versagt. Sie verlor wie ihre Kameradinnen alle Partien.
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Sebetso,G - Nayab,N [C41]
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Keith Vital