Keine Kohle für amputierten Grand PrixRückzug von Jungstar Magnus Carlsen verprellt Karlsbader Sponsorvon FM Hartmut Metz, 25. Januar 2009 |
Die neue Grand-Prix-Serie des Schach-Weltverbandes FIDE wird immer mehr zur Farce. Nach dem ersten Turnier in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku im April 2008 brachen fast alle Veranstalter weg. Der zweite Wettbewerb wurde in Russland von Krasnojarsk nach Sotschi verlegt, danach sagte Doha ab, so dass Elista in die Bresche springen musste. Die Heimatstadt von FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow steht in der Not stets bereit als Ausweichquartier, weil der Kalmücke dort auch als Oberhaupt der autonomen russischen Republik das Sagen hat. Gut möglich, dass in Elista ebenso der vierte Grand Prix stattfindet, nachdem in Montreux niemand etwas von einer Ausrichtung im April wusste. Nur der fünfte Durchgang findet noch wie dereinst geplant statt - natürlich in Kalmückien.
Jetzt verkündeten auch die Organisatoren in Karlsbad ihre Abkehr von dem Millionen-Spektakel. Die Tschechen um den früheren FIDE-Präsidentschaftsbewerber Bessel Kok begründeten ihre Entscheidung zum einen mit der weltweiten Finanzkrise. So ging dem Sponsor, dem Kohleunternehmen NWR Coal, buchstäblich selbst die Kohle aus. Zum anderen beklagten Kok und seine Mitstreiter die Regeländerungen im laufenden Wettbewerb. Galt der Grand Prix anfangs als Qualifikation auf dem Weg zum WM-Thron, kam Iljumschinow plötzlich ein neuer WM-Modus in den Sinn. Das sei "nicht akzeptabel", urteilten die Tschechen. Das empfanden auch die Topspieler so, bei denen ein Sturm der Entrüstung einsetzte.
Mit dem Briten Michael Adams und Magnus Carlsen verzichteten sogar zwei Großmeister auf eine weitere Teilnahme! Just der Rückzug des Baden-Badener Bundesligaspielers Carlsen ist der Hauptgrund für den Ausstieg von Karlsbad. Der 18-jährige Norweger gilt als kommender Champion und war das Zugpferd des Grand Prix. Weil Weltmeister Viswanathan Anand und seine Vorgänger auf dem WM-Thron, Wladimir Kramnik und Wesselin Topalow, nicht mit von der Partie sind, fehle mit Carlsen nun auch noch "die Nummer eins des Grand Prix und der attraktivste Spieler für die Medien", befand Kok.
Zur Halbzeit der amputierten Serie führt Teimour Radjabow die Gesamtwertung an. Der Aserbaidschaner setzte sich in Elista zusammen mit den Russen Alexander Grischuk und Dimitri Jakowenko (alle 8:5 Punkte) durch. Peter Leko (Ungarn) und Etienne Bacrot belegten zwar mit 6,5:6,5 Zählern nur den fünften Platz im 14-köpfigen Feld. Doch dem in Diensten der OSG Baden-Baden stehenden Franzosen gelang gegen Leko in Runde vier der spektakulärste Sieg.
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Bacrot,E (2705) - Leko,P (2747) [B19]
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