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Nur noch Schach bei Kaffee und Kuchen

Ehemaliger Weltklasse-Großmeister und Bundestrainer Klaus Darga feiert 75. Geburtstag

von FM Hartmut Metz, 24. Februar 2009

 

Sein letztes Einzelturnier, die Senioren-WM, hat Klaus Darga vor zwölf Jahren gespielt. Schach, erzählt der ehemalige Bundestrainer, genieße er nur noch "im privaten Kreis bei Kaffee und Kuchen". Kurz vor seinem 75. Geburtstag widmet sich Darga häufiger einer anderen Passion: Bridge. "Ich unterrichte an den Nachmittagen in Waldenbuch eine Gruppe, die wir aufbauten." Das Hobby entdeckte Darga schon zu Zeiten, als er als einer der ganz Großen der Schach-Zunft galt. "Die Pausen der großen Turniere überbrückten wir immer mit Bridge", erinnert sich der gebürtige Berliner.

Mit acht Jahren erlernte Darga durch bloßes Zusehen bei seinem Vater das königliche Spiel. Mit 14 beschäftigte er sich erst näher damit und wurde bereits mit 17 deutscher Jugendmeister. Zwei Jahre später folgte die Krönung als Jugend-Weltmeister. Von 1954 bis 1978 vertrat Darga Deutschland bei zehn Olympiaden. 1955 eroberte der 21-Jährige erstmals den nationalen Männer-Titel, den er zudem 1961 ein zweites Mal erringen konnte.

In den 60er Jahren avancierte Darga zu einem der stärksten Spieler der westlichen Hemisphäre. Mit der Bundesrepublik holte der Berliner Bronze bei der Olympiade in Tel Aviv. Seinen größten Erfolg feierte der gelernte Maschinenbauer 1967 in Winnipeg: In Kanada landete Darga zusammen mit dem Dänen Bent Larsen vor Legenden wie Paul Keres und dem späteren Weltmeister Spasski. Zu dieser Zeit hatte der Wahl-Schwabe schon seine Profikarriere an den Nagel gehängt und arbeitete bei IBM als Programmierer. Einer der Höhepunkte war für Darga die Berufung in die Auswahl "Rest der Welt", die 1970 in Belgrad der Sowjetunion hauchdünn mit 19,5:20,5 unterlag. Zum Einsatz kam er nicht. "Ich hätte in der letzten Runde antreten sollen. Doch Wolfgang Uhlmann stand gegen Mark Taimanow mit zwei Niederlagen zu Buche. Deswegen wollte er nicht pausieren und sprach mit mir. Ich ließ ihn dann gewähren. Es war auch gut so, denn die letzte Partie gewann Uhlmann", sieht sich der Westdeutsche in seiner Entscheidung für den Ostdeutschen bestätigt.

In den 70ern bestritt Darga nur noch selten Turniere. 1989 ließ sich Darga bei IBM freistellen und übernahm die Nachfolge von Bundestrainer Sergiu Samarian. Acht Jahre später gab der Sindelfinger Bundesliga-Dauerbrenner altershalber das Amt ab. Dem Schach bleibt er jedoch verbunden. "Ich finde die Live-Übertragungen im Internet wunderbar!" Während der Topturniere hängt der Großmeister am PC und verfolgt "intensiv" die Kämpfe.

Zu Dargas Lieblingsgegnern gehörte offensichtlich Jan Hein Donner. Der wortgewaltige Niederländer schaffte in elf Partien nur sechs Remis gegen den Deutschen - und kassierte fünf herbe Niederlagen, von denen keine länger als 28 Züge dauerte! Der kürzeste Donner-Schlag stammt vom Hochofen-Turnier 1964 in Beverwijk.











Darga,K - Donner,J [B11]
Hochofen-Turnier Beverwijk, 1964

1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3 Lg4 4.h3 Lxf3 5.Dxf3 Sf6 6.d3 e6 7.Ld2 Sbd7 8.g4 g6 9.0-0-0 Lg7 10.h4 h5 11.g5 Sg4 12.Lh3 Db6 13.Tde1 [ 13.Lxg4?! Se5 14.Df4 Sxg4 15.exd5 cxd5 16.f3! Se5 ( 16...Sf2? 17.Le3 Sxd1 18.Lxb6 Sxc3 19.bxc3 axb6 20.Db4 Txa2 21.Kd2+- ) 17.Le3 Dd6 18.Sb5 Db8= Nichts bringt nun 19.Db4?! ein: 19...Sc6 20.Da3 a6! 21.Sd6+ Kd7 22.Sxf7 Tf8 23.Sh6 Txf3 24.Lb6 Df8! 25.Db3 Db4 26.Dxb4 Sxb4 27.a3 Sc6 und Weiß kämpft ums Remis.] 13...Sge5 [ 13...Sde5 wird vom Programm Rybka bevorzugt. Das gewinnt auch Material, aber nach 14.De2 Sxf2 ( 14...Dxf2 15.Lxg4 Sxg4 16.Dxf2 Sxf2 17.Thf1 Sg4 18.exd5 cxd5 19.Sxd5 0-0 20.Se3= ) 15.Le3 Sfxd3+ 16.cxd3 d4 17.Lf2 Da6 18.Lxd4 Sxd3+ 19.Dxd3! Dxd3 20.Lxg7 Tg8 21.Lf6 Dg3 22.Td1 Dxh4 steht Schwarz angesichts der eingeklemmten Türme und des Königs hoffnungslos! Eine mögliche Abwicklung ist 23.Th2 Df4+ 24.Thd2 Dc7 25.e5 a5 26.Se4 b6 27.Sd6+ Kf8 28.Sb7! b5 29.Td7 Db6 30.Le7+! Kg7 31.Lc5 Da6 32.Txf7+!! Kxf7 33.Td7+ Ke8 34.Te7+ Kf8 35.Th7+ Ke8 36.Sd6+ Kd8 37.Lxe6 Ta7 38.Lxa7 und gegen das Matt auf d7 ist nichts mehr zu erfinden.] 14.Dg3 dxe4 15.Txe4 c5? Donner will dem Springer ein Rückzugsfeld verschaffen. Das verliert allerdings rasch. [ 15...0-0-0 16.Sa4 Dc7 17.Lc3 Thg8 18.f4 Sg4 19.Lxg7 Txg7 20.Lxg4 hxg4 21.Dxg4 Th7 kostet einen Bauern, bietet jedoch Verteidigungschancen.] 16.The1 Sc6 17.Txe6+!! Der spektakuläre Einschlag war dem Holländer entgangen. 17...fxe6 [ 17...Kf8 18.T6e4 und der Springer auf d7 geht verloren. 18...Sde5 ( 18...Dd8 19.Dd6+ Kg8 20.Te8+ Dxe8 21.Txe8+ Txe8 22.Lxd7 Td8 23.Dc7 Kh7 24.Lxc6 ; 18...Scb8 19.Te8# ) 19.Txe5 Sxe5 20.Txe5+- ] 18.Txe6+ Kf7 [ 18...Kd8 19.Td6 ] 19.Df4+ Kg8 20.Txg6 Dd8 21.Le6+ Das Matt wollte Donner nicht mehr sehen und gab deshalb auf. [ 21.Le6+ Kh7 22.Txg7+ Kxg7 23.Df7# ] 1-0



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