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15-jähriger Giri setzt Holländer matt

Jüngster Schach-Großmeister der Welt gewinnt souverän niederländischen Titel

Foto und Text von FM Hartmut Metz, 3. Oktober 2009

 

Anish Giri ist es gewohnt, immer der Jüngste zu sein. Derzeit firmiert der Sohn des nepalesischen Hydrologen Sanjay Giri und der Russin Olga noch als jüngster Großmeister auf dem Globus. Der 15-Jährige sorgte jetzt auch bei den niederländischen Meisterschaften in Haaksbergen für Aufsehen: Mit 6:2 Punkten eroberte das Wunderkind den Titel der Erwachsenen mit einem halben Zähler Vorsprung vor Friso Nijboer. Topfavorit Sergei Tiwjakow hatte sich während des Turniers zurückgezogen, weil sich die letzte Runde mit einer anderen Verpflichtung in Kroatien überschnitt - und die Organisatoren wenig Entgegenkommen bei einer Lösung zeigten, etwa dem Vorspielen der letzten Partie.

Weil sein Vater an einer neuen Forschungsstelle bei Delft arbeitet, wechselte Giri die Föderation. Der russische U12-Meister kam mit fünf Jahren erstmals mit Schachfiguren in Berührung. "Meine Mutter zeigte mir die Gangarten der Figuren - ich verstand sie aber nicht." Zum sechsten Geburtstag erhielt der Knabe eine allgemeine Enzyklopädie. "In der stand auch etwas über Schach. Meine Mutter zeigte mir das Spiel dann nochmals. Ich spielte zunächst fürchterlich! Ich hatte eine Verluststellung, woraufhin meine Mutter das Brett drehte - und ich verlor dennoch ...", erinnert sich der Junge. Anish schloss sich dennoch bald einem Klub in St. Petersburg an. Bis acht lebte er in der alten Zarenstadt, dann zog es die Familie aus beruflichen Gründen nach Japan. Dort fehlte es Giri an Trainingspartnern. Er übte im Internet und bildete sich selbst durch Bücher fort. Das reichte, um auf Hokkaido die U9-Meisterschaft zu gewinnen.

Jetzt folgte in Haaksbergen sein bisher größter Erfolg. In der siebten Runde legte Giri den Grundstein zum Titelgewinn. Mit dem Sieg hielt der 15-Jährige Nijboer auf Distanz.











Giri,A (2552) - Nijboer,F (2540) [E99]
Niederländische Meisterschaft Haaksbergen, 18.09.2009

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Sf3 0-0 6.Le2 e5 7.0-0 Sc6 8.d5 Se7 9.Se1 Sd7 10.Sd3 f5 11.Ld2 Sf6 12.f3 f4 13.c5 g5 Der Eröffnungsverlauf folgt typischen Bahnen im Königsindisch: Während Weiß am Damenflügel anrollt, sucht Schwarz sein Heil am anderen Flügel im Königsangriff. 14.Tc1 Sg6 15.Sb5 a6 16.cxd6! Ein typischer Computer-Zug. Für die Figur erhält Weiß gefährlich weit vorgestoßene Bauern. 16...axb5 17.dxc7 Dd7 18.Lb4 g4?! Verfolgt konsequent den üblichen Plan. Dagegen bremst [ 18...Se8! 19.Lxf8 Lxf8 20.Db3 Sxc7 zunächst die weiße Initiative aus. Weiß besitzt trotz der Qualität mehr nur einen kleinen Vorteil.] 19.Sc5?! [ 19.Lxf8 oder; 19.Db3 Tf7 20.d6 gxf3 21.Lxf3 kommen in Betracht.] 19...Dxc7! 20.Se6 Df7? Das hatte Giri sicher berechnet. Nun steht er wieder deutlich überlegen. Das paradox wirkende [ 20...Db6+! ist hingegen die Widerlegung im Sinne des Ausgleichs, auch wenn das Zwischenschach wegen des Läuferzugs 21.Lc5 vermeintlich nicht viel bringt. 21...Da5 22.b4 Da3 23.Sc7 Ld7 Weiß hat nun zwar die Qual der Wahl, ob er sich auf a8, f8 oder auf b5 bedient - indes beschert ihm keiner der Züge Vorteil!] 21.Lxb5 gxf3 [ 21...Ld7 reicht langfristig ebenso wenig. 22.Lxd7 Sxd7 23.Lxf8 Sgxf8 24.Db3 Dg6 25.Tc7 gxf3 26.Txf3 b6 27.Sxf8 Sxf8 28.d6+ Kh8 29.d7 Td8 30.Dd5 Lf6 31.Tc8 Dg7 32.a4 und Schwarz muss paralysiert zusehen, wie die Bauern am Damenflügel die Entscheidung bringen.] 22.Sg5 fxg2! 23.Tf2 Lg4 [ 23...Sxe4!? ist interessant, wendet jedoch die Niederlage nicht ab: 24.Sxf7 Sxf2 25.Kxf2 Txf7 26.d6 Le6 27.d7 Td8 28.Tc8 Lf6 29.La5 Txc8 30.dxc8D+ Lxc8 31.Lc4 Kg7 32.Lxf7 Kxf7 33.Kxg2+- ] 24.Db3 Tfc8 25.Tfc2 Txc2 26.Txc2 Sh4 Schwarz bleibt nichts anderes als das Damenopfer - Nijboers stärkste Figur hatte kein Fluchtfeld! 27.Sxf7 Kxf7 28.Tc7+ Kg6 29.h3?! [ 29.d6 ist stärker.] 29...f3!? Obwohl Nijboer auf Verlust steht, sorgt er (vermutlich einmal mehr in Zeitnot) mit zahlreichen Opfern für eine äußerst unterhaltsame Partie! 30.Le1 Am besten. 30...Lh6 31.Lxh4 Txa2 32.Dxa2 Le3+ 33.Lf2 Lxf2+ 34.Kxf2 Sxe4+ 35.Kg1 Sg5 36.Ld3+ Natürlich bloß nicht [ 36.hxg4?? Sh3+ 37.Kh2 g1D+ 38.Kxh3 Dg2+ 39.Kh4 Dh2# ] 36...Kf6 37.Txh7 Beendet den Spuk, der durch Sh3+ drohte. 1-0



Anish Giri
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