"Motivation durch Niederlagen"Aronjan räumt beim Grand Prix und Grand Slam abFoto und Text von FM Hartmut Metz, 10. Oktober 2009 |
Der Kreis der Erben, die in den nächsten Jahren auf dem Weltmeister-Thron sitzen werden, reduziert sich immer mehr auf zwei Namen: Magnus Carlsen und Lewon Aronjan. Sie rücken den beiden in der Schach-Weltrangliste noch führenden Wesselin Topalow (Bulgarien) und Weltmeister Viswanathan Anand zunehmend auf die Pelle. Der Inder könnte in dem jetzt alle zwei Monate aktualisierten Ranking bereits im November von Carlsen überflügelt werden. Der 18-jährige Norweger rückt sogar gefährlich nahe an den zuletzt souverän vorne liegenden Topalow heran.
Noch mehr empfiehlt sich derzeit Aronjan als Nachfolger von Anand, auch wenn der Armenier minimale vier Elo-Weltranglistenpunkte hinter dem Baden-Badener Spitzenspieler bleibt. Den 39-Jährigen entthronte Aronjan bereits bei der Schnellschach-WM in Mainz nach einer fast ein Jahrzehnt währenden Siegesserie. Der Großmeister, der sich vor kurzem in Berlin ein Haus kaufte und kurzzeitig sogar unter deutscher Flagge gespielt hatte, ließ in den vergangenen Wochen weitere große Erfolge folgen. Beim Heimspiel in Jermuk belegte der Armenier zwar nur Platz zwei hinter Wassili Iwantschuk. Doch dieser genügte, um die Grand-Prix-Serie des Schach-Weltverbandes FIDE vorzeitig zu gewinnen. Das ist bemerkenswert, weil noch ein Turnier aussteht - und Aronjan vor allem im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten erst drei der vier Starts absolviert hat.
Der 27-Jährige deklassierte auch beim Grand-Slam-Finale seine Rivalen. In Bilbao gingen auf Grund der von 150 000 auf 35 000 Euro reduzierten Siegprämie nicht alle Gewinner der großen Wettbewerbe an den Start (so sagte etwa Topalow ab). Im Stadtzentrum der Basken-Metropole traten jedoch mit Alexander Grischuk und Sergej Karjakin sowie dem Wahl-Spanier Alexej Schirow drei renommierte Gegner in dem Glashaus an. Sie hatten allerdings gegen den aktuellen Weltranglistendritten wenig zu bestellen. Eine Auftakt-Niederlage gegen Grischuk beflügelte Aronjan sogar. "Für mich bedeutet ein Partieverlust eine Art Motivation", erklärt der Berliner, warum er danach auftrumpfte und mit 13 Punkten (für seine vier Siege gab es je drei Zähler, plus einen für ein Remis) vorzeitig Platz eins sicherte. Grischuk (8) und Karjakin (7) folgten vor dem indisponierten Schirow (3).
Der unter russische Flagge gewechselte Ukrainer Karjakin durfte sich wenigstens mit dem Schönheitspreis in Bilbao trösten. Nachstehend der Sieg über seinen neuen Landsmann.
|
Karjakin,S (2722) - Grischuk,A (2733) [C92]
|
Lewon Aronjan