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Tapferer Jüngling neuer deutscher Meister

18-jähriger Hamburger Niclas Huschenbeth überflügelt zu zahmen Khenkin

Foto und Text von FM Hartmut Metz, 20. März 2010

 

Favorit Igor Khenkin hat nach seinen vier Siegen zum Auftakt nun ausgekuppelt und will ins Ziel rollen", unkte ein Autor auf der beliebten Schach-Webseite www.chessbase.de. Wieder einmal fiel der deutsche Nationalspieler durch feige wie unsinnige Friedfertigkeit auf den 64 Feldern auf. Nachdem Khenkin bei den 81. deutschen Meisterschaften in Bad Liebenzell souverän geführt hatte, remisierte der 41-Jährige die restlichen fünf Partien - anstatt wenigstens zu versuchen, ein weiteres Duell gegen die durchweg nominell schwächeren Gegner zu gewinnen und so die 6 000 Euro Preisgeld einzustreichen. Stattdessen beschied sich der Wiesbadener Hessenliga-Spieler mit 6,5 Punkten aus neun Runden - und bekam als Vizemeister lediglich 2 500 Euro.

Die Gunst der Stunde nutzte ein krasser Außenseiter aus Hamburg: der im 44-köpfigen Feld nur an Position 16 gesetzte Niclas Huschenbeth. Der 18-Jährige, der nur wenige Tage vor dem Turnier am 29. Februar volljährig geworden war, bewies Kampfgeist. "Ich habe immer an meine Chance geglaubt", verkündete Huschenbeth nach seinem größten Erfolg gegenüber dem "Hamburger Abendblatt", "ich habe jede Partie bis zum letzten Stein ausgekämpft und sechsmal die Remisangebote meiner Gegner abgelehnt."

Dieser enorme Siegeswille unterschied ihn von Khenkin, den er im direkten Duell ins Remis entkommen ließ. Der phänomenale Endspurt mit ansonsten fünf Siegen in den letzten sechs Runden reichte so trotz der Drittrunden-Niederlage gegen Leonid Milov zum Titelgewinn. Das Feld der Verfolger mit sechs Punkten führte Lokalmatador Sebastian Bogner vom SK Neuhausen an. Der Zweitligist richtete die deutschen Meisterschaften für den Badischen Schachverband (BSV) aus, der heuer sein 100-jähriges Bestehen feiert. Eine vorzügliche Partie gelang Huschenbeth in der vorletzten Runde. Der Bundesligaspieler des Hamburger SK schlug Großmeister Falko Bindrich. Der Abiturient bestätigte damit sein Selbstbewusstsein, das er schon vor den Titelkämpfen zum Ausdruck gebracht hatte: "Ich traue mir zu, den Titel zu gewinnen", verkündete der damals noch 17-Jährige seinen staunenden Eltern beim Abendessen. Eine erkleckliche "Verzinsung" einer Investition erspielte Huschenbeth damit auch gleichzeitig. Für 900 Euro hatte er laut "Hamburger Abendblatt" einen Laptop samt Schachprogramm und -Datenbanken erworben. "Das hat sich voll ausgezahlt", befand der neue deutsche Meister.











Bindrich,F (2532) - Huschenbeth,N (2404) [D20]
81. deutsche Meisterschaft Bad Liebenzell, 12.03.2010

1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e4 Sc6 4.Sf3 Lg4 5.Le3 Lxf3 6.gxf3 e5 7.d5 Sb8 8.Lxc4 Ld6 9.Db3 Sd7 10.Sc3 Se7 11.Dxb7 Tb8 12.Dxa7 0-0 13.Lb3 f5 14.Da6 f4 15.Lc1 Sc5 16.Df1 Sxb3 17.axb3 Sg6 18.Dh3 Sh4 19.Ta5 g5 Schwarz hat die Eröffnung mutig vorgetragen. Ähnlich wie in einer Königsindischen Verteidigung opferte Huschenbeth am Damenflügel Material, um am Königsflügel einen Angriff zu inszenieren. Dieser kommt nun mit den Bauernvormärschen langsam ins Rollen. 20.Ke2 Kh8 21.Tg1 h6 22.Tb5 De8 23.Txb8 Dxb8 24.De6 Kg7 25.Dd7+ Tf7 26.Dg4? Das dürfte der Wendepunkt in der Partie sein. Bis dahin spielte Falko Bindrich präzise. Stattdessen hätte er [ 26.Da4 versuchen sollen. Nach 26...Dc8 27.Tg4 Kg6 28.Sb5 h5 29.Sa7! Db7 30.Tg1= hat Weiß verhindert, dass die schwarze Dame auf h3 eindringt - und die eigene Dame schützt den verletztlichen Damenflügel.] 26...Kh7 27.Kd3 Db6 28.Ke2 Dxb3=/+ Inzwischen ist es Weiß, der ums Remis kämpfen muss. 29.Td1 Damit bot Bindrich eine Punkteteilung an, die Huschenbeth jedoch ablehnte. 29...Dc4+ 30.Td3 Kg7 31.h3 Lc5 32.Ld2 Te7 33.Sd1? [ 33.b3! ist stark, weil 33...Dxb3? 34.d6! cxd6 35.Sd5 Db7 36.Sxe7 Dxe7 eher wieder dem Anziehenden Oberwasser gönnt.] 33...Da6 34.Lc3 Kg6 35.Kd2 h5 36.Dg1 Le3+! Eine schöne Unterbrechung! Das Läuferopfer schneidet den Turm von der Verteidigung des Punktes f3 ab. 37.Kc2 [ 37.fxe3?? Sxf3+ kostet die Dame.; 37.Txe3 fxe3+ 38.Kxe3 Tf7 führt ebenfalls zum Zusammenbruch wie; 37.Ke2 Sxf3 38.Kxf3 ( 38.Dg2 ist noch am hartnäckigsten: 38...Sh4 39.Dh1 Ld4-/+ 40.Kd2 Weiß kann dann trotz des Bauern weniger noch kämpfen.) 38...Dxd3 39.fxe3 Tf7 40.Kg2 fxe3 41.Sxe3 De2+ 42.Kh1 Tf2 43.Sg2 Tf1 ] 37...Sxf3 38.Df1 Lc5 39.De2 g4 40.hxg4 hxg4 41.Kb1 Th7 Schwarz hat nun eine ideale Aufstellung erreicht. Angesichts der eingeengten weißen Figuren ist der Sieg nur eine Frage der Zeit. 42.Dc2 Ld6 43.b3 Th1 44.Kb2 Da3+ 45.Kb1 Da6 46.Kb2 Th3 [ 46...g3! gewinnt hübsch: 47.fxg3 ( 47.Txf3 g2 mit Umwandlung zur Dame.) 47...Th2 48.Ld2 Lb4 49.Sc3 Da3+ 50.Kb1 Sxd2+ 51.Txd2 Txd2 52.Dxd2 Dxb3+ 53.Db2 Dxb2+ 54.Kxb2 Lxc3+ 55.Kxc3 fxg3 56.Kd2 g2 57.Ke2 g1D ] 47.De2 Kg5 48.Kc2 Th1?! [ 48...Lb4! ist stark. 49.Lxb4 scheitert an ( 49.Sb2 Th1 50.Td2 Se1+ 51.Dxe1 Txe1 52.Lxb4 Txe4-+ ) 49...Sd4+ 50.Txd4 Dxe2+ ] 49.Sb2?! La3 50.Te3 Dxe2+ [ 50...fxe3! ist durchaus spielbar. Aber Huschenbeth wickelt lieber in das leicht gewonnene und überschaubare Endspiel ab. 51.Dxa6 exf2 52.Dxa3 f1D 53.De7+ Kf4 54.Df6+ Ke3 55.Lxe5 ( 55.b4 Se1+ 56.Lxe1 Dxf6 ) 55...Dc1# ] 51.Txe2 Lxb2 52.Lxb2 g3 53.fxg3 fxg3 54.Kd3 Se1+ 55.Kc3 g2 56.Lc1+ Kg4 57.Le3 Th3 58.Kd2 [ 58.Txe1 Txe3+ 59.Txe3 g1D ] 58...Txe3! 0-1



Niclas Huschenbeth
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