Deutsche lösen sich aus dem Schatten der WeltstarsGustafsson, Datuov&Co. tragen maßgeblich zum Baden-Badener Titel beiFoto und Text von FM Hartmut Metz, 17. April 2010 |
Das Star-Ensemble der OSG Baden-Baden hat sich am vergangenen Sonntag zum fünften Mal in Folge die deutsche Meisterschaft gesichert. Den Titel verdanken die Kurstädter dabei maßgeblich den einheimischen Spielern. Sponsor Wolfgang Grenke und Spitzenspieler Alexej Schirow lobten "die hinteren Bretter mit Rustem Dautov und Jan Gustafsson. Da setzten wir uns von den Rivalen ab". Sie waren - wann immer sie gerufen wurden - dabei und punkteten eifrig. Neuzugang Gustafsson holte zusammen mit dem Franzosen Etienne Bacrot, der fast immer an Position zwei eingesetzt wurde, die meisten Punkte. Bei 10:3 Zählern blieben beide Großmeister ungeschlagen und verbuchten sieben Siege und sechs Remis.
Im Verhältnis gesehen überzeugten insbesondere Dautov (7,5:1,5/83 Prozent) und Liviu-Dieter Nisipeanu (6,5:1,5/81 Prozent), nimmt man den Italiener Fabiano Caruana (2:0) aus. Der indische Weltmeister Viswanathan Anand (1,5:0,5) kam auch nicht häufiger zum Einsatz. Der Weltranglistenerste Magnus Carlsen fungierte gar nur als Papiertiger. "Es wäre schön, wenn er öfter spielen würde. An uns scheitert es nicht - aber er bereitet sich eben gewissenhaft auf seine Einzel-Verpflichtungen vor, sollte sich die Bundesliga nicht gerade ohnehin mit einem Turnier überschneiden", erklärte Grenke. Selbst der in früheren Jahren so häufig eingesetzte Peter Swidler steuerte heuer nur fünf Remis zum Titel bei. Der St. Petersburger fehlte wie Sergej Mowsesjan (6,5:2,5) und Caruana am letzten Doppel-Spieltag wegen der gleichzeitig stattfindenden lukrativeren russischen Mannschaftsmeisterschaft.
Peter Heine Nielsen (6,5:2,5) passte beim 4,5:3,5 über Mülheim Nord und dem folgenden 7:1 über Katernberg, weil er sich als Sekundant mit Anand auf die anstehende WM gegen Wesselin Topalow vorbereitet. Der Helfer des Bulgaren, Francisco Vallejo Pons (ebenfalls 6,5:2,5), sah das weniger verkniffen. Auch wenn Schirow mit seinen zwei Schlussrunden-Remis haderte, kann der Wahl-Spanier mit seinen 7:3 Punkten zufrieden sein, kamen sie doch überwiegend an Brett eins zustande.
Stolze 87,5:32,5 Brettpunkte - neun Einzelzähler mehr als Vizemeister Werder Bremen - sammelte der Baden-Badener Ausnahmekader. Von 120 Partien verloren die 14 eingesetzten Großmeister nur sieben! Allein drei Niederlagen davon gehen auf das Konto von Arkadij Naiditsch, der stets mit dem Feuer spielt. Die deutsche Nummer eins, die im direkten Duell mit Bremen zu viel gewagt hatte und wie Michael Adams (5:3) unterlag, kam allerdings auch auf acht Siege. Zusammen mit zwei Unentschieden bedeuteten diese eine Bilanz von 9:4. Philipp Schlosser (7:3) erwies sich ebenso einmal mehr als feste Größe in der Kurstadt - zumal der Trainer der einzige Großmeister ist, der in Baden-Baden lebt.
Für Gustafsson ging nach dem Wechsel vom Hamburger SK mit dem ersten Bundesliga-Titel ein Traum in Erfüllung. In der letzten Partie gegen Katernberg schlug der Nationalspieler die Nationalspielerin Sarah Hoolt auf hübsche Art.
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Gustafsson,J (2622) - Hoolt,S (2225) [A84]
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Jan Gustafsson remisierte erst gegen Daniel Hausrath mit Schwarz
und schlug tags darauf Sarah Hoolt sehnswert