Fischchen entpuppt sich als KillerwalEin kleiner Fisch namens Rybka setzt in vierter Version alle mattvon FM Hartmut Metz, 26. Juli 2010 |
Der slawische Name verheißt bescheiden ein Fischchen. Doch der kleine Fisch namens Rybka entpuppt sich beim Schach mehr denn je als Killerwal. Auch in der vierten Version setzt das Programm von Vasik Rajlich nach Ansicht der Fachzeitschrift "Schach-Magazin 64" neue Maßstäbe. Bezüglich der Spielstärke erwarten Vereinsspieler wie Weltklasse-Großmeister auch gar nichts anderes mehr. Bei Computer-Turnieren heißt der Sieger fast immer Rybka. Selbst der deutsche Rekord-Weltmeister Shredder von Stefan Meyer-Kahlen oder das beliebte Fritz-Programm vom Schachsoftware-Giganten Chessbase können da nicht mehr mithalten.
Deshalb kooperieren die Hamburger Softwareschmiede und Rajlich zum Wohle aller Beteiligten. Der US-Amerikaner mit tschechischen Wurzeln nutzt seitdem die bewährte Oberfläche, die Chessbase-Nutzer schätzen, und erlangt mit seinem 2003 erstmals veröffentlichen Topprogramm die verdiente Verbreitung. Das Interesse an Rybka 4 vor der Veröffentlichung befeuerte bereits die Schach-Weltmeisterschaft der Menschen in Sofia: Dort setzte der bulgarische Herausforderer Wesselin Topalow das Elektronenhirn und die neue Eröffnungsdatenbank auf einem IBM-Superrechner ein - doch vergebens. Weltmeister Viswanathan Anand verteidigte knapp seinen Titel.
Rajlich selbst gerät nicht nur wegen des offensichtlich weltmeisterschaftstauglichen Eröffnungsbuchs für 25 Euro ins Schwärmen, das der tschechische Fernschachspieler Jiri Dufek erstellte. Wie ist ein Programm wie Rybka überhaupt weiter zu verbessern? "Die Zugsuche verläuft schneller und effizienter", erläutert Rajlich und fügt an, "die Stellungsbewertung ist genauer." Der 1971 geborene Ehemann von Großmeisterin Iweta Rajlich (vormals Radziewicz) kann dies eher als seine Computerschach-Kollegen beurteilen. Schließlich trägt der Amerikaner den zweithöchsten Titel des Weltverbandes, den eines Internationalen Meisters.
Besonders angetan zeigt sich Rajlich vom neuen "Verständnis bei Königsangriffen". Das für 49,99 Euro erhältliche Programm - die Multiprozessor-Version Deep Rybka 4 kostet 99,99 Euro - attackiert den Gegner nun noch schneidiger. Zu Qualitätsopfern, bei denen ein Turm für Springer oder Läufer gegeben wird, neigte das dynamisch spielende "Fischchen" schon immer. Von einem gierigen Piranha hat Rybka wenig und verzichtet lieber auf feindliches Material, wenn es dafür Chancen auf einen Angriff gibt. Dies unterstreicht die nachstehende Blitz-Testpartie mit fünf Minuten Bedenkzeit, die der Brasilianer Albert Silver austrug. Der Killerwal Rybka machte den lange nichts ahnenden Stockfish, das derzeit wohl zweitbeste Programm, platt.
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Stockfish 1.7.1 - Rybka 4 [B09]
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