Werner schließt endlich zu Töchtern aufKarlsruher Schach-Urgestein wird deutscher Senioren-MeisterFoto und Text von FM Hartmut Metz, 11. September 2010 |
Endlich hat es Clemens Werner geschafft: Das Karlsruher Schach-Urgestein hat mit seinen beiden Töchtern gleichgezogen! Veronika und Isabel trumpften zu Mädchenzeiten nicht nur wie der Herr Papa auf badischer, sondern auch auf nationaler Ebene stets groß auf. Als alter Mathematiker wusste Werner, was die Stunde in Berlin geschlagen hatte: "Ich kam rechtzeitig wenige Tage vor dem Turnier ins ideale Schachalter! Nur so konnte ich deutscher Meister werden", scherzt der pensionierte Lehrer mit Blick auf seinen 64. Geburtstag. Die "Chance" packte der vieljährige Erst- und Zweitligaspieler beim Schopf und eroberte als Senior mit 7,5:1,5 Punkten seinen ersten nationalen Titel auf den 64 Feldern.
Mit einem Augenzwinkern sieht sich der Hohenwettersbacher aber trotzdem bis auf eine Ausnahme nicht ganz auf Augenhöhe mit seinen Töchtern: "Um mit ihnen gleichzuziehen, müsste ich Internationaler Meister werden", bemerkt Werner angesichts des zweithöchsten Schach-Titels des Weltverbandes FIDE, den Veronika Kiefhaber und Isabel Delemarre tragen, und fügt lächelnd an, "sie müssen mir aber erstmal nachmachen, dass sie zwei Töchter haben, die Internationaler Meister sind ..."
Als Grund für seinen Erfolg vor den fast 300 Kontrahenten nennt der neue deutsche Champion seine "Liebe zum Schach, die nie nachgelassen hat. Meine Spielstärke reduziert sich zwar langfristig schon etwas, aber zum Glück nicht so schnell. Dank der Pensionierung im letzten Sommer verfüge ich jetzt doch über etwas mehr Energiereserven, die ich teilweise dazu verwende, die grauen Zellen quadratisch anzuordnen". Vor allem "Taktik, Taktik, Taktik" trainierte der vierfache Großvater vor den Titelkämpfen.
Dem 64-Jährigen bleibt jetzt noch ein großes Ziel: Bei den Weltmeisterschaften der Senioren die Ergebnisse seiner Töchter zu übertreffen. "Das wäre bei Isabel Platz vier, bei Veronika Rang fünf. Ich könnte das locker schaffen, wenn bei drei großmeisterlichen Gegnern die Handys klingeln würden", ulkt Werner. Hintergrund: Bei der letzten WM belegte er auch deswegen Platz elf, weil das Handy eines Kontrahenten klingelte - das zieht den sofortigen Verlust nach sich, da der Lärm die Konzentration des Rivalen wie der anderen Turnierteilnehmer stört. So werden alle Spieler gezwungen, ihre Mobiltelefone abzustellen.
In Berlin kam es in der fünften Runde zum vereinsinternen Duell: Werner traf auf Rudi Müller. Der Kuppenheimer spielt auch seit vielen Jahren für die Karlsruher Schachfreunde. Der zweifache badische Einzelmeister, der mit 6:3 Punkten Platz 27 belegte, ging in der nachstehenden Partie aber rasch im Werner'schen Kombinationswirbel unter.
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Mueller,R (2208) - Werner,C (2330) [C01]
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Neuer deutscher Senioren-Meister: Clemens Werner