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Der beste Problemlöser ist ein Genie

Weltmeister John Nunn jüngster Oxford-Student seit 500 Jahren

von FM Hartmut Metz, 20. November 2010

 

John Nunn ist ein wahres Multitalent, vor allem in nahezu allen Schachbereichen. Aber nicht nur da! Mit 15 Jahren wurde er in Oxford als jüngster Mathematik-Hochschulabsolvent seit einem halben Jahrtausend zugelassen! Mit 18 hatte der Londoner seinen Abschluss in der Tasche, das Jahr darauf wurde Nunn Jugend-Europameister und mit 23 bereits Doktor der Mathematik. Nahezu gleichzeitig verdiente sich das Genie 1978 den Großmeister-Titel auf den 64 Feldern.

In den 80er und 90er Jahren etablierte sich der Profispieler in der Weltspitze und führte sein Nationalteam bei insgesamt zehn Schach-Olympiaden von 1976 bis 1994 zu zwei Bronze- und drei Silbermedaillen hinter Seriensieger UdSSR. 1984 in Thessaloniki heimste Nunn gar Gold für das beste Einzelergebnis ein. Noch mehr tat sich der heute 55-Jährige durch seine theoretischen Abhandlungen und Eröffnungsbücher hervor. Manches Meisterwerk erschien aus seiner Feder, vor allem die Reihe "Beating the Sicilian". Damit trug er dazu bei, dass Batsford in den 90ern zum weltweit führenden Schachbuch-Verlag aufstieg.

Mit dem Faible für Endspiele ohne Bauern könnte sich die Liebe Nunns zum Problemschach entwickelt haben. Sein herausragendes Können beweist er auch auf diesem von den meisten Turnierspielern misstrauisch beäugten Kunst-Feld. Nur sein Landsmann Jonathan Mestel und der Israeli Ram Soffer haben im Bereich der konstruierten Positionen ebenfalls den Großmeister-Titel errungen. Nunn wurde jetzt sogar zum dritten Mal Weltmeister nach 2004 und 2007. In Hersonissos auf Kreta setzte sich der inaktive Turnierspieler, der seit 2006 keine offizielle Partie mehr bestritt, durch. Mit 71 Punkten blieb er knapp vor dem polnischen Titelverteidiger Piotr Murdzia (69,5). Rang drei ging an den Münsteraner Michael Pfannkuche (64). Arno Zude (Hofheim/58) belegte lediglich Platz elf. 14. wurde der Moerser Boris Tummes (56,5). Zusammen holte das deutsche Trio Bronze hinter Polen und Russland. Nunn zeigte sich vom vierten Platz seiner Engländer "enttäuscht".

In einem interessanten Beitrag für die englischsprachige Webseite www.chessbase.com beschreibt der neue Weltmeister den Ablauf des Wettkampfs. Um die nachfolgende Studie von Baslow in allen Facetten zu lösen, bekamen die WM-Teilnehmer 35 Minuten Zeit. Schaffen Sie das auch?











J. Baslow
Hersonissos (Kreta), 1994

Weiß am Zug gewinnt. 1.Ta2+ Kb3 2.Ld1+! Kc3 [ 2...Kc4 3.Le2+ Kb3 ( 3...Kc5 4.Txa5+ Dxa5 5.Sxa5 ist technisch gewonnen. Springer und Läufer können im Gegensatz zu zwei Springern die schwächere Partei zwangsläufig mattsetzen.) 4.Tb2+ Ka3 5.Ld1! Ein feiner Zwischenzug. 5...Dg8 ( 5...Dxc6 verbietet sich wegen 6.Tb3+ Ka4 7.Tb6+ Ka3 8.Txc6 ) 6.Sd4 Dh7+ 7.Ka1 Dd3 Das zögert das Matt durch Sb5 noch hinaus. 8.Sb5+ Dxb5 9.Txb5 und Schwarz kann wegen des Bauernzugs nach a4 kein Patt reklamieren.] 3.Le2! Db7+ Ansonsten geschieht [ 3...-- 4.Tc2+ Kb3 5.Lc4+ Ka4 6.Ta2# ] 4.Kc1 Droht 5.Ta3+ 4...Db3 [ 4...Dxc6 verliert: 5.Tc2+ Kb4 6.Txc6 ] 5.Lc4! Da4! Der beste Versuch. [ 5...Kxc4 6.Sxa5+ Kb4 7.Sxb3 Kxb3 unterliegt ebenso wie; 5...Dxc4 6.Tc2+ Kb3 ( 6...Kd3 7.Se5+ ) 7.Sxa5+ ] 6.Se5! Ein weiterer schöner Zwischenzug. [ 6.Txa4? ergibt das von Schwarz erhoffte Patt.] 6...De8! [ 6...Db4 7.Tc2+ Kd4 8.Sc6+ ] 7.Tc2+ Kd4 [ 7...Kb4 8.Sd3+ Ka3 9.Ta2# ] 8.Sf3+ Kc5 [ 8...Ke3 9.Te2+ ] 9.Lf7+ und Weiß behält wieder die Oberhand. 1-0



Ganz schlecht zu spielen, ist gar nicht so einfach! Das zeigt sich bei Selbstmatts. Weiß beginnt und Schwarz muss in der von Sobrecases ersonnenen Stellung nach seinem fünften Zug mattgesetzt werden.











G. Sobrecases
Original Hersonissos (Kreta), 2010

Schwarz strebt ein Selbstmatt an im sechsten Zug. 1.Lh4 Kxe3 2.Lxg5+ Kd4 3.Lh4 Lh6 4.Lg5 Kc3 5.Lc1 Ld2 Der Schlüsselzug. Der Läufer muss den Fluchtweg des Königs verstellen. 6.Lxb2# *



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