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Kortschnoi,V - Geller,J [B64]
21. UdSSR-Meisterschaft Kiew, 1954
1.e4
c5
2.Sf3
Sc6
3.d4
cxd4
4.Sxd4
Sf6
5.Sc3
d6
6.Lg5
e6
7.Dd2
Le7
[ Am Ende des 20. Jahrhunderts ist ein anderer Aufbau populärer: 7...a6
8.0-0-0
h6
]
8.0-0-0
0-0
9.f4
Der natürlichste Zug. Weiß wird im Zentrum und am Königsflügel offensiv. Aber auch [ 9.Sb3
macht Schwarz die Aufgabe nicht einfach.]
9...e5!?
Eine Neuerung, dachte ich am Brett, ohne zu wissen, dass Geller diesen Zug sechs Monate vorher am Kandidatenturnier in Zürich schon gegen Kotow gespielt hatte. Eine gut präparierte Neuerung aus dem Stand zu widerlegen ist schwierig. Kotow versuchte das erst gar nicht: Er nahm auf c6 und e5, tauschte auf der d-Linie die Schwerfiguren ab und man einigte sich bald auf ein Remis. Was tat ich? Da ich am Tag zuvor verloren hatte, träumte ich nun von einem Sieg!
10.Sf3
Obwohl Schwarz ein Tempo eingebüßt hat (e7-e6, e6-e5), ist es nicht einfach, seinen Aufbau zu widerlegen. Als Folge der entgegengesetzten Rochaden wird die Partie scharf, und Schwarz entfaltet seine Initiative entlang der halboffenen c-Linie. Nicht gut für Weiß ist [ 10.Sxc6
bxc6
11.Lxf6
Lxf6
12.Dxd6
Db6
13.fxe5
Td8
14.exf6
( 14.Da3
verliert sofort nach 14...De3+
15.Kb1
Txd1+
16.Sxd1
Dxa3!
17.bxa3
Tb8+
18.Ka1
Lxe5+
19.c3
Lg4
und der Zusammenbruch auf c3 kann nur durch Preisgabe des Springers verhindert werden.) 14...Txd6
15.Txd6
Lg4
16.fxg7
De3+
17.Td2
De1+
18.Sd1
Tb8
19.h3
Le6
20.b3
Kxg7
21.Te2
Dg3
22.Te3
De5
23.Kb1
ist für Weiß unangenehmer zu spielen. Mehr als ein Remis dürfte kaum herausschauen.; Und auch 10.Sb3
Le6
11.f5
Lxb3
12.cxb3
( 12.axb3
Da5
) 12...Tc8
13.Kb1
Sd4
verspricht ihm keinerlei Vorteil.; Nach vielen Jahren praktischer Erfahrung empfehlen die Eröffnungsbücher deshalb 10.Sf5!
Lxf5
11.exf5
exf4
12.Kb1!
d5
13.Lxf6
Lxf6
14.Sxd5
Le5
15.c3
mit leichtem Plus für Weiß. Doch selbst heute werden wohl nicht alle Großmeister mit meinen angegebenen Varianten einverstanden sein, weder aus weißer noch aus schwarzer Sicht. In dieser Partie wählte ich den natürlichsten Zug. Er bringt Weiß überhaupt keinen Eröffnungsvorteil.]
10...Lg4
Ein Entwicklungszug, mit dem Schwarz das Feld d4 unter seine Kontrolle bringt.
11.h3
Natürlicher sieht [ 11.Le2
aus. Da Schwarz seinen Läufer nach g4 gestellt hat, ist klar, dass er früher oder später auf f3 schlagen will, doch ich war zu ungeduldig darauf zu warten und wollte Diagonalen und Linien öffnen. Übrigens zeigten später gespielte Partien, dass der Läuferzug keinen Vorteil verspricht.]
11...Lxf3
12.gxf3
Sd4
In meinen Kommentaren kurz nach der Partie untersuchte ich [ 12...h6
Heute würde ich mich um solch einen Zug nicht mehr kümmern. Es könnte 13.fxe5
Sxe5
( 13...dxe5
14.Lxh6
) 14.Lxf6
Lxf6
15.f4
folgen, jeweils mit weißem Vorteil.]
13.fxe5
dxe5
[ Selbstverständlich nicht 13...Sxf3?
14.exf6!
Sxd2
( 14...Sxg5
15.fxe7
Dxe7
; 14...Lxf6
15.Lxf6
Sxd2
16.Lxd8
Sxf1
jeweils mit Figurenverlust.) 15.fxe7
Da5
16.exf8D+
Txf8
17.Lxd2
]
14.Tg1?
Das hingegen ist inkonsequent. Logisch und stark ist [ 14.f4
, um Schwarz die schwarzen Felder streitig zu machen. Bei 14...Da5?!
( Nach 14...Sh5
15.Lxe7
Dxe7
16.fxe5
Sf3
17.De3
Sxe5
18.Le2
Sf6
19.Sd5
steht Weiß leicht besser.) 15.fxe5
Sf3
16.exf6
erhält Weiß in jedem Fall großen Vorteil: 16...gxf6
( 16...Lxf6
17.Lxf6
Sxd2
18.Tg1
g6
19.Txd2+-
; 16...Lb4
17.fxg7
Tfc8
18.Dd5
Lxc3
19.Dxa5
Lxa5
20.Lf6
; 16...Sxd2
17.fxe7
Sb3+
18.Kb1
( 18.cxb3
Dxg5+
19.Kb1
Dxe7
) 18...Tfe8
19.Td5
Sc5
20.Lb5!
) 17.Lh6!!
und Schwarz darf die Dame nicht nehmen wegen 17...Sxd2
18.Tg1+
Kh8
19.Lg7+
Kg8
20.Lxf6+
Dg5
21.Txg5#
; Die jugoslawische Enzyklopädie rät deshalb nach 14.f4
zu 14...Se6
, aber auch dann steht Weiß nach 15.Dh2!
angenehmer. Damit kommen wir zum Schluss, dass 12...Sd4 kein erstklassiger Zug war. Doch Weiß zeigte sich der Lage nicht gewachsen. Einer dubiosen Falle zuliebe weicht er vom richtigen Weg ab und gefährdet seine Stellung.]
14...Sxf3?
Ein Wunder, die Falle funktioniert! Die Annahme des Bauernopfers setzt Schwarz einem starken Angriff aus, anstatt dass er mit [ 14...Tc8
15.Lh6
g6
selber attackiert, zum Beispiel 16.Lxf8
Dxf8
17.Dd3
La3!
18.bxa3
Dxa3+
19.Kd2
Txc3
20.Dxc3
Sxf3+
21.Kd3
Dd6+
22.Ke2
Sxg1+
23.Ke1
Db6
mit schwarzem Vorteil, meint Kortschnoi. Allerdings ist 24.Lg2
alles andere als klar, weil der Springer auf g1 erst einmal wieder zurück ins Kampfgeschehen kommen muss.
Zu jener Zeit galt ich als Spieler, der lieber Bauern nimmt, als sie opfert. Wenn ich etwas stehen ließ, wurde das als Patzer interpretiert. Offenbar fiel Geller diesem falschen Eindruck zum Opfer.]
15.Df2
Db6
Etwas besser ist es, sofort nach d4 mit dem Springer zurückzukehren, um dann nach [ 15...Sd4
16.Dg3
mit 16...g6
und ungefährem Ausgleich zu beantworten. Die Ungenauigkeit von Schwarz ermöglicht Weiß, seinen Angriff mit einem Qualitätsopfer zu beleben. Geller hatte das wohl unterschätzt.]
16.Le3
Sd4
17.Txd4!
exd4
18.Lxd4
Dd8?
Ein ernsthafter Fehler. Bessere Verteidigungschancen bietet [ 18...De6
19.Sd5
Se8
20.Sc7
Dh6+
21.Kb1
( Aber nicht 21.Le3?
wegen 21...Lc5!
) 21...Td8
( Schwächer ist 21...Lh4
22.Df3
Td8
23.Sxe8
Txd4
24.Sxg7
Kh8
25.Sf5
Df6
26.Le2
Tdd8
27.e5
Db6
28.Tg2
Le1
29.Sd6
f5
30.Dd5
Dc7
31.a3
und Schwarz steht trotz der Qualität mehr mit dem Rücken zur Wand.) 22.Sxe8
Txd4
23.Dxd4
Txe8
24.Lc4
und Weiß steht leicht aktiver.]
19.Sd5
Se8
Der einzige Zug. Sofort zu Ende ist die Partie nach [ 19...Kh8
20.Sxe7
Dxe7
21.Txg7!!
Kxg7
22.Dg3+
Kh8
23.Dg5
]
20.Dg3
f6
Das verliert. Auch [ 20...g6
ist schlecht wegen 21.De5
; Am meisten Widerstand leistet noch 20...Lh4
21.Df4
und Kortschnoi hält die schwarze Stellung für unhaltbar. ( 21.Dxg7+
Die Windmühle funktioniert hier nicht: 21...Sxg7
22.Txg7+
Kh8
23.Txf7+
Kg8
und der Anziehende hat lediglich ein Dauerschach.) Allerdings ist das von Kortschnoi unbeachtete 21...Kh8
zäh. ( 21...Tc8?
verbietet sich wegen 22.Lxg7!
Sxg7
23.Dh6
) ]
21.Lc4
Tf7
Oder [ 21...Kh8
22.Sf4
und das drohende Springerschach auf g6 nebst Dh4 matt ist nicht mehr vernünftig zu parieren.]
22.Sf4!
Ld6
[ 22...Dxd4
23.Lxf7+
Kxf7
24.Db3+
Kf8
25.Se6+
Kg8
26.Sd8+
Kh8
27.Sf7+
Kg8
28.Sh6+
Kh8
29.Dg8#
]
23.Lxf7+
Kxf7
24.Db3+
Ke7
25.Lxf6+
Nach diesem Einschlag bricht die schwarze Königsstellung endgültig zusammen. [ 25.Lxf6+!
gxf6
( 25...Kd7
26.De6+
Kc6
27.Lxd8
) 26.De6+
Kf8
27.Tg8#
] 1-0
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