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66 Prozent sind nur in Baden-Baden mau

Fast alle 16 Spieler des deutschen Serienmeisters überzeugen beim sechsten Titelgewinn

von FM Hartmut Metz, 16. April 2011

 

Die Schachspieler der OSG Baden-Baden bleiben das Maß aller Dinge in Deutschland: Nachdem die Frauen bereits den Titel zurück in die Kurstadt holten, fackelte die Weltauswahl der Herren vergangenes Wochenende auch nicht lange. Die Revanche an Werder Bremern für das 3:5 in der vergangenen Saison, das die Serie der OSG mit 66 Spielen ohne Niederlage beendet hatte, sicherte vorzeitig die Meisterschaft. Das 5:3 und ein 7:1 über Schlusslicht Delmenhorst schraubten die Bilanz auf stolze 29:1 Punkte. Lediglich der badische SC Eppingen, der hinter Bremen (beide 25:5) Rang drei belegte, konnte dem Serienchampion ein 4:4 abtrotzen.

Beim alten und neuen Meister überzeugten fast alle Spieler im 16er-Kader. "Mit wenigen Ausnahmen ,performte' die Mannschaft stark. Nur Georg Meier hatte wie einst Michael Adams bei uns Anlaufschwierigkeiten", bemerkte Sponsor Wolfgang Grenke und spendete ein Sonderlob für "Arkadij Naiditsch, der hat es toll gemacht". Der Dortmunder gewann zwölf seiner 15 Partien und remisierte die restlichen drei. Von der Performance her war Spitzenspieler Alexej Schirow sogar noch erfolgreicher mit 5:1 Punkten am Spitzenbrett. Sergej Mowsesjan (6,5:1,5), Etienne Bacrot (9,5:2,5), Adams (7,5:1,5) und Francisco Vallejo Pons (8:2) sammelten durchweg um die 80 Prozent! Dagegen fiel selbst der ungeschlagene Russe Peter Swidler mit "nur" 6:3 Zählern an Brett eins und zwei ein bisschen ab - andere Teams wären froh über einen Topmann, der mehr als 66 Prozent holt.

Auch die deutschen Großmeister hinter Naiditsch trugen an den letzten Brettern ihr Scherflein bei: Der Ex-Hamburger Jan Gustafsson (6,5:2,5), Rustem Dautov, Fabian Döttling (beide 5:1) und der in Baden-Baden lebende Philipp Schlosser (7,5:2,5) überzeugten. Neuzugang Meier (3,5:3,5) verkaufte sich noch unter Wert. Peter Heine Nielsen verhunzte am letzten Wochenende sein Ergebnis auf 6:3 Punkte. Rumäniens Spitzenspieler Liviu-Dieter Nisipeanu verzeichnete 2,5:1,5 Zähler.

Am 20. und 21. Mai will die OSG im deutschen Mannschaftspokal das Double perfekt machen. Neben Erstliga-Aufsteiger Hansa Dortmund gastiert Mitfavorit SG Porz in der Kurstadt. Die Kölner wurden zwar "nur" Zweitliga-Meister, deren Sponsor Wilfried Hilgert verweigert aber seit Jahren die Rückkehr ins Oberhaus. Der Ex-Meister lehnt die Bundesliga-Struktur ab und will im Cup sicher den Baden-Badenern ein Schnippchen schlagen. Viertes Team im Halbfinale sind die SF Berlin. Die Hauptstädter müssen aber vorher wohl erst einmal einen Stichkampf um den Verbleib in der Bundesliga bestehen. Nach 15 Runden wiesen die Berliner wie der SV Griesheim 10:20 Mannschaftszähler und 52,5:67,5 Brettpunkte auf. Sollte es keine freiwilligen Rückzüge geben, steigen Nickelhütte Aue (6:24), Bayern München (5:25) und Delmenhorst (0:30) sicher ab.

Gegen Bremen trumpfte Adams auf: Am fünften Brett ließ der Engländer seinem zuletzt so überzeugend spielenden Landsmann Luke McShane keine Chance.











McShane,L (2657) - Adams,M (2728) [A11]
OSG Baden-Baden - Werder Bremen 5:3, 09.04.2011

1.Sf3 Sf6 2.g3 d5 3.Lg2 c6 4.c4 dxc4 5.0-0 Sbd7 6.Dc2 Sb6 7.Sa3 Le6 8.Sg5 Lg4 9.f3 [ 9.Sxc4!? Lxe2 10.Se5 Lh5 11.Te1 sieht zunächst gut aus, beschert jedoch Weiß keinen Vorteil.] 9...Lh5 10.Sxc4 e5! Ein starker Zug, der das weiße Eröffnungskonzept in Frage stellt. McShane kommt danach nie richtig raus mit seinen Figuren, weil die Bauern ungünstig festgelegt sind. 11.d3? Langfristig wohl der falsche Plan. Fortan hat der Anziehende Probleme auf dem geschwächten Feld e3. Deshalb kommt schon eher [ 11.Se3 in Betracht mit Ausgleich.; 11.Sxe5?? verbietet sich wegen 11...Dd4+ 12.Kh1 Dxe5 ] 11...Sxc4 12.Dxc4 Le7 13.Se4 Sd5 14.Sf2 f6 15.Kh1 Db6 16.a3 Td8 17.Dh4 Lg6=/+ 18.Sd1 f5 19.Lg5 Lxg5 20.Dxg5 0-0 Schwarz hat sich harmonisch aufgebaut, während Weiß an mehreren wunden Punkten laboriert und zudem fast alle Figuren ungünstig platziert sind. 21.f4? Das schwächt die Stellung weiter. [ 21.Dc1 f4 22.b4 Dd4 23.Ta2 Tf6 dürfte McShane wenig erbaut haben. Die Position hinterlässt aber noch eher einen verteidigungsfähigen Eindruck als die nach dem Bauernvorstoß f4.] 21...exf4 22.Lxd5+ cxd5! 23.Dxf4 Lh5 24.Tf2 Tde8 25.Dd2 d4-/+ Damit fixiert Adams den rückständigen Schwächling auf e2, der sich zum großen Problem im weißen Lager entwickelt. 26.Tc1 Te5 27.Kg1 Tfe8 28.b4 h6 29.Da2+ Kh7 30.Tc2 Dd6 31.Kf1 b5 32.Db2 a6 33.Kg1 Lg4 In aller Ruhe verstärkt Adams seine Stellung. Der Gegner kann sich schließlich nicht rühren, weil alle Kräfte an e2 gebunden sind beziehungsweise der Springer keine Felder hat. 34.Kg2 Dd5+ 35.Kg1 Dd6 36.Kg2 T8e7?! Eine erste wie auch die letzte Ungenauigkeit. [ 36...De7! drückt konsequent weiter. 37.Kf1 ( 37.Dxd4 verliert rasch: 37...Lxe2 38.Sc3 Db7+ 39.Kg1 Ld1! 40.Sxd1 Te1+ 41.Tf1 Txf1+ 42.Kxf1 Dh1+ 43.Dg1 ( 43.Kf2 Dxh2+ 44.Kf1 Dxc2 ) 43...Te1+ 44.Kxe1 Dxg1+ 45.Kd2 Dxh2+ 46.Kc1 Dxg3 ) 37...Te6 38.Td2 führt wie in der Partie zum Durchbruch mittels 38...f4! ] 37.Da2?! [ 37.h3 war die letzte Chance, etwas Platz für den König zu schaffen auf h2.] 37...Dd7 38.Kf1 T5e6 39.Db2 f4! Der unscheinbare Zug knackt die weiße Stellung. 40.gxf4 [ 40.Txf4 Lxe2+ macht es Adams noch leichter, weil der Anziehende umgehend viel Material einbüßt.] 40...Db7! 41.Kg1 Nur das verhindert das tödliche [ 41.-- Dh1# ] 41...Tg6 42.Tg2 Lh3! Adams hat nichts gegen den Abtausch des Turms - schließlich büßt McShane dadurch seine einzige Figur ein, die den Monarchen des Briten noch verteidigt. 43.Txg6 Kxg6 44.f5+ Kh7! 45.Kf2 Dh1 46.e4 Df1+ 47.Kg3 Dxd3+ Ein baldiges Matt folgt: [ 47...Dxd3+ 48.Kf2 Txe4 49.Td2 Df1+ 50.Kg3 Tg4# ] 0-1



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