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Judit Polgar spielt wieder gegen Frauen

Ungarin sorgt bei griechischer Meisterschaft nach 21jähriger Abstinenz für eine Sensation

von FM Hartmut Metz, 22. Juli 2011

 

Dass P.S. Peristeri den griechischen Titel holt, ist wahrlich keine Überraschung. Bei den 39. Mannschaftsmeisterschaften in Eretria gab das Star-Team in sieben Runden nur einen Zähler ab. Die hellenischen Großmeister Vasilios und Stelios Halkias gaben in vier Partien jeweils nur ein Remis ab, der fünfmal eingesetzte Hristos Banikas gewann sogar alle Begegnungen. Außerdem verstärkten der ukrainische Weltranglistensiebte Wassili Iwantschuk (4:2 Punkte) und Judit Polgar den Favoriten.

Die Ungarin sorgte für die eigentliche Sensation: Zwei ihrer vier Einsätze bestritt die nächsten Samstag 35 Jahre alt werdende Ausnahmespielerin am Damenbrett! Zuletzt spielte sie 1990 am Einsatzort des schwachen Geschlechts, als Polgar mit ihren Schwestern Zsuzsa und Zsofia sowie Ildiko Madl wie 1988 die Goldmedaille bei der Schach-Olympiade holte. Mangels Herausforderung verzichtete das Ausnahmetalent, das mit 15 Jahren und vier Monaten den legendären Rekord von Bobby Fischer als jüngster Herren-Großmeister der Welt um rund zwei Monate verbesserte, fortan auf Duelle gegen Frauen. Bei den Männern kletterte die aggressive Angriffsspielerin bis auf Platz acht der Weltrangliste. Die der Damen führt sie ununterbrochen seit Januar 1989 an, obwohl sie da erst zwölf war!

In China träumen Schachfreunde davon, Judit Polgar sogar zu einem Zweikampf gegen eine Frau verführen zu können: Wenn die erst 17-jährige Weltmeisterin Hou Yifan ihre Entwicklung kontinuierlich fortsetzt, dürfte sie in ein paar Jahren durchaus Chancen gegen die beste Schachspielerin aller Zeiten haben. Ein hochdotiertes Match besäße dann durchaus Reiz.

In Eretria gab Judit Polgar ausgerechnet gegen eine der beiden Frauen, die polnische Großmeisterin Jolanta Zawadzka, ein Remis ab. Die beiden Männer hielt die Ungarin jedoch in Schach. So bezwang sie in der siebten Runde ihren Landsmann Peter Prohaszka im typischen Husarenstil.











Polgar,J (2699) - Prohaszka,P (2547) [B12]
Griechische Mannschaftsmeisterschaft Eretria, 07.07.2011

1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.Sd2 e6 5.Sb3 Sd7 6.Sf3 Se7 7.Le2 Sc8!? Der Plan sieht etwas merkwürdig aus, wird aber von Programmen als spielbare Alternative gewürdigt! Schwarz macht so den Weg frei für den Vorstoß c6-c5 und hat außerdem die Standarddrohung aus der Stellung genommen, dass der Springer nach h4 geht und den Läufer abtauscht. 8.0-0 Le7 9.Se1 Scb6 10.Lg4 Lg6 Prohaszka verzichtet auf den Tausch auf g4. Nach dem Rückschlagen mit der Dame steht diese schließlich unangenehm und blickt gen g7. 11.Sd3 Lxd3 [ 11...Tc8 12.Sf4 0-0 13.Sxg6 hxg6 14.c3 verspricht Weiß ein leichtes Plus.] 12.cxd3 c5 13.dxc5 Lxc5?! Bisher spielte Schwarz konsequent. Den Läufer sollte er aber nicht hergeben. Natürlicher ist das Nehmen mit dem Springer. 14.Sxc5 Sxc5 15.b3 Scd7 16.d4 0-0 17.La3 Te8 Die Läufer erweisen sich nun als stärker als die Springer. Diese sind vor allem durch die feindlichen wie eigenen Bauern stark eingeschränkt. 18.Tc1+/- Tc8 19.Dd2 Sb8 20.Le2 Txc1? [ 20...Sc6 ist der beste Zug. So zieht sich jetzt unmerklich die Schlinge zu um den schwarzen König, der noch nichts von seinem baldigen Ende ahnt ...] 21.Txc1 Dd7 22.Tc3 Sc6 23.Lb5! Den Zug hat der Großmeister vielleicht unterschätzt. Die Fesselung verhindert, dass der Springer über e7 strebt und so den König verteidigt. 23...Tc8?! Schwarz stand bereits kritisch. Nun ist die Stellung verloren. [ 23...Sc8 24.Dc1 S8e7 25.Lxe7 Dxe7 26.Lxc6 bxc6 27.Txc6 kostet indes einen wichtigen Bauern und die offene c-Linie, die die weißen Schwerfiguren beherrschen, wiegt schwer.] 24.Tg3 a6 [ 24...Kh8 verteidigt sich am zähesten. Allerdings ist die Lage bereits hoffnungslos für Schwarz, auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein erweckt. 25.Dg5 g6 26.h4 Dd8 27.Df4 Kg8 28.h5 Sd7 29.Tf3 De8 30.Th3 Sf8 31.Lxc6! Dxc6 ( 31...bxc6 32.Df6 Sd7 Nur das verhindert 33.h6 nebst dem Matt auf g7. 33.Dh4 Sf8 34.hxg6 fxg6 35.Lxf8 Kxf8 36.Dh6+ Ke7 37.Dg5+ Kf8 38.Txh7 und das Matt folgt binnen vier Zügen.) 32.Dh6 Dd7 33.Tf3 Dc7 34.Lxf8! Dc1+ ( 34...Txf8 35.hxg6 hxg6 36.Th3 mit Mattangriff.) 35.Kh2 und Schwarz büßt eine Figur ein. ( Nur nicht 35.Dxc1?? Txc1+ 36.Kh2 Kxf8 und plötzlich sitzt Schwarz in einem besseren Turmendspiel am längeren Hebel.) ] 25.Lxc6! bxc6 [ 25...Txc6 26.Dh6 g6 ( 26...f6 27.exf6 ) 27.Df8# ; 25...Dxc6 26.Dh6 g6 27.Th3 ] 26.Txg7+! Der Turmeinschlag legt den König bloß. Der Monarch entkommt der Attacke nur noch unter Materialeinbußen. 26...Kxg7 27.Dg5+ Kh8 28.Le7! [ 28.Le7 Dxe7 Schwarz bleibt lediglich, die Dame zu opfern, um das Matt zu verhindern. Als unersprießlich entpuppt sich danach 29.Dxe7 Kg8 30.Db7 c5 31.Dxb6 cxd4 32.Dxa6 Tc1+ 33.Df1 Txf1+ 34.Kxf1 mit hoffnungslosem Bauernendspiel.] 1-0



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