Mit Selbstironie zum Weltpokal-SiegPeter Swidler trumpft nach russischer Meisterschaft erneut aufvon FM Hartmut Metz, 24. September 2011 |
Peter Swidler wirkt angesichts seiner auf fast zwei Meter verteilten pummeligen Figur ein bisschen träge. Wie ein drahtiger 100-Meter-Läufer schlendert der Russe nicht durch die Bretterreihen, um zu taxieren, was die Konkurrenz macht. Messerscharf analysiert der St. Petersburger aber die Stellungen und weiß seine Analysen auch stets in pointierte Worte zu kleiden. So bedächtig der 35-Jährige körperlich agiert, so schnell sprudelt es dann aus dem eloquenten Swidler heraus. Selbstironie gehört dabei zum Repertoire des langjährigen Stammspielers beim deutschen Meister OSG Baden-Baden.
Lange Zeit schien die Gemütlichkeit die Oberhand bei Swidler zu gewinnen. Der Russe spielte meist solide, aber an seine Leistungen, mit denen er bis auf Platz vier in der Welt aufstieg und 2005 beim WM-Turnier Zweiter wurde, knüpfte der Vater von Zwillingen nicht mehr an. Swidler flog aus den Top Ten, zählte jedoch stets zu den besten 23 Schachspielern auf dem Planeten. Lediglich bei den russischen Meisterschaften trumpfte der ehemalige Jugendweltmeister regelmäßig seit 1994 auf. Beim Superfinale in Moskau bewies Swidler heuer wieder seine Klasse. Mit 5:2 Punkten holte er vor Alexander Morosewitsch (4,5:2,5) und Wladimir Kramnik (4:3) seinen sechsten Titel bei der weltweit stärksten Landesmeisterschaft.
Beim Weltcup in Chanty-Mansijsk legte der 35-Jährige gleich nach und katapultierte sich mit seinem Sieg wieder zurück in die Top Ten. Im Finale schlug der Russe seinen Landsmann Alexander Grischuk mit 2,5:1,5 und kassierte fast 100 000 Dollar Prämie. Als Dritter qualifizierte sich Wassili Iwantschuk im Kampf um Bronze durch ein 2,5:1,5 über Ruslan Ponomarjow (beide Ukraine) für das nächste WM-Kandidatenturnier.
Auf dem Weg ins Weltpokal-Endspiel gelang Swidler ein spektakulärer Sieg über den US-Amerikaner Gata Kamsky.
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Kamsky,G (2741) - Swidler,P (2739) [C78]
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