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Die Schlacht
Infanterie, Kavallerie und Artillerie
Mit freundlicher Widmung für meine sehr geschätzten Schachfreunde Charly und Jürgen
von Patrick Karcher, 21. Dezember 2011
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In der Grundstellung herrscht pure Stille, alle Streitkräfte warten noch auf ihren Einsatzbefehl. Jeder Soldat ist gespannt welche Aufgaben ihn im bevorstehendem Kampf zukommen werden. "Werde ich den entscheidenden Schlag setzen, mich für meine Armee aufopfern oder in meiner Stellung verbarrikadieren oder wie so oft schon schlicht vergessen von meinem Heeresführer?". In der Grundstellung sind die Chancen von Meister und Amateur ausgeglichen, es liegt einzig an Ihnen dieses ausgeglichene Verhältnis durch starke Züge im Gleichgewicht zu halten oder durch schwache Züge die Waagschale zu ihren Ungunsten kippen zu lassen! [Und die Verantwortung für ihre Entscheidung zu übernehmen, in allen Phasen des Spiels!] Aber lassen Sie uns nun die Vorbereitung auf diese taktische, strategische und emotionale Schlacht beginnen!
Bereits mit dem ersten Zug haben Sie eine wesentliche Entscheidung zu treffen. Wie wollen Sie ihre Armee für den bevorstehendem Kampf aufstellen? Ziehen Sie den Damenbauern zwei Felder nach vorne, so wird dieser tollkühn viel zentralen Raum für sie erobern, ihre Dame gibt ihm dabei Rückendeckung. Ziehen Sie ihren Springer nach f3, übernehmen Sie die Kontrolle von den Feldern d4 und e5. Ordern Sie ihren Infanteristen von e2 nach e4 nehmen Sie auch Raum ein. Allerdings ist ihr tollkühner Kämpfer auf e4 ohne Deckung, was tendenziell von ihrem Gefechtskontrahenten für eine Verschärfung des Kampfes genutzt werden kann. Er kann a tempo den Infanteristen auf e4 angreifen, beispielsweise mittels Sf6 oder d5. Sie als Kommandeur treffen dabei eine Entscheidung auf strategischem Level, da mit jedem Bauernzug eine Transformation der Stellung entsteht. Die Stellung ändert ihren Charakter. Und sie als Kommandeur ihrer Gefechtseinheiten haben alleine die Entscheidung zu treffen, ob diese Transformation günstig ist für Sie. [Fokus dieser Übung ist das Erkennen der entscheidenden Momente und nicht das Vermitteln von Basiswissen, weshalb nicht immer in die fachliche Tiefe gegangen werden kann]
Eine weitere Art der Transformation entsteht im Gefecht selbst. Durch das Eliminieren einer feindlichen Einheit oder den Abtausch von Einheiten. Insbesondere auch das Schlagen mit einem Bauern. Sehr entscheidend auch durch ein Figurenopfer.
Ahnen Sie bereits die dritte Art der Transformation einer Stellung? Richtig, die Verwandlung eines Bauern auf der gegnerischen Grundreihe, wenn ihr tollkühner Kämpfer sich mit 5-6 Schritten bis ans Ende des feindlichen Lagers durchgeschlagen hat. Welch persönlicher Triumph!
Möglicherweise lässt sich auch das Ziehen des Königs als Transformation bezeichnen. Immer dann, wenn sich der Charakter der Stellung entscheidend ändert. Dies ist sicherlich der Fall, wenn Sie heterogene Rochaden spielen, da dann in aller Regel eine Hetzjagd der Infanteristen auf die Könige beginnt.
Alle anderen Züge können auch sehr wichtig sein, sie ändern allerdings nicht (!) den Charakter der Stellung! Sie als Kommandeur ihrer Einheit können mit diesem Wissen über Transformationen leichter kritische Stellungen erkennen. Arbeiten Sie daran ein Gesamtverständnis der Stellung aufzubauen anhand der Stellungskriterien, die die Charakteristik einer Stellung ausmachen. Sehen Sie das Gleichgewicht aus Material, Zeit und Qualität (= Figurenposition) in einem Waagschalenmodell. Die beiderseitigen Chancen für Sie und ihren Kontrahenten.
Jeder "normale Zug", der nicht mit einer Transformation zu tun hat ist ein einfacher Figurenzug. Sie ziehen eine Figur von einem Feld auf ein anderes und ändern damit "nur" welche Felder die Figur auf ihrem neuen Feld kontrolliert und welche Felder sie nicht mehr kontrolliert. Diese Gefechtsmanöver ändern aber nicht grundsätzlich die strategische Kampfposition, sie sind allerdings auch sehr wichtig. Die Position ändert sich dabei schleichend, nicht mit einem Paukenschlag wie beispielsweise bei einem Bauernopfer im feindlichen Lager.
Tipp: Prüfen Sie in einer Stellung, welche Transformationen möglich sind und welche Implikationen damit verbunden sind.
Sind in einer Stellung für beide Seiten keine positiven Transformationen möglich, so können Sie die Stellung ihrer Figuren verbessern. Bringen Sie ihre Figuren auf ihre optimale Position. Denken Sie dabei aber auch immer, dass ihr Gegner das gleiche Ziel hat. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, eine Figur nicht auf ihre optimale Position zu spielen, wenn dies dem Gegner gestatten würde seine Figuren wiederum besser oder harmonischer zu postieren. Ansonsten gelten die Regeln für die Positionierung der Figuren: Nicht ohne Grund ungedeckt stellen, nicht permanent sich gegenseitig blockierend, nicht in eine gefährliche Konstellation zueinander stellen, wenn dies der Gegner ausnutzen kann, sondern auf eine optimale Wirkungsstelle. Springer lieben Vorposten, Läufer lange Diagonalen - in der Regel vor ihrer Bauernkette, Türme offene oder halboffene Linien. Die Dame bevorzugt eine aktive Position von der sie nicht vertrieben werden kann und eine gesunde Portion Macht ausüben und Einfluss ausstrahlen kann. Der König mag eine sichere Position hinter einem schützenden Bauernwall (seiner persönlichen Garde).
Wenn Sie all das verstanden haben und es in ihrer Spielpraxis anwenden, sind sie auf dem besten Weg ein starker Kommandeur ihrer Streitkräfte zu werden (wenn Sie es nicht bereits sind). Es werden sich ganz neue Einblicke ins Wesen des Schachspiels offenbaren. Nach einigen Wochen der Übung können sie daran gehen, weitere Verfahren in ihr Repertoire aufzunehmen: Prophylaxe, Überdeckung, Einschränkung, etc.
Ein paar vereinfachte Takte zu diesen Verfahren. Bei der Prophylaxe geht es darum, die Pläne ihres Gegners zu zerstören, indem sie bestimmte Momente aus der Stellung nehmen. Z.B. ein Grundreihenmatt, indem sie ein Schlupfloch in seiner Garde seiner Infanteristen für den König öffnen. Bei der Überdeckung decken sie einen Bauern oder eine Figur einmal öfter als es nötig wäre. Dabei gewinnen sie Flexibilität, denn nun kann eine beliebige der deckenden Figuren wegziehen und für andere Aufgaben genutzt werden. Bei der Einschränkung geht es darum, die Wirkung ihrer Figuren zu optimieren und die Wirkung der gegnerischen Figuren zu dämmen.
Und ein großes WOW: Karpov sieht die Einschränkung gar als größtes Schachgesetz!
Bedenken Sie aber, dass alle diese Verfahren nur Sinn machen, wenn Sie genügend Schachverständnis aufgebaut haben und Ihnen ansonsten keine fundamentalen Patzer mehr unterlaufen. Seien dies Figureneinsteller oder Bauernzüge die Löcher in ihre Aufstellung sprengen. Sie müssen in der Lage sein, eine Stellung so in Grundmuster (Chunks) zu zerlegen, dass sie sehen, ob ihr Gegner aktive Möglichkeiten hat gefährliche Angriffe zu starten. Schach ist ein sehr konkretes Spiel heißt es allerorten von Großmeistern, aber dazu muss man erstmal die konkreten Anforderungen einer Stellung erkennen lernen. Die verschiedenen Lektionen der Kolumne "DWZ Plus" sollen Ihnen genau diesen Grundstock an die Hand geben. Aber nun an die konkrete Spielpraxis. Ich stelle Ihnen dort fünf meiner Blitzpartien (Pseudonym "Obelix") gegen einen anonymen Gästespieler vor. Hauptaugenmerkt der Kommentare liegt darauf auf den Denkmustern in kritischen Stellungen, dem Erkennen von Transformationen, den Anforderungen an eine Stellung und der Entwicklung von aktiven Spielplänen und Möglichkeiten der Verteidigung.
Tipp: Denken Sie bei Zügen, die zu einer Transformation führen doppelt nach! Bedenken Sie, für welchen der beiden Spieler die Transformation hilfreich ist. Versuchen auf diese Art ein besseres Schachgefühl aufzubauen, kritische Momente zu erspüren, sowie stark und aktiv weiterzuspielen (siehe Partiebeispiele).
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(18) Guest440791 - Obelix (1990) [A00]
Freundschaftspartie, 5m Café, 13.12.2011
[Karcher,Patrick]
1.g4
Transformation: Gewinnt Raum am Königsflügel, kontrolliert die Felder f5 und h5, öffnet lange Diagonale. Schwächt dauerhaft die Felder h3, h4, f3, f4. Öffnet dauerhaft die Diagonalen, die Bauer auf g2 oder g3 verstellen könnte. Stellt den Bauern in die röntgende Diagonalwirkung des Lc8. [All das beachten Großmeister]
1...d5
Transformation: Gewinnt Raum im Zentrum, kontrolliert Felder e4 und c4. Öffnet Diagonale für Lc8 mit Angriff auf g4. Schwächt dauerhaft die Felder c6, c5, e6, e5. Verliert die Option die Diagonalen zu verstellen, die Bauer d7 und Bauer d6 verstellen könnte. Stellt dem Gegner die Aufgabe eine Antwort auf den Angriff des Bauern g4 zu finden [All das ist abzuwägen, zu wissen oder spüren]
2.Lg2
Keine Transformation, erlaubt aber die Transformation mittels Lxg4. Der Lg2 greift Bauern d5 an und bindet die Dd8 an dessen Deckung.
2...Lxg4
Transformation: Bauerngewinn. Läufer auf g4 ist ungedeckt. Der Bauer b7 ist ungedeckt. Die weiße Dame röntgt mittels Da4+ zum Doppelangriff. Schwarz glaubt das auszuhalten und gibt im Gleichgewichtsmodell eine schlechtere Figurenposition für ein Mehr an Materialin Kauf. Noch ist unklar, auf welchem schachlichen Level sich der Gästespieler bewegt.
3.c4
Massive Transformation (Bauernzug, taktische Optionen): Gewinnt Raum am Damenflügel, kontrolliert b5 und greift Bauer d5 an. Erlaubt Bauerngewinn mittels dxc4. Öffnet Diagonale für Dd1.
3...c6
Transformation: Deckt d5. Verstellt die lange Diagonale, öffnet Diagonale für Dd8. [ 3...dxc4
[%emt 0:00:00] Verbittet sich vermutlich wegen Lxb7, muss aber berechnet werden 4.Lxb7
Sd7
5.Lxa8
Dxa8
6.f3
]
4.cxd5
Transformation: Bauerntausch. Lockert schwarze Stellung auf - Diagonalen durch das Feld c6. [Prophylaxe gegen d5xc4]
4...cxd5
5.Db3
Doppelangriff auf Bauern d5 und b7
5...Sf6
Gegenangriffe sind keine in Sicht, Deckung beider Bauern nicht möglich (weder direkt noch dynamisch). Daher ist das Opfer eines Bauern unter möglichst günstigen Bedingungen anzustreben. [Den Gegenangriff mittels Dc7 hat schwarz übersehen. Sieht man aber, wenn man aktiv und vertrauensvoll denkt und dabei auf ungedeckte Figuren achtet!] [ 5...Dc7
6.Sc3
leicht durch eine Verstellung nebst Figurenentwicklung abzuwehren; 5...e6
6.Da4+
Sc6
7.Dxg4
]
6.Sc3
Widersteht der Versuchung direkt auf b7 zuzugreifen. Ein weiterer Angreifer gegen d5.
6...e6
Transformation: Deckt d5 und manifestiert den Block der langen Diagonalen
7.Dxb7
Sbd7
8.Sb5
Spätestens jetzt wird klar, dass Weiß ein sehr starker Schachspieler sein muss. Droht Sc7+ mit Gabel. Dagegen muss Schwarz etwas finden - eine dynamische Deckung, einen Gegenangriff, etc.
8...Tc8
[ 8...Sc5
9.Dc6+
Sfd7
( 9...Ke7
10.Dxc5+
) 10.Sc7+
]
9.Sf3
Weiß nimmt nicht auf a7, da dies Zeit kostet, sondern entwickelt sich.
9...Lc5
Deckt a7 und drückt auf f2
10.d4
Transformation: Verstellt Diagonale, gewinnt Raum im Zentrum und öffnet Diagonale für Lc1 a tempo
10...Lxf3
[ 10...Lb4+
Darauf hatte Schwarz gesetzt bei Ausführung von Lc5. 11.Ld2
Nach einem Tausch des Lb4 droht Sd6 11...Lxd2+
( 11...Lxf3?
12.Lxb4
Lxg2
13.Sd6+
Kf8
14.Sxc8+
Kg8
) 12.Sxd2
0-0
13.Sd6
Tb8
wäre die bessere Wahl für Schwarz gewesen. Z.B. 14.Dxa7
Txb2
( 14...Sb6
) ]
11.Lxf3
[ 11.dxc5
Lxg2
12.Sd6+
Kf8
13.Tg1
( 13.Sxc8
Lxh1
) 13...Tc7-+
( 13...Sxc5
14.Dxf7#
; 13...Le4
14.Sxc8
) ]
11...Lb4+
12.Kf1
0-0
13.Tg1
Tb8
14.Da6
Tb6
15.Da4
Angriff auf Lb4
15...Db8
Dynamische Deckung
16.Lh6
Se8
17.Dxb4
Txb5
18.De7
Droht Tricks mit Dg5
18...Tb7
Träumt von dynamischer Röntgendeckung auf der siebten Reihe und Abzügen des Sd7 mit Angriff auf die weiße Dame. [ 18...Kh8
Der schwarze Monarch hätte die Fesselung der g-Linie verlassen müssen. 19.Dxe8
Txe8
20.Lxg7+
Kg8
21.Le5+
Kf8
22.Lxb8
Texb8+/-
]
19.Lxg7
Sxg7
20.Dg5
Der Sd7 schränkt die Wirkung des Tb7 ein, ansonsten wäre f6 möglich. Obelix gibt auf (Lag: Av=0. 76s, max=5.4s). 1-0
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(19) Obelix (1990) - Guest440791 [D01]
Freundschaftspartie, 5m Café, 13.12.2011
[Karcher,Patrick]
1.d4
Sf6
2.Sc3
Droht mit e4 das Zentrum zu besetzen
2...d5
Prophylaxe gegen weißes e4 und Einschränkung des Sc3, der dort zudem die natürliche Deckung des Bauern d4 mittels c3 verhindert
3.Lg5
Arbeitet weiter an e4, indem ein Verteidiger des Feldes e4 illiminiert werden soll.
3...Sbd7
Prophylaktisch gegen Lxf6 gerichtet, da nun Sxf6 möglich ist und das Feld e4 weiterhin gedeckt bleibt. Der Gast spielt starkes, dynamisches Schach.
4.Sf3
h6
Transformation: Befragt Lg5 auf welcher Diagonalen er wirken will und nimmt diesem damit Flexibilität. Schwächt den Schutzwall des schwarzen Königsflügels.
5.Lh4
Weiß möchte auf der Diagonalen h4-a8 bleiben, erlaubt schwarz aber mittels g5 den Läufer weiter zurückzudrängen. Die Alternative Le3 wirkt gekünstelt, vielleicht kam Lf4 mit Druck auf c7 in Betracht.
5...e6
Geht freiwillig in die Fesselung des Sf6, was einen Verteidiger von e4 nimmt. Doch ist das wirklich der Fall? Schauen wir..
6.e4
Massive Transformation mit taktischen Verwicklungen
6...g5
7.e5
gxh4
8.exf6
Wie sieht die Charakteristik der Stellung aus? Schwarz hat mehr Wirkung aufs Zentrum, die Bauern h4 und f6 werden verloren gehen. Die Bauern d4, h6 sind potentielle Schwächen was konkret zu belegen ist. Sc3 steht deplaziert, da er auf dem Feld nichts nützt, die natürliche Deckung des Bauern d4 mittels c3 verhindert und die Fesselung mittels Lb4 in der Luft liegt. Das gibt dem schwarzen ein leichtes Stellungsplus. Doch noch ist nichts verloren! Weiter kämpfen..
8...c5
Transformation mit direktem Kampf ums Zentrum
9.Sxh4
[ 9.Sxd5
Schachprogramme finden Sxd5! Doch wie sieht ein Mensch eine solchen Chance? Indem man die stark eingeschränkte Stellung des Ke8 erkennt die auf der e-Linie nur durch den Bauern e6 verstellt ist. Der Bauer e6 ist an die Deckung des Bauern d5 gebunden. Über dieses Denkmuster kann man den Schlag finden. 9...exd5
10.De2+
Le7
11.fxe7
Dxe7
12.0-0-0
]
9...cxd4
10.Dxd4
Lc5
11.Df4
Dxf6
Erkennt den Stellungsvorteil im Endspiel durch Zentrum, Läuferpaar und die deplazierte Stellung der weißen Springer
12.Dxf6
Sxf6
Droht bereits Sg4, weiß muss eine möglichst aktive Verteidigung gegen Sg4 finden
13.f3
Deckt Felder g4 und e4, aber auf Kosten des Sh4, der nun maximal eingeschränkt ist und keine Rückzugsfelder mehr hat, aber Schwarz kann dies aktuell nicht konkret ausnutzen.
13...a6
Prophylaktisch gegen Lb5+ mit Tempoentwicklung und Abtausch gerichtet. Schränkt die Wirkung der weißen Figuren weiter ein.
14.0-0-0
Transformation
14...Ld7
15.g3
Transformation: Schwächt f3, aber gibt dem Springer die Option wieder über g2 ins Spiel zu kommen. Insgesamt ist die Aufstellung der weißen Figuren unharmonischer, das schwarze Bauernzentrum verhindert normale Züge und so sehen Computerporgramme bereits ein Plus von 1.0 für Schwarz.
15...0-0
16.Sg2
Lc6
Droht Bauerngewinn mittels d4
17.Le2
Kg7
18.h3
Transformation & Selbstaufgabe: Weiß gehen langsam die Ideen aus, hofft mittels h3 eine Bauernstruktur am Königsflügel zu erreichen, die stabil ist. Doch Bauer g3 wurde geschwächt bei dieser Transformation.
18...Sh5
Nutzt die Selbstschwächung direkt aus. Angriff auf g3 und Ausnutzung, dass Le2 und Th1 in Springerabstand zueinander stehen.
19.Sf4
Weiß nutzt eine taktische Chance, dass nach nehmen auf g3 die Fesselung des schwarzen Springers durch Tg1 möglich ist, kostet zwar eine Qualität, doch es ist nicht zu sehen wie der Sg3 gedeckt werden kann
19...Sxg3
20.Thg1
Le3+
Achso, Deckung durch ein Zwischenschach war die Idee des Schwarzen. Respekt!
21.Kb1
Lxf4
Obelix gibt auf (Lag: Av=0.42s, max=1.7s) 0-1
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(20) Guest440791 - Obelix (1990) [A00]
Freundschaftspartie, 5m Café, 13.12.2011
[Karcher,Patrick]
1.g4
d5
2.Lg2
c6
Der Bauer auf g4 steht nicht gut. Schwarz verzichtet auf das verlockende Nehmen, da er das Tempospiel des weißen aus Partie als ausreichend einzuschätzen gelernt hat.
3.h3
Transformation in eine stabile Stellung der weißen Königsflügelbauern. Die Felder h4 und f4 sind schwach.
3...e5
Transformation, Schwarz besetzt das Zentrum. Die zentrale Frage wird sein, ob er es halten kann?
4.d4
Transformation: Der Kampf ums Zentrum beginnt! Weiß muss sowohl die Stellungsmuster nach Nehmen als auch Vorbeiziehen abschätzen
4...exd4
5.Dxd4
Drückt auf g7, nach der natürlichen Verstellung der Diagonalen mittels Sf6 liegt g4-g5 in der Luft
5...Db6
Schwarz will den Druck auf g7 durch Damentausch aus der Stellung nehmen
6.Sf3
Sf6
Entwickelt sich und droht Lc5 nebst Lxf2+
7.g5
Eine verpflichtende Transformation, da die Bauern f2 und h3 stark rückständig werden. Weiß gewinnt allerdings ein Tempo, weiteren Raum am Königsflügel und schränkt den scharzen Königsflügel stark ein.
7...Se4
8.Le3
Stellt eine Batterie auf der Diagonalen g1-a7 zusammen, die Verstellung des Bauern e2 durch den Läufer schätzt Weiß hier als nicht schwerwiegend ein.
8...Sd7
[ 8...Lc5
[%emt 0:00:00] 9.Dxg7
]
9.Sbd2
Schwarz gehen die sinnvollen Züge aus
9...Dxd4
10.Sxd4
Sxd2
11.Lxd2
Se5
12.e4
Weiß rochiert nicht sondern sucht nach Möglichkeiten dem Schwarzen konkrete Probleme zu bereiten. Er transformiert die Stellung, indem er weiterhin um die schwarze Vvorherrschaft im Zentrum kämpft (die sich durch die gesamte Partie zieht). Es droht bereits exd5
12...dxe4
13.Lxe4
Das schwarze Bauernzentrum ist nun komplett zerstört, die Stellung hat eine offene Charakteristik. Das Tempospiel nimmt an Wichtigkeit zu.
13...Lc5
Tempoangriff
14.Sb3
Tempogegenangriff
14...Lb6
15.Lc3
Angriff auf Se5 und Wirkung auf langer Diagonalen
15...f6
[ 15...0-0
Schwarz hat die für Weiß gefährliche Konstellation der eigenen Figuren auf der e-Linie zwar gesehen, aber nicht weit genug gerechnet und nach 17. f4 die Variante fälschlicherweise als vorteilhaft für Weiß abgebrochen. Die dynamische Deckung des Se5 mittels 0-0 wäre vorzuziehen gewesen. Quintessenz: Immer mit Selbstvertrauen in die eigene Stellung nach aktiven Gegenmaßnahmen suchen! 16.Lxe5
Te8
17.f4
f6
18.gxf6
gxf6
]
16.gxf6
gxf6
17.a4
Tranformation: Raumgewinn am Damenflügel, droht mittels a5 a tempo den schwarzen Lb6 einzuschränken.
17...Le6
18.a5
Lc7
19.Sc5
Schränkt die weißen Figurn weiter ein..
19...Lc8
20.a6
Transformation unter Ausnutzung mehrerer Stellungsaspekte - Le4 röngt die lange Diagonale, droht mittels Lxc6 einen Doppelangriff, der einzige Verteidiger von c6 ist Se5, der seinerseits angegriffen ist
20...b6
Transformation mit Angriff auf Sc5
21.f4
Gegenangriff
21...bxc5
22.fxe5
Tb8
23.exf6
Kf7
Prophylaktisch gegen Drohung f7+ gerichtet und bringt seinerseits Te8 als Drohung ins Spiel
24.Tg1
Die Drohung Te8 wird mit der Gegendrohung Tg7+ pariert (Nutzt die gefährliche Konstellation der schwarzen Figuren auf der siebten Reihe zum Spießmotiv aus)
24...Te8
25.Tg7+
Kf8
26.Txc7
Txe4+
27.Kf2
Lxh3
28.Txh7
Doppelschlag! Droht Lxh3 und droht zugleich den Spieß Th8+. Obelix gibt auf (Lag: Av=0.38s, max=0.9s) 1-0
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(21) Obelix (1990) - Guest440791 [A00]
Freundschaftspartie, 5m Café, 13.12.2011
[Karcher,Patrick]
1.g4
Aha, der Kommandeur beordert seinen Infanteristen auf der e-Linie nach vorne. e5 ist ungedeckt, das Feld f4 wird kontrolliert.
1...e5
Aha, der Kommandeur beordert seinen Infanteristen auf der e-Linie nach vorne. e5 ist ungedeckt, das Feld f4 wird kontrolliert.
2.e4
Was hat mich geritten diese Transformation in eine schlechte Stellung zu spielen? Vermutlich der Versuch der Stellung einen geschlossen Charakter zu geben und die irreale Idee eine stabile positionelle Aufstellung mittels Lg2, Se2-g3-f5 zu finden. Ein Traumgebilde, das an den realen Stellungsanforderungen total vorbei ging. Mitunter gespielt unter der Erfahrung, damit gegen schlechtere Gegner erfolge zu erzielen. Und unter dem Eindruck in normalem Spiel keine Chance zu haben. D.h. in der vagen Hoffnung, dass es durch ein unkonventionelles Spiel besser laufen könnte. Schauen wir uns die Reaktion des schwarzen darauf an!
2...Sf6
Die Kavallerie gabelt die beiden Infanteristen auf g4 und e4
3.Sc3
d5
Transformation mit Angriff auf e4 und Öffnung der Lc8-Diagonalen mit Angriff auf g4. Jetzt ist guter Rat für Weiß bereits teuer, und das nach gerade einmal drei Zügen!
4.exd5
Lc5
5.Sa4
Der irreale Versuch aktiv vorzugehen. Stellt allerdings nur den Sa4 inaktiv. [ 5.h3
ist vermutlich noch am stärksten]
5...Lxg4
Gegenangriff und gewinnt nebenbei den Bauern zurück
6.Le2
Dxd5
Stellt die schwarze Dame aktiv und nutzt die Schwächung auf der langen Diagonalen aus
7.Sf3
Versuch der Verstellung und zeitgleichen Entwicklung
7...e4
Wieder aktives Spiel mit Angriff, keine Sekunde Zeit für Weiß aufzuatmen und seine Streitkräfte zu konsolidieren
8.Sg1
Lxf2+
Einschlag coming as a suprise. Ist aber logisch, schließlich liegt e4-e3 in der Luft und kann so noch schöner gespielt werden
9.Kxf2
e3+
10.dxe3
Dxh1
11.Lxg4
Dxh2+
12.Kf1
Se4!
Ein sehr starker Zug! Schwarz spielt wieder die aktiveste Variante, stellt dem weißen konkrete Probleme und schert sich nicht um die eigene Entwicklung! Schauen wir uns das entstande Muster an. Der weiße Monarch hat nur das Feld e1 und ist zudem an die Deckung von Sg1 gebunden. Es droht Sg3+ und ganz nebenbei Df2 Matt
13.Sh3
Wertvolle Zeit verstreicht um einen rettenden Zug zu finden. Trotz der materiellen Verhältnisse, ist die weiße Stellung völlig hoffnungslos. Die weißen Figuren stehen willkürlich, der König steht völlig entblößt. Die beiden schwarzen Angriffsfiguren Dame und Springer - ohnehin ein sehr starkes Paar - wirken hier optimal zusammen und verhindern jegliche weiße Konsolidierung. Gibt es weiße Gegenchancen? Das Feld d7 ist zuverlässig gedeckt. Könnte Weiß die Damen tauschen, könnte wieder Hoffnung aufkeimen, doch wie nur?!
13...Sc6
14.Df3
Sg3+
15.Ke1
h5
Transformation mit Einschränkung des weißen Läufers
16.Lf5
Se5
Schwarz macht weiter Druck, die Lage wird immer bedrohlich. In aller Not sucht Weiß vergeblich Hoffnung in einem Gegenangriff und übersieht...
17.Dxb7
Schwarz macht weiter Druck, die Lage wird immer bedrohlich. In aller Not sucht Weiß vergeblich Hoffnung in einem Gegenangriff und übersieht...
17...De2#
Transformation mit Einschränkung des weißen Läufers 0-1
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Literatur:
Eine ausführliche Beschreibung von "Transformationen" finden Sie in "Schach für Zebras
" (J. Rowson)
Mehr zum Thema "Einschränkung" in "Stellungsbeurteilung und Plan" (Anatoli Karpow, Anatoli Mazukewitsch)
Die anderen Inhalte dieser Lektion sind eine Zusammenfassung des allgemeinen Schachwissens
Disclaimer:
Diese Übung richtet sich insbesondere an Spieler mit einer Spielstärke unter 2000 DWZ.
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