2 800 000 Stellungen prüft
das Rechenungeheuer pro Sekunde. Der Mensch bringt es auf höchstens
drei oder vier. Dennoch ertrotzten die stärksten Großmeister bei
den Frankfurt Chess Classic ein 5:5 gegen das weltbeste Programm, Fritz on
Primergy. Dem Duell mit der Maschine verweigerte sich lediglich der
Weltranglistenerste Garri Kasparow, der sich die vage Chance auf ein
Millionen-Match bewahren wollte. Die Firma Chessbase nahm es gelassen.
Damit haben wir für 2001 ein sehr großes Ziel, das wir
anstreben. Ein Duell gegen Garri Kasparow ist der Traum", bekannte Mathias
Feist.
Überraschend hielt Fritz on
Primergy den als Computer-Spezialisten gefürchteten Viswanathan Anand
nieder. Mit 0,5:1,5 verlor auch Alexander Morosewitsch. Niederlagen in gleicher
Höhe setzte es für das Programm gegen Wladimir Kramnik und Peter
Leko. Der Rechner kam im Vergleich mit Alexej Schirow zu einem 1:1. Dabei
ergötzte sich das Chessbase-Team an der eigenen Niederlage. Von
der ersten Schirow-Partie bin ich total begeistert. Vor allem aber die
Partieanlage von Leko war sehr beeindruckend. Die zeigte deutlich, wozu Menschen
in der Lage sind", schwärmte Feist.
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Shirov,A - Fritz Frankfurt[C99]
Frankfurt, 22.06.2000
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3
0-0 9.h3 Sa5 10.Lc2 c5 11.d4 Im Gegensatz zu den meisten Großmeistern
verzichtet Schirow auf eine Computer-Strategie in der Eröffnung und
spielt ganz normal Spanisch. 11..cxd4 12.cxd4 Dc7 13.Sbd2 Sc6 14.Sb3 a5
15.Le3 a4 16.Sbd2 Ld7 17.a3 Tfe8 18.Ld3 Db7 19.De2 exd4 20.Sxd4 d5 21.Sxc6
Lxc6 22.e5 Se4 23.Ld4 Sg5 24.Sf3 Se4 25.Sd2 Sg5 26.Tec1 Se6 27.Sf3 Ld7 28.Le3
b4 29.Sd4 Sc5 30.Lf5! Opfert die Qualität für Angriffschancen.
30..Lxf5 31.Sxf5 Sb3 32.Dg4 g6 33.Sh6+ Kg7 34.Df4 Ld8 35.Sg4 Nun
fühlen sich beide Seiten wohl: Schirow, weil er mit der Attacke in seinem
Element ist; Fritz on Primergy, weil Schwarz Material gewinnt. 35..bxa3
36.bxa3 Sxa1 37.Txa1 Ta6 38.Td1 Db3 39.Tc1 g5? Ein Zug, den ein Mensch
nur bei äußerster Gefahr machen würde. Das Programm
überschätzt seine Stellung. 40.Df5 Dxa3 41.Tc8 Nach
diesem Zug wusste ich, dass der Angriff durchschlägt", erklärte
Schirow. 41..Da1+ 42.Kh2 h5 43.Txd8! Txd8 44.Sf6 Dc3 45.Lxg5 Kf8 46.f4
h4 47.Lxh4 Da5 Erst jetzt schwant Fritz on Primergy bei seiner
Stellungsbewertung, dass Weiß trotz der zwei Minusqualitäten
überlegen steht. Doch zu spät. 48.Dh7 Ke7 49.Sg4+ Ke8 50.Dg8+
Kd7 51.Dxf7+ Kc6 52.e6 Tda8 53.e7 Kc5 54.Lf2+ Kc4 55.e8D Txe8 56.Dxe8 Kb3
57.De2 Tc6 58.Dd1+ Tc2 59.Se3 Dd2
1-0
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Auch gegen Kramnik verschwand der
Angriff des Gegners hinter dem Rechenhorizont des Programms, das in
Gewinnstellung und auf Grund zu großer Materialgier erneut zu spät
bemerkte, was drohte.
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Fritz Frankfurt - Kramnik,V [A27]
Frankfurt, 18.06.2000
1.c4 e5 2.Sc3 Sc6 3.Sf3 f5 4.d4 e4 5.Sg5 Lb4 6.Sh3 Sf6 7.e3 Lxc3+ 8.bxc3
d6 9.Sf4 0-0 10.h4 De7 11.c5 Sd8 12.Db3+ Se6 13.Lc4 Te8 14.La3 Kh8 15.Lxe6
Lxe6 16.Dxb7 d5 17.Tb1 Lf7 18.Tb3 Tec8 19.c6 Dd8 20.Da6 Sh5 21.Sxh5 Lxh5
22.Tb7 Df6 23.0-0 h6 24.Lc5 Kh7 25.Lxa7 Dxh4 26.Tfb1 Lf3 27.Df1 Te8 28.Lb8
Taxb8 29.Txb8 Te6 30.Tf8 Tg6 31.Txf5 Txg2+ 32.Dxg2 Lxg2 33.Kxg2
0-1
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