Startseite Rochade Kuppenheim

Renaissance zurück zum Menschen

Spielen mit Programm Fritz 7 wird eher zweitrangig

von Hartmut Metz, 18. November 2001

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Großmeister werden immer jünger. Mit 13 Jahren sind Knaben heutzutage schon in der Lage, Normen für den höchsten Titel zu erringen. Erst zehn Jahre alt ist Fritz - und schon stark genug, um Weltmeister Wladimir Kramnik im Frühjahr herausfordern zu dürfen. 1991 stieß die Hamburger Softwareschmiede Chessbase mit dem Schachprogramm in eine Marktnische vor, die sie mittlerweile deutlich beherrscht.

   Der Grund sind Innovationen, mit denen das Team um Matthias Wüllenweber der Konkurrenz stets um einen Schritt voraus ist. Nicht anders verhält es sich mit dem vor kurzem erschienenen Fritz 7. Das Programm für 99,90 Mark ist nach Angaben von Chessbase-Chef Matthias Wüllenweber etwa 40 Ratingpunkte besser als die Vorgängerversion. Umso beachtlicher, da sich dies auf Deep Fritz und nicht das etwas ältere Fritz 6 bezieht! Deep Fritz führt schließlich mit einer Rating von 2 726 die schwedische Computer-Weltrangliste an. Frans Morsch programmierte "sein Kind" so, dass es mehr auf Königssicherheit achtet und sich auch im positionellen Bereich verbesserte.

   Außer ein paar nützlichen neuen Funktionen wie dem Fischer-Uhr-Modus oder einfacheren Analyse- und Kommentierungsmöglichkeiten besticht Fritz 7 vor allem durch seinen Online-Server. "Lag vor sechs, sieben Jahren noch das Augenmerk auf dem Spiel gegen Fritz, geht die Tendenz jetzt zurück zum menschlichen Gegner", weiß Wüllenweber und nennt auch gleich den Grund für die Renaissance bei all denen, die nicht in den Schachklub gehen wollen oder können: "Das Internet beschafft die Gegner."

   Schach-Server gab es schon vor Fritz 7 zuhauf. Das Chessbase-Angebot, für das nach dem Kauf des Programms und der kurzen Anmeldung nur noch die üblichen Online-Gebühren des eigenen Providers anfallen, bietet aber weitere Vorzüge: Gefallen finden hunderte Spieler, die sich am Abend tummeln, zum Beispiel daran, sich die Distanz zum Wohnort des Kontrahenten ermitteln und den Wohnort auf einer Karte anzeigen zu lassen. Meist sind auch mehr Informationen über den Mitspieler zu erhalten, so er sie zusammen mit einem Foto zur Verfügung stellt.

   In den verschiedenen Spielräumen tummeln sich bereits einige Großmeister, allen voran der Mannheimer Internet-Weltmeister Roland Schmaltz alias "Hawkeye". Er hat dort in seiner Domäne "Bullet" (Partien mit weniger als drei Minuten Bedenkzeit) die ersten 100 Partien gewonnen! Das "Habichtauge" läuft bei Chessbase keine Gefahr, von Patzern geschlagen zu werden, die Computer zur Hilfe einsetzen. Bei Auffälligkeiten werden die Partien der Teilnehmer mit Programmen kontrolliert und sie gegebenenfalls gesperrt. "Wir haben schon etwa 20 Accounts gelöscht", berichtet Wüllenweber von immer wiederkehrenden Versuchen, sich eine bessere Wertungszahl zu erschwindeln. Wer dennoch nicht auf den Einsatz seines Programms verzichten möchte, kann dies im "Zentaur"-Spielsaal ungestraft gegen Gleichgesinnte tun. "Die Leute haben Blut geleckt", zeigt sich Software-Guru Wüllenweber davon überzeugt, dass Chessbase einen neuen Markt erschlossen hat, der die Kunden an die Firma bindet - selbst wenn sie kaum noch gegen Fritz 7 spielen ...

   Mangels aktueller Turnierpartien des neuen Programms nachstehend eine beeindruckende Partie des Vorgängermodells Deep Fritz, in dem es im Januar in Cadaqués Weltmeister Shredder schlug.

 










W: Deep Fritz S: Shredder 5

 

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 c5 5.g3 0-0 6.Lg2 d6 7.0-0 Lxc3 8.bxc3 De7 9.Sd2 e5 10.Te1 Sbd7 11.Dc2 Tb8 12.Dd3 b6 13.Tb1 Lb7 14.d5 Sg4 15.e4 Tfc8 16.Sf3 h6 17.Sh4 Ta8 18.Sf5 Df8  Bisher agierte Shredder ziemlich planlos, während Deep Fritz sehr gut mit der für Computer eher schwierig zu behandelnden Stellung zurechtkam und beispielsweise seinen Springer auf dem neuralgischen Feld f5 postierte. 19.Tb2 Sgf6 20.Lh3 Te8 21.Le3 La6 22.Teb1 Tac8 23.g4 Tc7 24.g5 hxg5 25.Lxg5 Sh5 26.Df3 Sf4 27.Kh1 Sg6 28.Tg1 Lc8 29.Lg4 La6 30.h4 Sb8 31.h5 Weiß verstärkt gekonnt den Druck auf g7, ohne sich um den unbedeutenden Bauern auf c4 zu kümmern.  31...Sf4 32.Lxf4 exf4 33.Dxf4 Tce7 34.Lf3! Ein bemerkenswerter Zug für ein Programm. Völlig ungierig lässt es die Qualität auf e7 stehen und setzt den Angriff fort. 34...f6 35.Tg6 Lc8 36.Sxd6 Td8 37.h6 Lh3 38.Tb1 Tc7 39.hxg7 Txg7 40.Tbg1 Tdd7 41.Dh6 Schwarz verliert weiteres Material. 1-0

vorherige Meko Meko-Übersicht nächste Meko