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Elisabeth Pähtz geht vorher zum Friseur

„Duell der Grazien" bei den Chess Classic Mainz / Weltmeister Ponomarjow fordert Vorgänger Anand

von Hartmut Metz, Juli 2002

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   Sportlich besteht kein Zweifel an dem Hit: FIDE-Weltmeister Ruslan Ponomarjow fordert seinen Vorgänger Viswanathan Anand - und nicht umgekehrt. Der Inder ist bei seinem Lieblingsturnier, den Chess Classic Mainz (CCM), klarer Favorit. Während der Ukrainer im Schnellschach bisher keine Bäume ausriss, gewann der "Tiger von Madras" zuletzt das Superturnier in Prag. Dort war die komplette Weltelite versammelt - bis eben auf Ponomarjow, was wiederum den Wettkampf über acht Partien vom 16. bis 18. August (täglich ab 18.30 Uhr) in der Rheingoldhalle besonders interessant macht. Der 18-Jährige aus Kramatorsk wird bemüht sein, sich nicht vom inoffiziellen Schnellschach-Weltmeister und Träger des schwarzen Jacketts, das jeder Gesamtsieger bei den Chess Classic erhält, vorführen zu lassen.

 

Chess Classic Mainz 2001

Viswanathan Anand (links) gilt wie im Vorjahr als Favorit gegen den Weltmeister, der diesmal in Mainz Ruslan Ponomarjow heißt. Foto: Kassel

 

   Ponomarjow und der Weltranglistendritte Anand sind auch noch bei weiteren Wettbewerben im Congress Center Mainz tätig: Der FIDE-Weltmeister gibt am 14. August um 16 Uhr ein Simultan an 40 Brettern. Der Ex-Weltmeister vom Subkontinent wird tags darauf um 18.30 Uhr ein Handicap-Match gegen Jens Beutel bestreiten. Der Oberbürgermeister von Mainz spielte einst in der Oberliga und kann mit einem leistungsstarken Computer an seiner Seite durchaus Computer-Experte Anand gefährden. Der in Spanien lebende 32-jährige CCM-Titelverteidiger bekommt ein schwächeres Gerät an seine Seite. Einen ähnlichen Wettkampf mit Programmen bestreitet der Weltranglisten-16. Peter Swidler gegen einen Prominenten, der derzeit noch geheim gehalten wird. Weniger Top Secret ist, dass die Software auf beiden Seiten von der Hamburger Firma ChessBase stammt, die schon seit Jahren große Auftritte mit ihren Produkten bei den Chess Classic hatte. Das bekannte "Fritz" trumpfte bereits gegen die Weltklasse auf. Im Vorjahr spielte "Pocket Fritz" gegen den Ungarn Peter Leko.

   Vor den Hauptveranstaltungen an den Abenden vom 15. bis 18. August messen sich mehrere hundert Spieler beim Chess960 Open - dort wird die Grundstellung der Figuren vor jeder Partie ausgelost - und dem Ordix Open. Letzteres ist das weltweit am besten besetzte offene Schnellschach-Turnier. Insgesamt gibt es dabei 30.000 Euro an Preisgeldern zu gewinnen.

   Ein besonderer Leckerbissen findet gleichzeitig zum "Duell der Weltmeister" statt: Hans-Walter Schmitt verpflichtete - trotz Judit Polgar - mit Alexandra Kostenjuk die vermutlich derzeit populärste Schachspielerin. Außerdem gewährt er auf der großen Bühne mit den Champions der deutschen Nachwuchshoffnung Elisabeth Pähtz eine einmalige Bewährungschance: Die 17-jährige WM-Achtelfinalistin aus Erfurt trifft im "Duell der Grazien" auf die 18-jährige Vizeweltmeisterin Alexandra Kostenjuk. Die Russin machte als "Anna Kurnikowa des Schachs" Schlagzeilen. Mit recht freizügigen Fotos auf der Webseite des Schachweltverbandes FIDE war die "Lolita" bereits vor der WM im Dezember in den Blickpunkt gerückt. Auch in mehreren deutschen Gazetten - von Sport-Bild über Spiegel und Bunte bis hin zu Fit for Fun - fand Kostenjuk Anklang. Die gewiss nicht minder adrette Elisabeth Pähtz kontert aber gewohnt kühl und mit spitzer Zunge: "Mit viel Schminke kann man jede hübsch machen." Vorsichtshalber will sie aber vor dem Match über acht Schnellschach-Partien "zum Friseur gehen". Und dass sie in Mainz am Brett gut aussieht, glaubt die Kerstlebenerin fest, "sofern ich nach der schlechten EM in Bulgarien wieder meine Form finde. Seit wir mit zehn Jahren erstmals aufeinander prallten, sind wir Erzrivalinnen. Bisher führe ich gegen Kostenjuk mit 3,5:2,5 Punkten!"

 

Elisabeth Pähtz will in Mainz nicht schlechter als Alexandra Kostenjuk aussehen (Fotos pr):

Elisabeth Pähtz

 

Elisabeth Pähtz

 

Elisabeth Pähtz

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