Stahlkocher wahren TraditionSchach-Festival in Wijk aan Zee zieht alljährlich 1.500 Teilnehmer anvon FM Hartmut Metz, 18. Januar 2003 |
Die meisten Schachturniere kommen und gehen. Oft sind sie eng mit einem Sponsor verknüpft. Verliert dieser die Lust oder geht ihm das Geld aus, ist es meist auch rasch schlecht um das Turnier bestellt. Es gibt nur wenige Ausnahmen wie Hastings und Wijk aan Zee. Im englischen Seebad, wo Wilhelm der Eroberer 1066 landete und von dort seine Herrschaft über die Insel ausbaute, treffen sich die Denkstrategen seit 1895.
Während auf dem ins Meer hineinragenden Pier zu Hastings der Glanz im vergangenen Jahrzehnt schwand, zählt Wijk aan Zee zu den alljährlichen Höhepunkten in der Schachwelt. Nachdem die Firma Hoogovens mit einem britischen Stahlkocher fusionierte, stand das Schachfestival auch zur Disposition. Doch das Nachfolgeunternehmen von "Hochofen", Corus, verlängerte den Kontrakt mit dem Mekka des königlichen Spiels, zu dem alljährlich rund 1 500 Teilnehmer pilgern.
Das höchste der Turniere ist die Großmeister-Gruppe A, in der sich wieder fast die komplette Weltelite versammelte. Nur Garri Kasparow, Peter Leko und Michael Adams fehlen heuer in dem 14-köpfigen Feld. Nach vier Runden führte ausgerechnet die einzige Frau: Judit Polgar schlug die Altmeister Anatoli Karpow und Jan Timman (beide Jahrgang 1951), die sich 1993 im WM-Finale des Weltverbandes FIDE gegenübersaßen. Die Ungarin, die in der Weltrangliste erstmals die magische Grenze von 2700 Elo-Punkten durchbrach und damit bei den Männern auf Platz 13 vorrückte, lag mit 3:1 Zählern einen halben Punkt vor den Verfolgern.
Zum Auftakt bezwang Ex-Weltmeister Karpow den Baden-Ooser Bundesligaspieler Michal Krasenkow (Polen) mit einem sehenswerten Schlusszug.
Michal Krasenkow
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W: Krasenkow S: Karpow
1.Sf3 Sf6 2.d4 e6 3.c4 b6 4.Sc3 Lb7 5.a3 d5 6.cxd5 Sxd5 7.Dc2 Sxc3 8.bxc3 Sd7 9.e4 c5 10.Lf4 Le7 11.d5 exd5 12.exd5 0-0 [ 12...Lxd5?! 13.0-0-0 Lxf3 ( 13...Le6 14.Lb5 ( 14.La6?! gewinnt zwar die Qualität, aber gibt Schwarz bessere Chancen. 14...0-0 15.Lb7 führt zu zweischneidigem Spiel.) 14...a6 15.Lxd7+ Lxd7 16.Se5 Ta7 17.Sc6 Lxc6 18.Txd8+ Kxd8 19.Td1+ ist für Schwarz unersprießlich.) 14.gxf3 a6 15.Lh3 Ta7 16.The1 0-0 17.Df5 g6 18.Dd5 Sf6 19.Dg5 De8 20.Txe7 Txe7 21.Dxf6 Te1 22.Lh6 Txd1+ 23.Kxd1 Dd8+ 24.Dxd8 Txd8+ 25.Kc2 ist für Weiß vorteilhaft.] 13.Td1 Te8 14.Le2 c4!? 15.0-0 Lxa3 16.Lxc4 Df6 17.Sg5!? [ 17.Lg3 ist solider.] 17...Sf8 Karpow scheut zurecht die Verwicklungen nach [ 17...Dxf4 18.Dxh7+ Kf8 19.Dh8+ Ke7 20.Tfe1+ Se5 21.Dxg7 Ld6 22.Sxf7! Tg8 23.Txe5+ Lxe5 24.Dxe5+ Dxe5 25.Sxe5 und die vielen weißen Bauern machen das Rennen.] 18.g3 h6 19.Se4 Df5 20.f3 Sg6 21.Lc7!? Tac8 22.Lb5 Txc7! [ Im Falle von 22...Tf8? gewinnt Krasenkow mitten auf dem Brett die Dame durch 23.g4! ] 23.Lxe8 Lxd5 Für die Qualität hat Schwarz nur einen Bauern. Trotzdem steht er nicht schlechter angesichts der relativ offenen weißen Königsstellung. 24.Sf6+? Der Anziehende ist bestrebt, das gegnerische Läuferpaar zu halbieren, verliert dadurch aber einen Bauern. [ 24.La4 Le7 25.Lb3 Lb7 ist besser und führt zu gleichem Spiel.] 24...Dxf6 25.Txd5 Txc3 26.De4? [ 26.Dd1 ist Pflicht. Nun gewinnt Karpow auf hübsche Art und Weise.] 26...Lc5+ 27.Kg2 Te3 28.Da4 Te2+ 29.Kh1 29...Te1! [ 29...Te1 Der Turm ist tabu: 30.Txe1 ( 30.Td1 Dxf3# matt) 30...Dxf3# matt.] 0-1 |
SchachlektüreBobby Fischer, "Meine 60 denkwürdigen Partien", überarbeitete Neuauflage, Schachzentrale Rattmann, 27,90 Euro. Einer der Klassiker unter den Schachbüchern erfuhr eine Neuauflage. Diese ist in der Gestaltung wie vom Inhalt her noch gelungener als das Original! Matthias Vettel überarbeitete das 339 Seiten starke Werk. Der Internationale Meister Sergei Galdunts sorgte in Fußnoten für analytische Ergänzungen der 60 Fischer-Partien aus den Jahren 1957 bis 1967. Dabei berücksichtigte er auch Kommentare von Robert Hübner und anderen Könnern. |
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