Startseite Rochade Kuppenheim

Hübner schüttelt nur den Kopf

Im Oberhaus kann niemand Anand das Wasser reichen

von FM Hartmut Metz, 5. April 2003

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Der Schachclub Baden-Oos hat eine exzellente Saison hinter sich. Die Damen wurden nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga auf Anhieb deutscher Meister, und die Herren gewannen den deutschen Pokal. Lediglich das Debüt im Oberhaus der Männer missriet etwas. Nicht nur die leisen Titelhoffnungen erfüllten sich nicht - am Schluss stand lediglich Platz acht zu Buche. Rang fünf hätte es laut der Zielsetzung vor der Saison, die Vorsitzender Jürgen Gersinska ausgab, aber mindestens für den Aufsteiger sein sollen.

   Die Gründe sind rasch gefunden: An den vorderen Brettern punkteten die Ausnahmekönner, auch hinten haperte es kaum. Nur die Mittelachse enttäuschte - insbesondere im Vergleich mit Topteams wie Titelverteidiger Lübeck oder Vizemeister Köln-Porz. Bis auf Rustem Dautov holte kein Ooser eine positive Bilanz. Für den ehemaligen Godesberger Spitzenspieler sind aber auch 8:7 Punkte eine Enttäuschung, da der Nationalspieler früher schon weiter vorne als an Brett drei mehr Bundesliga-Siege landete. Das gilt insbesondere auch für Robert Hübner. Das vieljährige deutsche Aushängeschild gewann lediglich eine von 14 Partien! Zwölf oft sehr kurze Remis und eine Niederlage sind für eine Koryphäe wie ihn indiskutabel. Symptomatisch seine einzige Schlappe am vergangenen Samstag gegen seinen ehemaligen Porzer Mannschaftskameraden Rafael Waganjan.

 

Robert Hübner

Robert Hübner

 










W: Hübner S: Waganjan

 

1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Le7 4.Lf4 Sf6 5.e3 0-0 6.Sf3 Sbd7 7.Le2 dxc4 8.Lxc4 Sb6 9.Ld3 Sbd5 10.Le5 b6 11.0-0 Sxc3 12.bxc3 Lb7 13.a4 Ld6 14.Lxd6 cxd6 15.a5 bxa5 16.Da4 Tc8 17.Tfc1 e5 18.Le2 Sd5 19.c4 Sb6 20.Dxa5 Lxf3 21.Lxf3 exd4 22.exd4 Sxc4 23.Dxd8 Tfxd8 24.Txa7 Sd2 25.Tca1 Sxf3+ 26.gxf3 g6 27.Tb7 Ta8 28.Tc1 Ta5 29.Tcc7 Tf5 30.Td7 Txd7 31.Txd7 Td5 32.f4 Kg7 33.Kg2 Kf6 34.Kf3 Txd4 35.h4 Ke6 36.Ta7 Td3+ 37.Kg2 Td5 38.Kg3 h5 39.f3 Tc5 40.Ta6 Tb5 41.Kf2 Tb2+ 42.Kg3 Td2 43.Tb6 Ta2 44.Tb1 Ta4 45.Tb6 Tc4 46.Ta6 Kd7 47.Ta7+ Tc7 48.Ta5 Ke6 49.Tb5 Ta7 50.Tb1 Ta6 51.Te1+ Kf6 52.Td1 Tc6 53.Td2 Kg7 54.Td1 f6 55.f5 g5 56.Te1 Tc3 57.Te7+ Kf8 58.Th7 g4 Hübner hatte hier geplant, sich mit Txh5 zu befreien. Doch stattdessen gab er kopfschüttelnd auf. Warum? [ 58...g4 59.Txh5 Kg7!! Sperrt den Turm ein! 60.Kxg4 Das Schlagen mit dem gefesselten Bauern geht leider nicht. 60...Tc8 61.Kf4 Te8 62.Kg4 d5 und der Bauer läuft zur Dame.] 0-1

 

   Auf nur einen Sieg kam auch Fabian Döttling mit 6:7 Punkten. Nach katastrophalem Start steigerte sich wenigstens Andreas Schenk. Der Bühlertäler verlor nach den drei Niederlagen und drei Remis zum Saisonauftakt kein Spiel mehr und hangelte sich noch auf 7:7 Zähler hoch! Mit den 6,5:6,5 kann auch Philipp Schlosser nicht zufrieden sein. Der erfolgreiche Schachtrainer hatte einst bei Passau am ersten Brett für Furore gesorgt und dort sein Ergebnis in der Waage gehalten.

   Bleiben die Aktivposten an den zwei letzten Positionen: Roland Schmaltz (8:4) und Ludger Keitlinghaus (7,5:4,5). Und nicht zu vergessen die ungeschlagen gebliebene Spitze! Michal Krasenkow bestätigte mit 5:3 Punkten seine Zugehörigkeit zur Weltklasse. Viswanathan Anand bewies bei seinen sieben Einsätzen, dass ihm in der Bundesliga keiner das Wasser reichen kann. Fünf Siege und zwei Remis gegen starke Gegner sind sensationell und bescheren dem indischen Weltranglistendritten ein dickes Plus in den Rankings. Bleibt Peter Swidler. Auch der mehrfache russische Landesmeister darf mit 7,5:4,5 Zählern sehr zufrieden sein. Gegen den Porzer Ivan Sokolov spielte die Ooser Nummer zwei eine tolle Partie, auch wenn sie Swidler letztlich nur remisierte.

 

Peter Swidler

Peter Swidler

   










W: Swidler S: Sokolov

 

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Sb8 10.d4 Sbd7 11.Sbd2 Lb7 12.Lc2 c5 13.Sf1 Te8 14.d5 g6 15.b3 Sb6 16.Se3 Lc8 17.a4 Ld7 18.a5 Sc8 19.b4 c4 Verlagert das Kampfgeschehen ganz auf den Königsflügel. Mit [ 19...Lf8 hätte Schwarz die Spannung am Damenflügel noch aufrechterhalten können. ] 20.g4 h5 21.Sh2 hxg4 22.hxg4 Sh7 23.Kg2 Lg5 24.Th1 Df6 25.Ld2 Se7 26.De2 Kg7 27.Tag1 Th8 28.Kf1 Lf4 [ 28...Tag8!? ist eine Alternative, um das folgende Opfer zu verhindern. 29.Sf3 Kf8 30.Txh7 Txh7 31.Sxg5 Dxg5 32.Sf5 Df6 33.Lh6+ Txh6 34.g5 gxf5 35.gxf6 Txg1+ 36.Kxg1 Txf6 37.De3 fxe4 38.Lxe4 Ke8 39.Db6 Lc8 bringt Weiß trotz der gewonnenen Dame nicht weiter.] 29.Sf5+! Ein prächtiges Opfer, das Sokolov in Zeitnot vor große praktische Probleme stellt. 29...gxf5 30.gxf5+ Kf8 31.Sg4 Dg7 32.Th6!? Der überraschende Zug stiftet weiter Verwirrung. Der Läufer darf natürlich den Turm wegen des Damenverlusts nicht nehmen. 32...f6 33.Lxf4 exf4 34.e5!? dxe5 [ 34...Sg8!? 35.Tg6! De7 36.e6 Le8 37.Th1! lässt Schwarz im eigenen Saft schmoren. Sokolov könnte sich danach kaum mehr rühren, weil das Schlagen auf g6 Material kostet.] 35.d6 Sxf5 36.Sxe5 Dxh6? [ 36...Sg3+! ist die einzige Verteidigung. 37.Txg3 fxg3 38.Sg6+ Kg8 39.Se7+ Kf8 ( 39...Kf7 40.Dh5+ Kf8 41.Sg6+ Kg8 42.Dd5+ Df7 43.Dxa8+ ) 40.Sg6+ mit Remis durch Zugwiederholung.] 37.Sxd7+ Kf7 38.Lxf5 Tae8 39.Df3 Sg5 40.Db7 Das hielt Swidler später in der Analyse für falsch. Der Zug gewinnt aber ebenso wie das von dem Russen nach der Partie bevorzugte . [ 40.Dd5+ ] 40...Dh5 41.Lg4? Erst das erschwert den Gewinn. [ 41.Se5+! Kg8 42.d7 Td8 ( 42...Tf8 43.Le6+ Kg7 44.d8D+ ) 43.Dd5+ Kg7 44.Dd6! und wegen des drohenden Dameneinstiegs auf e7 gewinnt Swidler.] 41...Dh7 42.Se5+ Kf8 43.Sd7+ Kf7 Der Baden-Ooser nahm das Remisangebot nach langem Nachdenken und schon wieder knapp werdender Bedenkzeit an. Indes hätte er den Angriff abbrechen und nach dem Damentausch ein aussichtsreiches Endspiel anstreben können: [ 43...Kf7 44.Sc5+ Kf8 45.Dxh7! Txh7 46.Sxa6 Td8 47.d7 f3 48.Sc5 Ke7 49.Ke1 Th2 50.Lf5 Tdh8 51.a6 Ta8 52.Sb7! Thh8 53.Kd2 Sf7 ( 53...Txa6? 54.Te1+ Kf7 55.d8D Txd8+ 56.Sxd8+ ) 54.Sc5 Sg5 55.Ke3 Ta7 56.Te1 Taa8 57.Kf4+ Kd6 58.Lg6 Thb8 59.Te8 Kc7 60.Kf5 ] 1/2-1/2

vorherige Meko Meko-Übersicht nächste Meko