Gut für Weßbechers VisitenkarteDurmersheimer Landesligaspieler neuer badischer Jungsenioren-Meistervon FM Hartmut Metz, 9. Mai 2003 |
"Ein badischer Titel macht sich ganz gut auf der Visitenkarte", ulkt Hubert Weßbecher. Beim 76. Badischen Schachkongress in Karlsruhe sorgte der Durmersheimer Landesliga-Spieler dafür, dass sich seine Visitenkarte künftig besser liest: Unter der Berufsbezeichnung "Schachlehrer" darf nun der Vermerk "Badischer Jungsenioren-Meister 2003" stehen. Nach einer unnötigen Niederlage in Runde drei des Wettbewerbs für über 40-Jährige startete Weßbecher eine Siegesserie mit fünf Erfolgen, darunter auch gegen den klaren Favoriten, den für die Karlsruher SF spielenden Kuppenheimer Rudi Müller. So reichte Weßbecher in der Schlussrunde ein Remis. Mit 7,5 Punkten landete er einen halben Zähler vor Müller und einen ganzen vor dem Hockenheimer Manfred Werk.
Weßbecher sieht sich mit seinem Projekt, als Schachtrainer an Schulen zu arbeiten, "etwas hinter meinen Planungen". Der 48-Jährige überarbeitet momentan sein Konzept, weshalb er im zweiten Schulhalbjahr keine neuen Kurse beginnen konnte. Ab September sollen aber nochmals vier Schulen hinzukommen. An weiteren drei Schulen werden die Anfängerkurse mit Kursen für Fortgeschrittene ergänzt. "Mit dem neuen Schuljahr werde ich, was das Schulschach betrifft, zu etwa 85 bis 90 Prozent ausgebucht sein", schätzt Weßbecher. Der Durmersheimer lehrt auch in Jugendhäusern wie in Hügelsheim oder in Vereinen - beispielsweise beim Rössl Muggensturm - das königliche Spiel. Künftig erwägt Weßbecher auch bei der Kernzeitbetreuung aktiv zu werden. Es folgen zwei kommentierte Partien:
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W: Bayer S: Wessbecher
1.c4 g6 2.g3 Lg7 3.Lg2 f5 Ich musste auf Gewinn spielen. Dafür ist der Holländer gut geeignet. 4.d4 Sf6 5.Sf3 0-0 6.Sc3 d6 7.0-0 De8 8.Db3 Kh8 Nimmt den König aus der Diagonalen. Im Leningrader System taucht der weißfeldrige Läufer oft auf der Diagonalen a2-g8 auf. Auf g8 hätte er dann ein sicheres Plätzchen. 9.d5 Sa6 10.Le3?! Verhindert sofortiges Sc5, aber glücklich steht der Springer hier nicht. 10...c5 Im Geiste des Benoni: Der Springer soll nach c7. Dort überdeckt er den schwachen Punkt e6 und unterstützt den Vorstoß b7-b5 (nach vorbereitenden Zügen wie Tb8, Ld7,a6). 11.dxc6? Gibt die Kontrolle über e6 auf und schenkt Schwarz ein starkes Zentrum. 11...bxc6 12.Da4 Sg4! Tauscht oder verjagt den Läufer. Der etwas wackelig stehende Springer auf a6 kann dann das Feld c5 betreten. 13.Sd4?! [ 13.Ld4 e5 ; 13.Ld2 Sc5 14.Dc2 und Schwarz kann nicht klagen.] 13...Sxe3 14.Lxc6? Verlockend, aber falsch. [ 14.fxe3 Tb8 ( 14...Sc5 15.Dxc6 Dxc6 16.Sxc6 Lxc3 17.bxc3 Lb7 18.Sxe7 Tae8 19.Lxb7 Txe7 20.Lf3 Txe3 ; 14...Sb8! Der Bauer c6 kann nicht gut genommen werden. 15.Lxc6 Sxc6 16.Dxc6 Dxc6 ( 16...Ld7 17.Dd5 Db8 ) 17.Sxc6 Lxc3 18.bxc3 Te8 19.Tab1 Ld7 20.Sd4 Teb8 21.Tb3 Kg7 22.Tfb1 Txb3 23.axb3 a5 24.b4 a4 25.b5 a3 26.Ta1 e5 27.Sc2 a2 28.Sb4 Le6 29.Txa2 Txa2 30.Sxa2 Lxc4 31.b6 La6 ) 15.Lxc6 Df7 16.Lb5 Sc5 ] 14...Sc5 15.Db5 [ 15.Da3 Ld7 16.Lxd7 Sxc4 ( 16...Dxd7 17.fxe3 Tab8 ) 17.Db4 Df7 18.Lb5 Sxb2 19.Tab1 a5 20.Dxb2 Lxd4 ] 15...La6! Diesen Zug habe ich erst nach Sa6-c5 gesehen. Er ist viel stärker als das ursprünglich geplante Ld7. Schwarz steht auf Gewinn. [ 15...Ld7 16.Lxd7 Sxd7 17.fxe3 Tb8 18.Da5 Txb2 19.Se6 ] 16.Lxe8 Lxb5 17.Sdxb5 Sxf1 18.Lc6 Tac8! Wickelt in ein einfach gewonnenes Endspiel ab! 19.Sxa7 Lxc3! Dezimiert die Figuren und zerstört die Hoffnung auf eine Bauernwalze am Damenflügel. 20.Sxc8 Txc8 21.bxc3 Txc6 22.Kxf1 Hier konnte man auch aufgeben - was erst 30 Züge später und 2 Züge vor dem Matt geschah. 22...Ta6 23.Kg2 Ta3 24.h4 Kg7 25.f3 Kf6 26.g4 Txc3 27.g5+ Kf7 28.Kg3 Se4+ Vielleicht Matt? 29.Kg2 kein Matt [ 29.Kf4 e5# ] 29...Sc5 30.Kg3 Txc4 31.a3 Ta4 32.Ta2 Se6 33.e3 Sc5 34.Kh3 Sd3 35.Kg3 Se5 36.Ta1 Sc4 37.h5 gxh5 38.Kh4 Se5+ 39.f4 Sc4 40.Kxh5 Sxe3 41.Te1 Txa3 42.Th1 Sg2 43.Kh6 Sxf4 44.Kxh7 Tg3 45.Kh6 d5 46.Th4 d4 47.g6+ Txg6+ 48.Kh7 Tg4 49.Th2 d3 50.Kh8 Tg7 51.Th6 Sg6+ 52.Txg6 Txg6 0-1 |
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W: Müller S: Weßbecher
1.e4 d5 2.e5? Schwarz spielt nun eine französische Stellung ohne französischen Läufer. 2...c5 3.f4 Sc6 4.Sf3 Lg4 5.Lb5?! [ 5.Le2 oder ; 5.h3 kommen eher in Betracht.] 5...Db6?! Befragt den guten weißen Läufer. Besser war e7-e6 und die Dame behält das Feld h4 im Auge. Wird der Springer nach Sg8-e7-f5 durch g2-g4 verdrängt, hat er auf h4 ein sicheres Plätzchen 6.Lxc6+?! So einfach sollte man seinen Läufer nicht hergeben. 6...bxc6?! Vorteil: Druck gegen b2 und d4. Nachteil: Der Doppelbauer auf der c-Linie. Auch die lange schwarze Rochade ist eher unwahrscheinlich geworden. [ Konsequent war 6...Dxc6 ] 7.Sc3 e6 8.h3 Lxf3 9.Dxf3 Se7 10.b3 Irgendwann muss sich Weiß um seinen b-Bauern kümmern. Erwartet hatte ich: [ 10.g4 h5 11.d3 hxg4 12.hxg4 Txh1+ 13.Dxh1 Sg6 ( 13...g5! ) 14.a3 Le7 Das ist eher Rudi Müllers Stil.] 10...Sf5 11.La3 Spielt gegen den Doppelbauern. Dieser Plan ist aber nicht durchzusetzen. 11...Sd4 12.Dd1 [ 12.Dd3 c4 13.bxc4 dxc4 verliert sofort] 12...Da6 Verhindert die Rochade 13.Sa4 Le7! 14.g3 Der Bauer ist nicht zu nehmen: [ 14.Sxc5?? Lh4+ 15.g3 Lxg3# ] 14...Db5 15.Lb2 0-0 [ Als Alternative kommt 15...Sf5 in Betracht. 16.Df3 Tb8 17.g4 Sh4 18.Df2 Der schwarze Läufer muss h4 und c5 bewachen. Nach Lb2-a3 hat Schwarz Probleme mit dem Bauern auf c5. Gelegentlich kann f4-f5 drohen. Nach beispielsweise 18...g6 ( Besser 18...Sg6 19.0-0-0 ) 19.La3 verbietet sich 19...d4 wegen 20.Sb2 nebst Sc4] 16.Lxd4 cxd4 Nun sind am Damenflügel die schwarzen Felder des Anziehenden schwach und der Königsflügel ist offen wie ein Scheunentor. Die weitere Reduzierung der Leichtfiguren kam mir daher entgegen. 17.De2 Tfc8 [ 17...La3! 18.Tb1 a6 ist noch stärker. Weiß kann die Damen nicht tauschen, da er sonst Material verliert.] 18.Sb2 La3 19.Sd1?! Db6 Möchte die Damen auf dem Brett lassen, aber [ 19...a6 20.Dxb5 cxb5 21.c3 dxc3 22.dxc3 b4 23.cxb4 Tc2 ist sehr gut für Schwarz.] 20.c4? Die Stellung öffnet sich, was Schwarz entgegenkommt. 20...dxc3 21.Sxc3 Td8 Soll den d-Bauern bei seinem gelegentlichen Vormarsch unterstützen. Weiß kann seine Stellung nur schwer verstärken. 22.Dd3 a6 23.Sa4 Da5 24.0-0 c5 25.Tf3 [ 25.f5 hätte hier wie im nächsten Zug noch versucht, Gegenspiel einzuleiten.] 25...Tac8 26.Sc3 Lb2? Ich wollte den Läufer aus dem Röntgenangriff von Dame und Turm nehmen und erst dann c4 spielen. Erste Konditionsprobleme bei leichter Zeitnot machten sich bemerkbar. Wir sind schließlich Jungsenioren!! [ 26...c4 27.bxc4 Txc4 ist klar besser] 27.Td1 c4 28.Dc2 La3 29.bxc4? Txc4 30.Db3 Tb4 31.Dc2 Tc8 Naheliegend, aber Tb2 ist stärker. 32.Dd3 Td4! 33.Dc2 [ 33.Dxd4?? verbietet sich natürlich wegen 33...Lc5 ] 33...Lb4 34.Tc1 Tdc4 35.Db1 Dc5+ 36.Kg2 d4 37.Se2 Lxd2 [ 37...Txc1 gewinnt keine Figur: 38.Sxc1! Dxc1 39.Dxb4 ] 38.Txc4 Dxc4 39.Dd3 Le3 40.Dxc4 Txc4 41.Tf1 Tc2 42.Kf3 Txa2 43.Td1 Ta4 [ 43...Ta3! gewinnt leichter: 44.Ke4 Lf2 45.Td3 Txd3 46.Kxd3 ] 44.Ke4 f5+ 45.exf6 gxf6 46.Tb1 [ Natürlich nicht 46.Sxd4 Txd4+ 47.Txd4 Lxd4 48.Kxd4 und das Bauernendspiel ist hoffnungslos. ] 46...Kf7 47.g4 d3+! Wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. [ Nach 47...f5+ 48.gxf5 exf5+ 49.Kxf5 d3 50.Tb7+ könnte Weiß vielleicht noch im Trüben fischen - gewonnen wäre die Stellung aber auch allemal.] 48.Kxe3 dxe2 49.Tb7+ Kg6 50.Kxe2 Txf4 51.Tb6 e5 52.Txa6 h5 53.gxh5+ Kxh5 Diese Stellung hatte ich nach 47...d3 im Kopf. Der weiße König ist von seinem h-Bauern abgeschnitten. Letzterer geht daher zwangsläufig verloren. 54.Ta8 Kh4 55.Th8+ Kg3 56.Th6 f5 57.Th5 Tf2+ 58.Ke1 Tf3 59.Ke2 e4 60.Th8 Kf4 61.h4 Th3 62.Kf2 e3+ Die schwarzen Bauern sind nicht mehr zu halten. Daher: 0-1 |
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