Die zweite Macht an der OosSchachfreunde schaffen in der Kreisklasse ein typisches SC-Ergebnisvon FM Hartmut Metz, 5. Juli 2003 |
Der Durchmarsch gelang, wie man es von Baden-Ooser Schachmannschaften in den vergangenen Jahren gewohnt ist: souverän und meist ohne Verlustpunkt. Die Rede ist aber diesmal nicht etwa vom "großen" SC Baden-Oos, der es dank des Sponsorings der börsennotierten Grenke Leasing AG bei den Herren binnen eines halben Jahrzehnts von einer abstiegsgefährdeten Landesliga-Truppe bis ins deutsche Oberhaus brachte und bei den Damen mittlerweile gar nationaler Titelträger ist. Die Schachfreunde Oos sind seit vergangenem Jahr der zweite Verein im Baden-Badener Stadtteil.
Die "kleinen" Ooser entstanden durch eine Abspaltung vom Schachclub. Der vieljährige SC-Chef und SC-Ehrenvorsitzende Reiner Jung, der sich rührig um alle Vereinsbelange gekümmert hatte, überwarf sich mit Geldgeber Wolfgang Grenke und seinen Gefolgsleuten. Es kam zum Bruch, der Bundesligist verlor ein rundes Dutzend Mitglieder, die die SF gründeten. Dass der neue Verein dank seines Potenzials nicht in der untersten Liga starten musste, erwies sich als richtige Entscheidung der Bezirksversammlung, die den Oosern das Startrecht in der Kreisklasse II gewährte. Auf Anhieb holte der Neuling dort den Titel.
Die Stützen der Schachfreunde Oos mit dem Vorsitzenden Reiner Jung (stehend, Zweiter von rechts) und SC-Gründungsmitglied Rudolf Jung (vorne, rechts)
Dabei stand zum Rundenschluss nicht nur eine weiße Weste mit 18:0 Mannschaftspunkten zu Buche, Die SF Oos gaben in den 54 Partien auch nur 11,5 Brettpunkte ab. Dass der Durchmarsch aber nicht so munter weitergeht wie bei seinem alten Verein, weiß Jung. Nach dem Aufstieg peilt der SF-Vorsitzende in der Kreisklasse I "nur" den Klassenerhalt an. Das Team um Kapitän Martin Jäger, Heinz Heiss, Udo Heizmann, Reiner Schechinger, Erich Braun, Henri, Michael und Rudolf Jung verstärkt sich mit dem bisher vereinslosen Marc Wernert, der das dritte Brett des Meisters übernimmt. Den Kader ergänzt Christian Schnepf, der als weiterer Akteur die Fronten wechselt und vom SC zu den SF geht. An neuer Wirkungsstätte soll Schnepf ab September die neue Webseite des Klubs betreuen.
Seit sich Reiner Jung mehr auf sein eigenes Schachspiel denn auf die Organisation und Jugendarbeit wie zu SC-Zeiten konzentriert, macht der SF-Vorsitzende große Fortschritte. In Frankreich spielte er eine für seine Verhältnisse überragende Saison. Auch in der Vereinsmeisterschaft verbesserte Reiner Jung seine Ratingzahl um rund 80 Punkte. Mit 6:1 Punkten setzte er sich hauchdünn vor dem ebenfalls ungeschlagenen Heizmann durch. In der kommenden Saison übernimmt der Finanzbeamte daher auch das Spitzenbrett bei den SF Oos. In der nachstehenden Partie der Klubmeisterschaft schlug Reiner Jung den amtierenden Vereinspokalsieger Rainer Unterbusch.
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W: Jung S: Unterbusch
1.d4 e6 2.Sf3 d5 3.e3 c5 4.c3 Sf6 5.Sbd2 Weiß kopiert den aus dem Slawischen bekannten schwarzen Aufbau. Das ist zwar nicht sonderlich ambitioniert - aber auch nicht ganz schlecht mit einem Tempo mehr als Anziehender. 5...Le7 6.Ld3 Sc6 7.0-0 0-0 8.b3 a6 9.Lb2 cxd4 10.exd4 Dc7 11.Te1 Ld6 12.c4 Verlängert die Reichweite des Läufers zwar zunächst nur minimal, aber nun wird Se5 möglich. 12...Lb4? [ 12...Sb4 13.Lb1 dxc4 14.Sxc4 Le7 15.a3 Sbd5 ist ungefähr ausgeglichen.] 13.a3 Lxd2 [ 13...Ld6 14.c5 Le7 15.Se5 b6 16.Tc1 bxc5 17.Sxc6 Dxc6 18.dxc5 a5 19.Sf3 La6 20.Se5 Db7 21.Sg4 Lxd3 ( 21...Sxg4 22.Dxg4 g6 23.Dd4 f6 24.Txe6 ) 22.Sxf6+ Lxf6 23.Lxf6 gxf6 24.Dxd3 und Weiß fehlt nicht mehr viel zu einer Gewinnstellung.] 14.Dxd2 Sa5 15.Dc3 Ld7 16.c5 b5 17.Se5 Sc6 18.h3 Tfb8 19.b4 Sxe5?! Schwarz steht natürlich nicht besonders. Durch diesen Abtausch verlängert er aber die Wirkung des Läufers auf b2. Zudem muss der Springer auf f6 seine gute gegen eine schlechte Position am Brettrand tauschen. 20.dxe5 Se8 21.f4 g6 Das damit verbundene Remisangebot lehnte Weiß umgehend ab. Schließlich hat Jung alles, was das Schachherz begehrt. 22.f5!? Brachial gespielt. Eine ruhigere Vorgehensweise bestand im Standardplan [ 22.g4, um f5 langsam und ohne Risiko durchzusetzen. 22...Sg7 23.Tf1 a5 24.Dd4 axb4 25.axb4 Lc6 26.f5 exf5 27.gxf5 Txa1 28.Lxa1 gxf5 29.Lxf5 De7 30.Dg4 Ta8 31.e6 Txa1 Der einzige noch spielbare Zug. ( 31...f6?? 32.Lxf6! Dxf6 33.Lxh7+ Kxh7 34.Txf6 ) 32.Txa1 fxe6 33.Ld3 und Weiß gewinnt.] 22...a5 [ 22...exf5?? beendet die Partie sofort, weil wegen der Mattdrohung auf der geöffneten langen Diagonalen eine Figur verloren geht.; 22...gxf5 23.Lxf5! exf5 24.e6 f6 25.exd7 Dxd7 26.Tad1 ist auch nicht erbaulich für Unterbusch.] 23.f6! Das bringt nun Schwarz auf dem neuralgischen Punkt g6 in Not, vor allem weil die schwarzen Figuren vom Königsflügel abgeschnitten sind. 23...Lc6 24.Dd2 axb4 25.axb4 Txa1 26.Txa1 Db7 27.h4 Ta8 28.Tf1 Db8?! [ 28...d4 stellt noch die beste praktische Chance dar, um den eigenen Figuren etwas mehr Raum zu verschaffen. Allerdings ändert dies wenig an der verzweifelten Lage.] 29.Dh6 Ta2? [ 29...d4 ist erneut die einzige Chance, um im Trüben zu fischen.] 30.Ld4 [ 30.h5! macht noch schneller Schluss. 30...Txb2 31.hxg6 hxg6 32.Lxg6! und der bis auf den Rappen von seiner Armee im Stich gelassene wehrlose König endet alsbald auf dem Schafott. ] 30...Da7 31.h5 Ta3 32.Lxg6 Zertrümmert den Bauernschild vor Ihro Majestät. 32...fxg6 33.f7+ Dxf7 34.Txf7 Kxf7 35.Dxh7+ Kf8 36.Dxg6 Sg7 37.h6 Ta7 1-0 |
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