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Der Tiger bissig wie eh und je

Baden-Ooser Anand festigt Ruf als weltbester Schnellschachspieler

von FM Hartmut Metz, 8. November 2003

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   Viswanathan Anand hat einmal mehr seine herausragende Stellung als weltbester Blitzdenker unterstrichen. Bei den Schnellschach-Weltmeisterschaften im französischen Cap d'Agde setzte sich der Inder in Diensten des SC Baden-Oos im Finale gegen Wladimir Kramnik mit 1,5:0,5 durch. Der "Tiger von Madras" eilte dann wie viele andere Topspieler weiter nach Bastia. Auf Korsika unterstrich Anand erneut seine Klasse und schlug dort im Endspiel den Bulgaren Wesselin Topalow mit 4:2.

 

Viswanathan Anand

Viswanathan Anand

 

   Am meisten Probleme hatte die Baden-Ooser Nummer eins mit seinem Mannschaftskameraden in der Bundesliga, Peter Swidler. Der schnappte ihm zunächst mit fünf Punkten in sieben Partien den Sieg in der Vorrundengruppe weg. Anand belegte mit vier Zählern hinter Alexander Grischuk (4,5) Platz drei, weil ihn die viertplatzierte Judit Polgar (4) schlug. So blieb dem dritten Baden-Ooser Ass, Alexej Schirow, nur Rang fünf. Peter Leko (beide 3,5), Joel Lautier (2) und der auf ganzer Linie enttäuschende Anatoli Karpow folgten. Der Ex-Weltmeister scheint mit 52 in die Jahre gekommen und konnte mit 1,5 Zählern eine Blamage nicht verhindern.

   In der zweiten Gruppe qualifizierten sich die beiden Weltmeister Kramnik und Ruslan Ponomarjow, der Franzose Etienne Bacrot (alle 4,5:2,5) und Boris Gelfand (3,5:3,5) für das Viertelfinale. Der derzeit in Glanzform befindliche Swidler leistete nach dem 1,5:0,5 über Topalow im Halbfinale erneut Anand (1,5:0,5 über Ponomarjow) großen Widerstand und unterlag erst in der Verlängerung mit 1,5:2,5. In der anderen Hälfte hatte Kramnik erst Polgar mit 1,5:0,5 geschlagen, um dann Grischuk (2:0-Sieger über Bacrot) mit einem 2:0 keine Chance zu lassen.

Nachstehend die entscheidende zweite Finalpartie.

 










W: Anand S: Kramnik

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.Ld3 Le6 12.c3 Lg7 13.Dh5 0-0 14.0-0 f4 15.Tfd1 [ 15.Tad1 Kh8 16.g3 Tg8 17.Kh1 Lf8 18.Le2 Tg5 19.Df3 f5 wurde 2001 dreimal mit nur bescheidenem Erfolg von Anand gespielt: In Merida schlug er Hernandez, unterlag Topalow und remisierte in Wijk aan Zee gegen Leko. ] 15...Tb8 16.Sc2 Dd7 17.h3 [ 17.De2 Lxd5 18.exd5 Se7 19.Sb4 a5 20.Sc6 Sxc6 21.Dh5 h6 22.Lf5 Dc7 23.dxc6 Dxc6 ist schwächer und führte in Timman - Parma, Bled 1979, zur Punkteteilung. Weiß will seine Dame durch h3 auf h5 halten, um in ferner Zukunft ein Auge auf h7 werfen zu können. ] 17...a5 18.Sa3! Ein neuer Zug, der überrascht: Bisher geschah 18.Le2. Mit dem Manöver kehrt Weiß zwar an den Brettrand zurück, lockt aber so den gegnerischen b-Bauern nach vorne. 18...b4 [ Die einzige Alternative 18...Sa7 wirkt zu passiv. Schwarz muss ohnehin am Damenflügel sein Glück versuchen.] 19.Sb5 bxc3 20.bxc3 Se7?! [ 20...f5 21.Sbc7! Df7 ( 21...Lf7 22.Dxf5 ) 22.Dxf7+ Kxf7 23.exf5 und Weiß hat einen gesunden Mehrbauern.; 20...Tb7 ist der einzige Versuch, der den folgenden Springerzug verhindert.] 21.Sdc7! Tbc8 22.Sxe6 fxe6 [ 22...Dxe6 23.Lc2 Tfd8 24.Lb3 d5 25.a4 verliert über kurz oder lang den schwachen d-Bauern.] 23.a4 Kh8 24.Lc2 Tc6 25.Td2 Sc8 26.Tad1 De7 27.Lb3 Der Bauer ist auch auf d6 kaum zu halten. 27...Tf6 28.c4! Der Anziehende offenbart seine Idee, die in c5 nebst Sprengung des gegnerischen Bauernzentrums besteht. 28...Th6 29.Df3 Lf8 30.c5! Trotzdem! 30...Txc5 [ 30...dxc5 31.Td7 Dg5 32.Td8 bereitet Kramnik Kopfzerbrechen auf seiner Grundreihe.] 31.Sxd6 Sxd6 32.Txd6 Dxd6 33.Txd6 Lxd6 34.Dd3 Bei guter Aufstellung sind zwei Türme stärker als die Dame. Doch hier steht einer abseits auf h6, was die Verteidigung unmöglich macht. 34...Tc6 [ 34...Lf8 verliert wegen 35.Dd8 Kg8 36.Dd7 und der e-Bauer fällt, wonach sich der Läufer am Schlussangriff beteiligt.] 35.Db5 Tc1+ 36.Kh2 Tf6 37.De8+ Lf8 38.Lxe6 f3 [ 38...Tc2 wird durch 39.Lf5 Txf2 40.Dd8! Kg7 ( 40...Tf7 41.Le6 ) 41.Dc7+ Tf7 42.Dxe5+ Tf6 43.Dc7+ Tf7 44.Dc4 (droht Dd4+) 44...Tf6 45.Kg1! Td2 ( oder 45...Tb2 ) 46.Dc7+ Tf7 47.Dc3+ widerlegt.] 39.g4 Tf1 40.Kg3 Tg1+ 41.Kh4 Kg7 [ 41...Th6+ 42.Kg5 Tg6+ 43.Kf5 und; 41...h6 42.Lf5 wenden die Niederlage nicht ab.] 42.g5 Tf4+ 43.Kh5 Tg2 44.Lf5 Txf5 45.exf5 Txf2 46.Dxe5+ Das Matt ist nicht mehr zu verhindern: [ 46.Dxe5+ Kf7 47.g6+ hxg6+ 48.fxg6+ Kg8 49.De6+ Kh8 50.Df6+ Kg8 51.Df7+ Kh8 52.Dh7# ; 46.g6 hxg6+ 47.fxg6 Lb4 48.Df7+ Kh8 49.Dh7# wäre allerdings einen Zug schneller gewesen.] 1-0

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