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Das Wunder an der Murg

Rochade Kuppenheim feiert 25-jähriges Jubiläum

von FM Hartmut Metz, 27. März 2004

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Viele Worte will Reinhard Kühl nicht darüber verlieren über die Entwicklung, die der Kuppenheimer Realschullehrer vor 25 Jahren angestoßen hat. Ein wenig "stolz" ist der ehemalige Oberligaspieler dann aber doch auf seine Schachgemeinschaft Rochade Kuppenheim, die er am 28. März 1979 zusammen mit Heribert Urban und Klaus Harsch gründete. Ursprünglich wollte das Trio "nur" den Eleven, die Kühl seit 1976 in seiner Schach AG für das königliche Spiel begeisterte, auch nach dem Schulabschluss die Möglichkeit zum geistigen Wettstreit bieten.

   Was sich daraus binnen weniger Jahre entwickelte, ahnte damals keiner der drei. Die Presse und der Rundfunk fassten es in den 80er Jahren kurz und knackig mit den Schlagworten "Das Wunder an der Murg" zusammen. Nachdem sich rasch erste Erfolge mit den fünf Nachwuchsmannschaften einstellten, zogen die Herrenteams mit Reinhard Kühl und Altmeister Heinz Breitling an der Spitze dank der jungen Burschen ab 1983 nach. Über 1 000 Tage blieb die Rochade ungeschlagen und marschierte von der Bezirksklasse durch bis in die Verbandsliga - dort stockte kurz der Aufstieg in die Oberliga, in der der badische Pokalsieger von 1992 inzwischen mit drei Vizemeisterschaften etabliert ist.

   Nur der Sprung in die Bundesliga, von dem Kühl während der Boomzeiten "geträumt" hatte, blieb den Kuppenheimern bis heute verwehrt. Das liegt auch an der Philosophie des Klubs, die der Langzeit-Vorsitzende Urban, der sich noch immer als Jugendleiter engagiert, "toll" findet: "Wir zahlen im Gegensatz zur Konkurrenz keine Honorare." Es reichte auch mit reinen Amateuren für zahllose Titel auf Bezirks- und Landesebene. Es mögen über 100 Meisterschaften sein, die die Rochade-Cracks im Einzel und im Team gewannen - die Übersicht über die genaue Zahl hat der Verein längst verloren.

   Der vielleicht stärkste reine Amateurverein Deutschlands sorgt mit anderen Aktivitäten für noch mehr Aufsehen: Das Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitz wurde zum Kultturnier und findet am 14. Mai zum 16. Mal statt. Als "Paradies" für Schachspieler, wie ein Nutzer meinte, gilt gar die Webseite der Rochade. Dank zahlreicher Kolumnen und aktueller Berichte lockt der rührige Webmaster Robert Miklos Monat für Monat zehntausende Besucher an! Großmeister aus aller Welt "outen" sich als Fans der "Rochade-Heimatseite", zuletzt Bundestrainer Uwe Bönsch.

   Neben den Ehrenpräsidenten Urban und Kühl zählt Alexander Hatz seit 25 Jahren zu den herausragenden Stützen der Schachgemeinschaft. Der aktuelle Vorsitzende, der seit seinem zwölften Lebensjahr fast kein Meisterschaftsspiel versäumte, holte in der langen Zeit die meisten Punkte für seine Rochade. Nachstehend von 1992 ein schöner Sieg des 36-Jährigen gegen die SF Freiburg 1887.

 










W: Hatz S: Becker

1.Sf3 Sf6 2.c4 e6 3.g3 b6 4.Lg2 Lb7 5.Sc3 Le7 6.d4 0-0 7.0-0 Se4 8.Dc2 Sxc3 9.Dxc3 d6 10.Dc2 f5?! Eine etwas verfrühte Aktion. Schwarz sollte erst einmal seine Entwicklung mit Sd7 vorantreiben. Der Zug sorgt für Probleme auf den weißen Feldern. 11.d5! e5 [ 11...exd5 12.Sd4 Dd7 13.Lxd5+ Lxd5 14.cxd5 hinterlässt hässliche Felderschwächen auf e6 und c6 sowie c7, dank derer Weiß klaren Vorteil besitzt.] 12.e4 Lc8 Der deplatzierte Läufer, der inzwischen auf d5 auf Granit beißt, sucht ein neues Betätigungsfeld. 13.Se1 Sa6 14.Sd3 Sc5 15.Sxc5 bxc5 16.f4 Zwingt Schwarz zu einer Klärung im Zentrum. 16...exf4 [ 16...Lf6 17.fxe5 Lxe5 18.exf5 kostet einen Bauern.] 17.Lxf4 Lf6 18.Tae1 fxe4 19.Lxe4 Ld4+ 20.Kg2 h6 21.Lh7+ Kh8 22.Lg6 Dd7 23.Te6! Die weißen Figuren beherrschen das Brett, während die des Nachziehenden Koordinationsschwierigkeiten haben. 23...Dd8? Dieser unscheinbare Damenzug, der vermeintlich den Turm auf e6 zu einer Erklärung zwingt, soll er dem Läufer auf c8 nicht zum Fraße vorgeworfen werden, verliert umgehend. Allerdings steht Weiß bereits klar besser. 24.Lg5! Nutzt die schwarze Grundreihenschwäche konsequent aus. 24...Lxe6 [ 24...hxg5 25.De2 g4 26.Dxg4 Le3 27.Tf4! Lxf4 28.gxf4 Kg8 29.Dh3 und der Mattangriff ist nicht mehr zu parieren.; 24...Dxg5 25.Txf8# ergibt sofort ein Matt.] 25.Lxd8 Txf1 26.dxe6! [ 26.dxe6 Tg1+ 27.Kh3 Txd8 28.e7 Tg8 29.De4 Tf1 30.e8D gewinnt leicht, weshalb Schwarz die Waffen streckte.] 1-0

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