Baby "stresst" Mami zu HöchstformNach glücklichem WM-Auftakt kommt Ketino Kachiani-Gersinska bis ins Viertelfinale; "Chinesen-Schreck" Elisabeth Pähtz spielt künftig für Baden-OosText und Fotos von FM Hartmut Metz, 5. Juni 2004 |
Die deutschen Schachspielerinnen können mit ihrem Abschneiden bei der Frauen-WM zufrieden sein. Die 19-jährige Elisabeth Pähtz war in Elista nicht nur der Liebling der kalmückischen Fans, sondern erwies sich bis zum Achtelfinale als "Chinesen-Schreck". Erst die dritte Chinesin stoppte die bisherige Dresdner Bundesliga-Spitzenspielerin, die in der nächsten Saison für den deutschen Meister SC Baden-Oos ans Brett gehen wird. Ihre künftige Vereinskameradin Ketino Kachiani-Gersinska kam nur langsam in Schwung. In den ersten zwei Runden benötigte die Muggensturmerin einiges Glück, ehe ihr nach dem Zweitrunden-Erfolg über die höher gehandelte Irina Krush (USA) gegen die Serbin Natascha Bojkovic ein souveräner 1,5:0,5-Sieg gelang. Kachiani-Gersinska verpasste im Viertelfinale den Sprung in die Vorschlussrunde. Ihre Freundin Jekaterina Kowalewskaja glich den Rückstand in der zweiten Partie aus und setzte sich gegen die 32-Jährige im Schnellschach-Tiebreak klar durch. Anschließend schaltete die ebenfalls für Baden-Oos spielende Russin auch die Topfavoritin Humpy Koneru (Indien) aus. Im bis morgen laufenden Finale misst sich Kowalewskaja mit der Bulgarin Antoaneta Stefanowa.
Ketino Kachiani-Gersinska
Kachiani-Gersinska zeigte sich zufrieden mit ihrer Viertelfinal-Teilnahme. Die über 10.000 Euro Preisgeld will die gebürtige Georgierin zum Großteil ihrer Familie und Freunden in Tiflis zukommen lassen, verkündete die junge Mutter bei ihrer Abschlusspressekonferenz in Elista. Als "beste Vorbereitung" nannte die Gattin des Baden-Ooser Vorsitzenden Jürgen Gersinska, den sie 1993 beim Turnier in Baden-Baden kennen gelernt und geheiratet hatte, ihren zweiten Sohn neben dem neunjährigen David. Der acht Monate alte Michael habe sie dermaßen nachts auf Trab gehalten, dass sie gestresst gewesen sei. "Stress ist gutes Doping. Deshalb habe ich meiner Meinung nach ganz gut bei dieser WM gespielt", befand Kachiani-Gersinska.
Gute Nerven zu nächtlicher Stunde brauchte die Muggensturmerin vor allem zum Auftakt. Bis um 1.30 Uhr dauerte der Tiebreak gegen Nguyen Thi Thanh An. Die Vietnamesin war in der siebten Partie kaum mehr zu bremsen. "Da durchlebte ich die schlimmsten Minuten der WM", gestand die Großmeisterin und setzte fort, "gegen jede andere Gegnerin hätte ich aufgegeben - ich will schließlich weder meine Kontrahenten noch mich selbst quälen." Aber da Nguyen zuvor eine Partie sinnlos hingeschleppt habe, "zahlte ich mit gleicher Münze zurück. Und wie Sie alle gesehen haben, geschah dann das Wunder!"
In der entscheidenden Blitzpartie bekam Nguyen außer den Anzugsvorteil mit Weiß auch sechs gegenüber fünf Minuten Bedenkzeit von Schwarz. Dafür sollte Kachiani-Gersinska ein Remis zum Einzug in die nächste Runde reichen.
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Nguyen,T (2353) - Kachiani-Gersinska,K (2439)
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