Sohn ersticht "Schach-Tiger" WebbEnglischer Fernschach-Großmeister wird mit 55 Jahren Opfer einer Bluttatvon FM Hartmut Metz, 7. Mai 2005 |
"Schach für Tiger - Hauptsache: Gewinnen" zählt zu den unterhaltsamsten Schachbüchern, die es für Jugendlichen gibt. Der Klassiker von 1980 sollte ein Vierteljahrhundert danach eine deutsche Neuauflage erfahren. Autor Simon Webb erlebt sie nicht mehr. Der 55-Jährige wurde nach einer Auseinandersetzung mit seinem Sohn erstochen. Der 25-Jährige, der bereits wegen Drogendelikten vier Jahre im Gefängnis gesessen haben soll, griff laut schwedischen Polizeiangaben nach einem Küchenmesser und rammte es seinem Vater in den Magen. Anschließend raste der Mörder mit dem Auto davon und baute nach Aussage des Stockholmer Inspektors Hans Strindlund mit "unglaublich hoher Geschwindigkeit" einen Unfall.
Webb war im Bridge englisches Nationalmannschaftsmitglied und zählte zu den stärksten Fernschachspielern der Welt. Bei dem Denksport per Postkarte stand er einst auf Platz sieben der Weltrangliste. Der Ermordete hatte nur ein Buch verfasst - und ist mit diesem noch heute vielen Schachspielern allein als Autor in Erinnerung! In dem nur 124 kleinformatigen Seiten umfassenden Bändchen gibt Webb treffliche Ratschläge, damit die Leser künftig typische Fehler vermeiden. Die Kapitel, etwa "Bekämpfe den Gegner - nicht die Figuren" oder "Wie man Trampelfanten in die Falle bekommt" - sind einfallsreich mit einem Tiger als Helden illustriert.
Die nachstehende Partie gewann Simon Webb 1991 beim Europacup gegen den starken Russen Jakow Meister, der mittlerweile in Deutschland lebt.