Chaos am Fuße des LöwenOrganisatoren der Jugend-WM in Belfort erzürnen Teilnehmervon FM Hartmut Metz, 13. August 2005 |
Frankreich hat sich in den vergangenen Jahren einen sehr guten Ruf im Schach erarbeitet. Vor allem im Nachwuchsbereich trumpften die Gallier auf und brachten durch gezielte Förderung Weltklassespieler wie Joël Lautier und Etienne Bacrot hervor. Letzterer kletterte in der Weltrangliste bis auf Platz acht und spielt in der neuen Bundesliga-Saison für den OSC Baden-Baden.
Mit der wohl am schlechtesten organisierten Jugend-WM aller Zeiten verscherzte sich das Team um Jean-Paul Touze in Belfort jetzt aber alle Sympathien. Bereits zum Auftakt gab es eine Panne nach der anderen. So vermengten die Veranstalter beispielsweise die Altersklassen bei der Auslosung und befanden nach den berechtigten Reklamationen, das sei doch nicht tragisch. Man könne die Partien ja dennoch spielen. Die Schiedsrichter bemerkten auch sechs Runden lang nicht, dass im Feld der U10 zwei Jungs gar nicht mit von der Partie waren. Die Gegner steckten so kampflos die Punkte ein und irgendwann waren die beiden Fehlenden auch noch gegeneinander gepaart worden ...
Es dauerte beim Auftakt rund drei Stunden länger als geplant, bis der erste Zug aufs Brett gesetzt werden konnte. Die Bedingungen in dem teils tropisch aufgeheizten Spielsaal waren ebenso katastrophal, beklagte vor allem ein Trainer der US-Delegation. Mit Schande, Diebstahl und Anarchie überschrieb Aviv Friedman seine geharnischte Anklage auf der englischen Webseite der Hamburger Firma Chessbase. Dabei hätten die Amerikaner durchaus zufrieden sein können, holte doch Alex Lenderman in der Kategorie U16 überraschend Gold. Aber stundenlanges tägliches Warten auf die Busse zu den Hotels, stundenlange Fahrten dorthin und Abzockerpreise sowie stundenlanges Anstehen fürs Essen ließ den Zorn nicht verrauchen.
Am Fuße des Löwen von Belfort, dem in Stein gehauenen Monument unterhalb der Zitadelle, vertrat Elena Winkelmann mit Platz fünf in der U14 die deutschen Farben am besten. Zu den herausragenden Talenten zählten Meri Arabidse und Ildar Chairullin. Das georgische Wunderkind Arabidse hatte im Vorjahr bereits die U10-Klasse mit 11:0 Punkten deklassiert. Eine Altersstufe höher, in der U12 weiblich, war die Elfjährige mit 10:1 Zählern ebenso kaum zu stoppen und siegte mit zwei Punkten Vorsprung.
Chairullin vollbrachte ein ähnliches Kunststück. 2004 hatte ihm keiner in der U14 das Wasser reichen können. Daher übersprang der Russe in Belfort eine Altersklasse und spielte anstatt bei der U16 in der Kategorie U18 und holte mit 8,5:2,5 Zählern erneut den WM-Titel. Eine Klasseleistung zeigte Chairullin in der vierten Runde.
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Chusnutdinow,Rustam (2354) - Chairullin,Ildar (2538) [A87]
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