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Pilgerfahrt nach Schwäbisch Gmünd

Ikonnikow gewinnt 18. Staufer-Open; üppiges Taschengeld für Bindrich

von FM Hartmut Metz, 14. Januar 2006

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   An Weihnachten gibt es neue Schachbücher und -Software als Geschenke – die Tage danach besinnen sich viele Schachspieler darauf, ihre Kunst auf dem Brett zu demonstrieren. In keiner Zeit des Jahres gibt es so viele Turniere wie bis zu Dreikönig. Von der Besetzung her brillierte heuer Bad Zwesten. Was die Quantität anlangt, baute das Staufer-Open seinen Rekord aus. 405 Teilnehmer pilgerten in den Stadtgarten von Schwäbisch Gmünd, um neun Runden lang in dem offenen Wettbewerb zu brüten. Addiert man die Spieler aus dem Senioren-Turnier sowie dem Kinderwettbewerb dazu, frönten 618 Schachfans ihrem Hobby.

 

Wjatscheslaw Ikonnikow

Wjatscheslaw Ikonnikow. Foto: Metz

 

   Beim Kampf um die insgesamt 8 500 Euro Preisgeld im 18. Open hatte Wjatscheslaw Ikonnikow die Nasenspitze knapp vorne. Der Spitzenspieler des Zweitligisten Heidelberg-Handschuhsheim schwächelte zwar nach sieben Siegen in Folge. Trotz der Niederlage gegen Wladimir Burmakin genügte dem 39 Jahre alten gelernten Ingenieur ein Schlussrunden-Remis gegen Sergej Kalinitschew, um die beste Buchholz-Wertung des Quartetts mit 7,5 Punkten aufzuweisen. Hinter den russischen Großmeistern Ikonnikow und Burmakin kamen Wentzislaw Inkiow (Bulgarien) sowie Falko Bindrich ein. Der 15-jährige Dresdner verbuchte neben mehreren anderen Talenten (hiervon allerdings der ebenso erfolgreiche Berichterstatter ausgenommen) eine Norm für den Internationalen-Meister-Titel. Das fast vierstellige Taschengeld geriet zwar für den Schüler Bindrich üppig, für Profis wie Ikonnikow ist es jedoch zu dürftig.

   Einen Zahltag mit rund 1 300 Euro hat der Russe nur selten. Daher täte es ihm wie anderen Berufsspielern, die mit sieben Punkten lediglich ein kleines Zubrot verdienten, gut, sich an einem höheren Preisfonds zu laben. Weil die Startgelder im Open bei rund 22 000 Euro gelegen sein dürften, sollte wenigstens mehr als die Hälfte verteilt werden. Das ist jedoch das einzige krasse Missverhältnis auf der rauen Ostalb. Das Ambiente und die perfekte Organisation locken immer mehr Amateure, die sich kaum am Preistopf orientieren, nach Schwäbisch Gmünd.

   In der letzten Partie hievte sich Falko Bindrich mit einer hübschen Kombination gegen die ukrainische Großmeisterin Inna Gaponenko auf den geteilten ersten Platz.

 










Gaponenko,Inna (2437) - Bindrich,Falko (2401) [B92]
18. Staufer-Open (9), 06.01.2006

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le2 e5 7.Sb3 Le7 8.0-0 0-0 9.a4 Le6 10.Lf3 Dc7 11.Te1 Sbd7 12.a5 b5 13.axb6 Sxb6 14.Sa5 Tfc8 15.Te2 Sc4 16.Sxc4 Lxc4 17.Te3 Dc6 18.b3 Le6 19.Lb2 Sd7 20.Lg4 Sf6 21.Lf3 Tc7 22.La3 Tac8 23.Td3 Db7 24.Lb2 Tc6 25.Ta2 T8c7 26.Da1 Sd7 27.Ld1 Sc5 28.Td2 Tb6 29.f3 Lg5 Schwarz steht deutlich besser. Weiß hat seine Figuren alles andere als günstig aufgebaut. 30.Te2 Tb4!? [30...f5 ist noch vorteilhafter.] 31.La3 Td4 32.Lxc5 Txc5 33.Sa4 [Den Bauern darf Weiß nicht nehmen: 33.Txa6?? Txc3 34.Ta8+ Tc8 und Schwarz hat eine Figur mehr.] 33...Tc8 [Das aktivere 33...Ta5 führt letztlich auch nur zum Ausgleich: 34.c4 f5 35.Sc3 Txa2 36.Txa2 Td2 37.Txd2 Lxd2 38.Sd5 Da7+ 39.Kf1 fxe4 40.fxe4 Lxd5 41.exd5 De3 42.Lc2 (42.Lf3 e4 43.Le2 Lc3 44.Dd1 Ld4 45.Ke1 Df2+ 46.Kd2 Dxg2 47.Df1 Dg5+ 48.Kc2 De3 49.De1 Le5 mit guten Gewinnchancen.) 42...Lc3 43.Dd1 Ld4 44.Df3 Dg1+ 45.Ke2 g6 46.Dg3= ] 34.c4 h5 35.Lc2 h4 36.Sc3 h3 37.g3 Db6 38.Kh1 Td2 39.Df1 Dd4 40.Sb1?? Der entscheidende Fehler im letzten Zug vor der Zeitkontrolle. Bei [40.Sd5 Tc6 41.Txd2 Dxd2 42.Lb1 Dd4 43.Ld3 ist die weiße Position noch zu halten.] 40...Txe2 41.Dxe2 Txc4!! 42.f4 Lg4! 43.Dxg4 Txc2? Gewinnt natürlich auch. Bindrich verpasst jedoch die Gelegenheit, die Opferorgie zu krönen: Nach [43...Dxe4+! hängen alle schwarzen Figuren und dennoch muss Weiß wegen des unvermeidlichen Matts aufgeben: 44.Lxe4 Tc1+ 45.Dd1 Txd1# ] 0-1

Schachlektüre

Der Schwäbisch Gmünder Meisterspieler Frank Zeller legt ein weiteres interessantes Buch mit sehr guten Erläuterungen vor. Nach 1.e4 c5 2.c3 soll 2...b6 das Gegengift auf den Anti-Sizilianer sein. Die Variante mag Geschmackssache sein. Zellers Arbeit und die Aufbereitung durch den Schachverlag Kania sind jedenfalls hochwertig.

Frank Zeller, "Anti-Anti-Sizilianisch: Mureys Gegengift", Schachverlag Kania, 17,50 Euro, ISBN 3-931192-31-8.


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